Donnerstag, 24. Mai 2012

Abschiedsworte

"Junge Frau", hatte der Kapitän Luisa zum Abschied gesagt. "Sie waren recht tapfer, haben länger durchgehalten als ich bei so einem zarten Persönchen wie Ihnen erwartete. Ich war sogar nahe dran zu glauben, Sie bleiben für immer hier. Dann hätten sie auch die Fortbildung bekommen, für die Sie sich schon seit Jahren jeden Januar bewerben. Aber so ist es gut, dass ich das Geld lieber in einen der jungen Männer investiert habe."
"Und was...", fragte Luisa, "wenn ich genau deswegen gekündigt hätte? Weil man mir diese Fortbildung immer und immer wieder verweigert? Weil man mir damit trotz aller schönen Worte und Zwischenzeugnisse signalisiert, dass ich trotzdem nicht gut genug bin?"
Dem Kapitän blieb kurz der Mund offen, dann schüttete er den Kopf. "Aber Sie wissen doch, dass wir sehr zufrieden mit Ihnen sind. Habe ich doch dauernd gesagt. Was wollen Sie noch mehr?"
"Taten! Zu dieser Fortbildung werden seit zwei Jahren Leute geschickt, die kürzer dabei sind als ich. Damit kommunizieren Sie mir doch, dass Sie von diesen mehr halten als von mir!"
"Aber, aber, junge Frau, warum so heftig? Warum müssen Frauen immer so emotional reagieren?"
"Ein Mann wäre bei so etwas auch sauer. Die achten erst recht auf so etwas."
"Ja, weil sie Karriere machen wollen. Aber das wollen Sie doch nicht. Sonst würden Sie uns jetzt nicht verlassen."
"Ich sehe, Sir, Sie verstehen mich nicht."
"Nein, wirklich nicht. Warum machen Frauen einfache Dinge immer so kompliziert?"
"Es ist nicht kompliziert. Sie haben bei der Fortbildung Jüngere bevorzugt und jeder Mann würde aus dieser Tatsache diesselben Schlüsse siehen wie ich."
"Nein, würde er nicht. Er würde härter arbeiten."
"Ich habe zwei Jahre lang härter gearbeitet, ohne dass Sie es gesehen hätten."
"Dann war es leider nicht hart genug. Werden Sie nicht zickig, schließlich ist Ihr Zeugