Dienstag, 5. Januar 2016

...

"Luisa? Noch am Leben?"
"Ja, ja, Unkraut vergeht nicht. Hier war nur so schrecklich viel zu tun. Heute habe ich etwas Lustiges im Spacenet gefunden: Die nervigsten Chefsprüche. Sehr gut ist auch der unten: 'Erinnern Sie mich morgen nochmal daran.' Wieso sagen alle Chefs immer wieder dasselbe? Wo lernen sie solche Sprüche?"
"Von ihren eigenen Chefs."
"Aha, ja, klingt logisch. Ich lerne die gerade auch von meinem Käptn. Nr. 1 'Ist nur mal so ne Idee' war sein Spruch, als es darum ging, ich solle eine Inventur im ganzen Schiff machen. Ich bin ja schon froh, wenn ich weiß, welche Materialien ich in meiner Werkstatt habe. Da verschwindet dauernd Zeugs, aber keiner bringt irgendetwas zurück.
Als ich darum bat, das Schloss auswechseln zu dürfen, kam Nr. 4 zum Einsatz: 'Klärt das bitte bilateral'. Der hatte doch gar nicht zugehört. Ich weiß doch gar nicht, wer da ständig ein und aus geht, obwohl die Tür abgeschlossen. Mit wem soll ich das denn bitte klären? Und wenn derjenige was klären wollte, würde er doch nicht heimlich einschleichen, während ich nicht da bin? Dann würde er mich doch darum bitten, ihm etwas zu leihen!"
"Nr. 2 wird er bei Ihnen aber doch wohl nie anwenden müssen. Sie haben doch von mir gelernt, Lösungen zu präsentieren."
"Pah, haben Sie ne Ahnung! Ich habe wirklich keine Lösung für gewisse Probleme, weil sie hier an der Arbeitskultur liegen. Da müsste der Käptn sich was überlegen, wie er Feuer in die Bude kriegt. Ich kann ihm doch nicht sagen, wie er die Leute zu führen hat."
"Und die restlichen Sprüche? Nr. 3 ist klar. 'Bis morgen in aller Frische!' klingt einfach flotter als 'Sie dürfen abtreten'."
"Ach, leidenschaftlos wie in Nr.5 ist er ja meistens, hat aber vielfältigere Formulierungen dafür, dass ihm alles am A... vorbei geht. Jederzeit kontaktieren (Nr. 6) ist eh lustig, wenn man ihn gerade kontaktiert hat und er einen abwimmelt. Dann heißt es nämlich 'Kontaktieren Sie mich ein anderes Mal, wenn es unbedingt sein muss.' Nr. 7 'Sie müssen auf die neuralgischen Punkte achten' kommt immer, wenn er gar nicht verstanden hat, wovon ich rede. Mit der Technik hat er es nicht so, was an sich nicht schlimm wäre, wenn er nicht den Anspruch an sich selbst hätte, bei allem mitreden zu können. Der Spruch mit den neuralgischen Punkten passt aber immer und kann nie schaden."
"Ist doch prima, wenn der Chef keinen Schaden anrichtet."
"Ich beschwer mich ja nicht, sondern nenne das nur der Vollständigkeit halber. Nr. 8 und 9 muss ich wohl nicht kommentieren. Das sind die typischen 'Lass mich in Ruhe' Sprüche: 'Du machst das schon', 'Danke für den Input', 'Ich habs auf dem Schirm', 'Lass uns ein anderes Mal darüber sprechen' und der gleichen mehr. Und Nr. 10, dass wir an unserer Performance arbeiten müssen, das ist eh klar. Das ist so das, was er sagt, wenn er mal ausnahmsweise merkt, dass sich alle Mitarbeiter an sein traniges Tempo und seine wurschtige Einstellung angepasst haben. Kreativer wird das mit der Motivation nicht mehr bei ihm, was kein Wunder ist. Wenn er selbst nicht motiviert ist, welche Begeisterung oder Disziplin soll er denn weitergeben?"
"Also alles beim Alten bei euch."
"Ja, genau. Darum habe ich mich auch so wenig gemeldet. Habe einfach die üblichen Dinge gemacht: Inspektionen, Warnungen, Berichte, Gezeter, Schrauben festdrehen, Kabel austauschen, Störstrahlungen messen, Evakuierungsübung durchführen, es wiederholt sich."
"Routine hat was Schönes."
"Tja, und wo bleiben die Herausforderungen im Leben?"
"Im privaten Bereich, würde ich sagen. Das mit der Liebe ist ziemlich kompliziert."
"Nee, eigentlich nicht. Marcus und ich halten immer noch zusammen wie Pech und Schwefel."
"Dann kann ich ja von Ihnen lernen, meine Liebe."
"Aaah, Landwehr, warum sagen Sie das nicht gleich? Gratuliere!"
"Noch gibt es nichts zu gratulieren. Ich habe sie noch nicht mal gefragt, ob sie mit mir ausgehen möchte."
"Ausgehen, wo geht's denn hin? In die Kantine?"
"Werden Sie mal nicht frech! Ich weiß, dass es romantischere Orte gibt, zum Beispiel solche, wo man ungestört ist."
"Im Wäschekeller, haha!"
"Auf der Brücke bei Nacht. Der Schirm ist auf optisch und Milchrstraße eingestellt, am besten zielt man direkt auf einen Sternschnuppenschwarm und wünscht sich dann ganz ungeniert einen Kuss."
"Sie gehen ja ganz schön ran."
"Das Leben ist kurz, es gibt keine Zeit zu verlieren."
"Naja, ich denke, für eine Militärangehörige ist das das richtige Vorgehen. Generalstabsmäßig, direkt..."
"Es ist die Ärztin."
"Doktor Song??? Na, dann sollten Sie vielleicht doch etwas... Ich meine ja nur. Sie wissen, dass sie ziemlich genervt ist, weil wirklich jeder sie anmacht?"
"Ich mache sie nicht an! Werfen Sie mich nicht mit den pubertierenden Rekruten in einen Sack!"
"Ich wünsche Ihnen wirklich Glück mit dieser tollen Frau! Erzählen Sie dann!"
"Mach ich."

Samstag, 14. November 2015

Dann sind wir also bald wieder im Krieg...

Gerade habe ich ein Déjà-vu. Der 11. September wiederholt sich in Paris. "Diese Attentate sind ein Kriegsakt", sagt die französische Regierung. Angela Merkel sagt sofort - wie damals Schröder - die "volle Unterstützung" zu. Damit sind wir nun also im Krieg. Gegen den IS oder erklärt man einen Krieg wieder nur einem konkreten Land und Volk?

Mittwoch, 14. Oktober 2015

Fotos aus Fukushima

Beeindruckende Fotos aus Fukushima gibt es hier. Gerade als SF-Autor interessiert man sich doch für solche Szenarien: Vom Erdbeben zerstörte Buchhandlungen, Straßen und Supermärkte, mehrere Jahre nach dem Unglück von Pflanzen oder Spinnweben überwuchert. Ich denke da an "I am legend", gerade auch an die Großwildjagd auf New Yorks Dschungel-Straßen. Das Ende der Zivilisation, zumindest in einem Teil der Welt...

Sonntag, 11. Oktober 2015

Wilhelm Busch: Jesus, unser Schicksal

Neulich las ich "Jesus unser Schicksal" von Wilhelm Busch. Nein, nicht von dem Vater von Max und Moritz, sondern von einem Pfarrer. Darin habe ich vier sehr gute Gedanken gefunden. (Bei den meisten Büchern muss man schon froh sein, wenn man einen einzigen findet.) Diese vier lauten (in Fettschrift):
  • Gottes Schweigen ist sein Gericht: Viele Menschen, gerade auch Atheisten fragen, wie Gott so viel Grausamkeit zulassen kann. "Warum tut er nichts dagegen? Warum bestraft er keinen?" Aber vielleicht ist gerade dieses Abwenden und dieses Geschehenlassen seine Antwort auf all das Böse, das geschieht? Ich weiß, das klingt erstmal unlogisch, weil man ja möchte, dass Gott etwas gegen die Täter tut, um die Opfer zu schützen. Aber wenn man sieht, wie selbstverständlich die Menschen es nehmen, selbst in Alltäglichem zu lügen und zu betrügen, sind wir da nicht wieder auf dem Stand von Sodom und Gomorrah? Damals hat er die Städte komplett vernichtet, nun lässt er Menschen das Strafgericht ausüben. Ich persönlich glaube, dass wir mit jeder noch so kleinen Tat, die wir tun, oder winzigen Betrügerei, die wir unterlassen, die Welt ein wenig besser machen. Wenn das moralische Niveau so unterirdisch ist, macht eigentlich alles einen Unterschied, was wir tun oder nicht tun. Würden wir alle uns kollektiv anders verhalten, würde sich viel ändern. Ich glaube nicht, dass dann Gott plötzlich am Himmel erscheinen und zur Bevölkerung sprechen würde, aber es wäre einfach auch nicht mehr möglich, dass Böses geschieht und alle wegsehen und es geschehen lassen. Unser Gefühl für Gerechtigkeit wäre dann wieder stark und die Gemeinschaft der Menschen würde sich selbst schützen. Wenn wir das Böse als selbstverständlich akzeptieren und immer nur froh sind, wenn es einen anderen trifft, brauchen wir uns nicht zu wundern, wenn es immer wieder passiert. Oder wenn man jemandem, der bestohlen oder von einem Menschen enttäuscht wurde, sagt, er solle nicht so wehleidig sein, was für moralischen Werte unterstützt man damit denn? Wenn man den Opfern von Verbrechen das Recht traurig zu sein verweigert, auf wessen Seite steht man denn dann?
  • Ein Verbrechen ist eine Lektion für den Täter, nicht für das Opfer. In unserer Gesellschaft werden die Opfer von Verbrechen dazu gezwungen, sich in einer Therapie den Schmerz wegoperieren zu lassen. Sie sollen aus dem Verbrechen ihre Lektion lernen und sich verändern. Sie sollen die Verantwortung für die Tat übernehmen, denn wenn sie wie alle anderen alles richtig machen würden, wäre es ja nicht passiert. Diese Lektion lautet dann oft, dass die Menschen nunmal schlecht sind und wer Fremden vertraut, der macht sich schuldig. Wer liebt und vertraut, der hat falsch gehandelt und trägt die Verantwortung dafür, Opfer geworden zu sein. Nochmal: Welche moralischen Werte unterstützt man denn mit solchem Scheiß? Warum ist niemand moralisch empört, wenn das Vertrauen eines Menschen missbraucht wird? Wenn jemandem Unrecht getan wird?
  • Wenn wir Gott nicht hören, sind wir zu weit von ihm entfernt. Das ist natürlich nicht geografisch gemeint. Gott ist überall, und jeder kann ihn hören. Wer klopft, dem wir aufgetan. Aber eine Bereitschaft zum Zuhören muss vorhanden sein.
  • "Religion" ist das ewige Suchen nach Gott. Glaube ist also kein Ziel, sondern ein Weg.

Freitag, 2. Oktober 2015

Mühsam

"Und?" fragte Landwehr. "Irgendwelche neuen Katastrophen?"
"Ja", erwiderte Luisa müde, "aber man gewöhnt sich dran. Ich stumpfe ab."
"Gut und schlecht. Vergessen Sie nicht, um Ihr Überleben zu kämpfen. Werden Sie nicht nachsichtig mit Schlamperei."
"Ich stehe ziemlich allein da mit meinem Kampf. Wissen Sie, wenn einer eine Regel übertritt, dann fliegt das Schiff ja nicht gleich auseinander. Darum glauben sie, dass sie jede Regel übertreten können und das Schiff unverwüstlich sei. Sonst hätten sie ja auch nicht mein Labor gesprengt."
"Vorsicht mit Verallgemeinerungen. Vermutlich hat nur eine einzige Person die Explosion verursacht."
"Ich weiß, aber solange ich den Täter nicht gefasst habe, ist jeder verdächtig."
"Dann sollten Sie ihn doch suchen und fangen."
"Wie denn? Es gibt doch keine Spuren!"
"Doch, eine bleibt wohl: sein schlechte Gewissen."
"Pah, der oder die hat doch kein schlechtes Gewissen!"
"Na, na, na, ganz so schlecht ist die Menschheit dann doch nicht. Die Leute wissen schon, was sich gehört. Sie halten sich nur nicht daran."
"Und woran erkenne ich ein schlechtes Gewissen? Daran, dass jemand komisch grinst, wenn ich dne Gang entlang komme? Dann sind nach wie vor alle verdächtig. Keine Ahnung, was für Gerüchte man über mich verbreitet. Ich glaube kaum, dass sie so breit grinsen würden über irgendetwas, das ich tatsächlich getan habe."
"Irgendwelche Sexualpraktiken vielleicht? Eine versteckte Kamera ist leicht installiert."
"Ha, ha, sehr lustig. Nein, wenn Sie es schon so genau wissen wollen: Wir hegen keine besonders originellen Sexualpraktiken. Meistens sind wir zu müde für irgendwelchen Matrazensport. Nicht nur ich fahre Doppelschichten, Marcus nämlich auch. Sein Vorgesetzter unterstützt unsere Beziehung nicht gerade. Keine Ahnung wieso."
"Gehen Sie mit ihm doch mal einen Kaffee trinken."
"Lieber nicht. Was das wieder für Gerüchte gäbe. Er ist doch verheiratet."
"Dann soll Marcus mit ihm einen heben."
"Ich richt's ihm aus. Der wird sich freuen!"
"Sie beiden sollten sich wirklich nicht so vom Rest der Mannschaft absondern.Sie haben noch über ein Jahr auf diesem Schiff?"
"Wollen Sie andeuten, dass wir die Hälfte bald schon überlebt haben?"
"Die leichtere Hälfte, würde ich sagen. Die Fotos, die Sie mir geschickt haben, sehen nicht viel versprechend aus."
"Sie haben sie schon analysiert? Warum sagen Sie das nicht gleich, statt hier Small Talk über meine Sexualpraktiken zu betreiben?"
"Materialschaden, wenn Sie mich fragen. Der war vermutlich schon drin, als Sie los geflogen sind. Die Werkstatt hat geschlampt."
"Was uns jetzt nicht weiter hilft. Können Sie mir trotzdem ein schriftliches Gutachten zuschicken, für alle Fälle? Vielleicht will irgendjemand die mal verklagen? Zum Beispiel die Witwen der Mannschaft, nachdem wir bei einem Unfall gestorben sind? Oder die Versicherung des Schiffs?"
"Kann ich machen. Ich lege die Rechnung gleich mit dazu. Ich hoffe, ihr habt ein Budget dafür."
"Notfalls bezahle ich es von meinem eigenen Geld, Landwehr, das können Sie mir glauben. Nachdem wir die Dokumentation geklärt haben, ans Handeln: Was kann ich tun? Das ist ein Riss, der sich ausbreiten wird, nicht wahr?"
"Voraussichtlich ja. Die Materialbelastung im Weltall ist enorm. Am besten wäre, man würde die Außenplatte irgendwo im Dock austauschen. Habe gecheckt, aber weit und breit leider kein mobiles Dock in eurer Nähe entdecken können. Die Erde wird wohl euer nächster Stopp sein. Solange hält das nicht. Sie wissen doch sicher noch, was ein A0017 ist?"
"Ach, du Scheiße. Das krieg ich alleine nicht hin. Ums Geld geht es gar nicht so, und das Material dafür haben wir auch hier. Aber wer soll mir dabei helfen? Die haben doch alle zwei linke Hände! Ich traue keinem von denen. Wenn ich ihnen nur kurz den Rücken zudrehe, stopfen die ein Loch in der Außenhaut schnell mal mit einem Kaugummi."
"Sie sind der Sicherheitsingenieur. Sagen Sie denen, wo sie ihre fettigen Daumen hinlegen sollen, und schauen Sie ihnen genau auf die Fingerchen."
"Und was ist mir Marcus? Hat der junge Mann auch zwei linke Hände?"
"Er ist Polizist. Den kriege ich nicht für die Reparatur. Nur diese schmuddeligen Saufnasen aus der Hausmeisterei."
"Dann muss es mit denen gehen. Sie wissen ja: Was muss, das muss."
"Muss nicht. Wir wären nicht das erste Schiff, das den A0017 versaut. Wie viel Zeit haben wir für die Vorbereitung?"
"Bin ich Hellseher? Länger als drei Monate sollten Sie aber nicht mit den Vorbereitungen brauchen, wenn ich mal grob über den Daumen peile."
"Gut, dann fange ich morgen damit an."

Donnerstag, 17. September 2015

soziale Berg- und Tal-Fahrt: nicht lustig!

Soziale Mobilität, alles schön und gut, aber wenn es auf und ab geht, hinterlässt das seine Spuren. Bei jedem Auf und jedem Ab gibt es Verluste, besonders bei den Freundschaften. Momentan befinde ich mich wieder auf dem aufsteigenden Ast, und es passiert genau das, was dann immer passiert:
  • Ich verliere die Freunde, die auch in der Armut und Traurigkeit zu mir gehalten haben.
  • Meine Erfolge werden von anderen als Misserfolge umgedeutet.
  • Ausgerechnet jetzt rät man mir dazu, alles hinzuschmeißen und woanders ganz neu anzufangen. Das ist bizarr, denn wenn ich wirklich ganz am Boden bin und bereit, woanders neu anzufangen, da raten mir alle zum Durchhalten. Was mal wieder zeigt, was man von den Ratschlägen anderer Leute halten muss.
  • Der Gegenwind wird stärker. Während die Leute mir bisher immer noch mit fröhlichem Hohn sagten, dass ich nichts wert sei, sagen sie es jetzt mit einer gewissen ernsthaften Verbissenheit. Dann lassen ja die nächsten üblen Intrigen wohl nicht mehr lange auf sich warten...Erste Anfälle von aggressivem Neid hat es schon gegeben.
Der Vollständigkeit halber was passiert, wenn man sich gerade auf der absteigenden Flanke der Berg-und-Tal-Bahn befindet:
  • Statusbetonte Menschen, Neureiche, Geltungssüchtige schicken einen plötzlich mit höhnischem Arschtritt in die Wüste. Da können durchaus auch Leute dabei sein, denen man aufgrund ihrer Nettigkeit vertraut hatte. Aber die Freundlichkeit galt nicht mir, sondern meinem Status. Erkennen kann man solche Leute durchaus, wenn man gut aufpasst. Beispielsweise daran, dass sie bei ihren Freunden den Beruf zur Charakterisierung verwenden. Eine Freundin der letzten Hochphase erzählte immer im Stil: "Du erinnerst dich? Der Arzt, von dem ich schonmal erzählt habe?" oder: "Die Anwältin, mit der ich immer Tennis spiele..."
  • Viele versuchen, aus meiner Situation Profit zu schlagen. Mir ist noch nie im Leben so oft vorgeschlagen worden, dass ich kostenlos für jemanden arbeiten dürfe, wie in der Anfangsphase meiner Selbständigkeit. Dabei hat man als Selbständiger wirklich Wichtigeres zu tun als kostenlos für andere zu arbeiten. Man könnte z.B. kostenlos für sich selbst arbeiten.
  • Alles was Status voraussetzt, ist mir plötzlich verwehrt. Man wird nicht mehr zu Parties eingeladen, und selbst Vorträge auf Konferenzen darf man nun nicht mehr so ohne Weiteres halten, weil die eben nicht mich mit meiner Kompetenz wollen, sondern den schönen Status, der hinter meinem Namen steht.
  • Ständig werde ich gefragt, wer für mich bürgt. Chef, Ehemann, berühmte Kunden? Wenn ich schon selbst niemand bin, brauche ich irgendeine Referenz.
  • Jeder kurzbeinige Kläffer, der in seinem Leben noch nie etwas zustande gebracht hat, bemerkt meine Verwundbarkeit, bellt mich an, schnappt nach meinen Waden und pinkelt mir ans Bein. Oder kichert einfach nur, wenn er mich sieht. Es ist ja dann eh alles albern, was ich sage.
  • Um mich herum sammeln sich lauter Leute, die chronisch destruktiv sind. Scheinbar passt das dann, auch wenn bei mir die pessimistische Verletztheit nur der aktuellen Lage geschuldet ist und nach ein paar Monaten oder spätestens zwei Jahren ja schon wieder vergeht. Ich vermeide es darum, in solchen Phasen überhaupt neue Leute kennen zu lernen, weil sich einfach die Falschen um mich scharen, die es gut finden, dass ich unten bin, am besten noch unter ihnen. Diese können sehr klebrig sein und mögen es nicht, wenn man sich aus ihrem Sumpf wieder entfernen möchte.
Zweierlei finde ich ätzend daran:
  1. Dass die Leute überhaupt so einen Wert auf Status legen. Innere Werte sind fast vollständig wurscht. Mir fallen spontan nur zwei Leute ein, die durch viele Aufs und Abs zu mir gehalten haben. (Gruß an B, der hier mitliest! *wink*)
  2. Dass die Leute so scharf auf asymmetrische zwischenmenschliche Beziehungen sind. Die meisten suchen sich jemanden, den sie von oben herab behandeln können.

Freitag, 28. August 2015

Einsamkeit

Wenn man sich einsam fühlt, dann hat man nicht zu wenig Freunde bzw. Menschen in seinem Leben, sondern zu viele falsche...
Muna Germann

Montag, 24. August 2015

Wohnen im Zug: Lösung meines Problems

Ha, das ist die Lösung: Ich wohne ab sofort im Zug, so wie Leonie Müller. Die Möbel und Bücher werden eingelagert. Ich wohne ja bisher schon hauptsächlich unterwegs und in Hotels. Aber irgendwie isses auch schön, seine Bücher in einem Regal greifbar zu haben und einen Ort zu haben, an den man zurück kehren kann. Das könnte aber dann auch ein Zimmer in einer WG sein oder eine Einzimmerwohnung. Die würde dann eher aussehen wie ein Lagerraum. Hm, das wäre zu überlegen und da tun sich neue Möglichkeiten auf. Ich könnte auch tatsächlich nur einen Lagerraum mieten, der etwas größer ist, so dass ich die Bücherregale aufstellen kann und das Bett. Zum Duschen gehe ich dann ins Schwimmbad und zum Frühstück in die DB-Lounge. Oh, stimmt, das vergaßen sie zu erwähnen, dass man als Inhaber der Bahncard 100 in der DB Lounge Internetzugang und Getränke kostenlos bekommt. Dort kann man auch schön wohnen. Ob man dort auch durchschlafen darf, wäre auszuprobieren.

Sonntag, 23. August 2015

Hermann und Dorothea

Neulich las ich "Hermann und Dorothea" von Johann Wolfgang Goethe erneut. Die Geschichte berührt mich, wie sie in ihrer Schlichtheit ganz grundsätzliche Fragen des menschlichen Lebens diskutiert.
Zwei besonders schöne Zitate möchte ich hier weitergeben:
5. Gesang, Zeile 57ff:
"Der Augenblick nur entscheidet
Über das Leben des Menschen und über sein ganzes Geschicke;
Denn nach langer Beratung ist doch ein jeder Entschluß nur
Werk des Moments, es ergreift doch nur der Verständ'ge das Rechte.
Immer gefährlicher ist's, beim Wählen dieses oder jenes
Nebenher zu bedenken und so das Gefühl zu verwirren."
6. Gesang, Zeile 163f:
"Eh' du den Scheffel Salz mit dem neuen Bekannten verzehret,
Darfst du nicht leichtlich ihm trauen; dich macht die Zeit nur gewisser,
Wie du es habest mit ihm und wie die Freundschaft bestehe."

Wobei ich hinzufügen will, dass es natürlich nicht nur die Dauer macht, sondern man sollte mit jedem Freund ein Mal durchs (eigene) Leid und ein Mal durch den Erfolg gegangen sein. Wenn der Freund beides ertragen kann, ist er ein wahrer Freund. Manche finden es nämlich ganz prächtig, sich mit Menschen zu umgeben, denen es schlecht geht. Daneben fühlt er sich dann schön erfolgreich und überlegen. Hat man aber plötzlich Erfolg, dann wird der gute Freund plötzlich garstig vor Neid.
Und dass es Menschen gibt, die nur bei schönem Wetter Freunde sind und einen im Schmerz allein lassen, das ist wohl noch der häufigere Fall.

Samstag, 22. August 2015

Schüsse im Zug

Oh weh, jetzt sind auch wir Bahnfahrer dran. Nach Schüssen auf der Autobahn, in den Straßengraben gedrängten Radfahrern und Sprengstoff im Flugzeug wird nun auch im Zug scharf geschossen. Eventuell darf ich demnächst auch keine Nagelschere mehr in den Zug mitnehmen, sondern muss das Kosmetiktäschchen vor der Reise aufgeben?

Schüsse im Thalys

Montag, 10. August 2015

Frauenberufe sind einfacher

Ja, wir wussten es doch schon immer: Was eine Frau kann, das kann eh jeder. Hier die Zusammenfassung einer Studie, die mich gar nicht überrascht:
https://www.dgps.de/index.php?id=143&tx_ttnews[tt_news]=1610&cHash=1308c97486a0f55bc30d6a7cf12bf49f
Wenn man Grundschulkindern einen Beruf als Männerberuf präsentiert, denken sie, er sei schwierig, aber auch wichtig und gut bezahlt. Erwähnt man, dass er auch von Frauen gemacht wird (Automechanikerin z.B.), dann kann er so schwer nicht sein.

Na, dann grüße ich mal zu Luisa rüber!

Dienstag, 14. Juli 2015

Jugenderinnerungen...

Gerade mache ich mir etwas Sorgen um mein Seelenheil. Neulich habe ich aus Geldgier einen Mathematik-Kurs gegeben, obwohl das eigentlich nicht mehr mein Fach ist. Hilfe, hatte ich einen Spaß!
Und gerade eben habe ich vertretungsweise einer Studentin diverse Fragen zum Maschinenbau beantwortet. Kolben, Drehstrommotoren, sowas alles. Heia, da kommen Jugenderinnerungen hoch: Ich im Schneidersitz auf dem Bett des Studiwohnheims, über Formeln brütend. Das war wie früher!! So schöööön!
OK, ich gehe gleich mal Fieber messen und anschließend nehme ich ein Baldrian. Kann vor Aufregung sonst nicht einschlafen... Bestimme träume ich von Motorenöl und stampfenden Kolben.

Sonntag, 12. Juli 2015

Zivilcourage ist wichtig, aber...

... aber irgendwie werde ich den Verdacht nicht los, dass es immer die Falschen trifft:
http://www.gmx.net/magazine/panorama/30760952
Da geht ein Vater mit seiner Tochter spazieren und wird gleich von Leuten verfolgt und geschlagen, weil sie ihn für einen Pädophilen halten. Wer harmlos ist und nichts zu verbergen hat, wird für verdächtig gehalten. Während die echten Pädophilen Gerüchten zufolge die Menschen in ihrer Umgebung derart manipulieren, dass diese sie angeblich für ganz toll oder zumindest harmlos halten.

Ich glaube, dass die Menschen ganz instinktiv spüren, wer gefährlich ist und wer nicht. Die wirklich gefährlichen Menschen können ungehindert ihrer Wege gehen, weil alle sie fürchten. Stattdessen lassen sie ihren Hass lieber an harmlosen Leuten aus, die sich nicht wehren und auch nie eine Show vorspielen, weil sie glauben, nichts zu verbergen zu haben.

Ich denke, die Menschheit sollte mal an ihrer Menschenkenntnis arbeiten. Nicht immer nur das glauben, was Leute über sich selbst sagen. Nicht immer nur das glauben, was sie glauben sollen. Die beliebtesten Leute sind doch wegen ihres überbordenden Charmes sowieso die Borderliner, die ich inzwischen für deutlich gefährlicher halte als Psychopathen. Ein Psychopath ist wenigstens noch berechenbar in seiner Gemeinheit. Ein Borderliner kann sich jederzeit in irgendwelche bizarren Geschichten hinein steigern und jemanden wegen Verbrechen rufmorden, die derjenige nie begangen hat. Nur als Beispiel.

Dienstag, 30. Juni 2015

Leben geht weiter

Das Leben geht weiter. Das haarige kleine Ding, das ich da ausgebrütet habe, hat herausgefunden, wozu seine Flügel da sind. Zunächst saß es als schwarzes Dreieck oben an der Decke, inzwischen ist es, glaube ich, fortgeflogen. Aber wer weiß. Wenn jemand in einer Fantasy-Geschichte etwas Unbekanntes ausbrütet, wird ja meistens etwas daraus, das größer und gefährlicher ist als ein schwarzer Falter. Und später findet man die Knochen des Menschen abgenagt in der ganzen Wohnung zerstreut... *Filmmusik*

Meine ebenfalls haarige Tomatenpflanze trägt inzwischen drei erbsgroße und erbsgrüne Tomätchen. Na, das Leben bleibt aber spannend! Was daraus wohl wird? Ein Flaschengeist? Ein Kürbis?

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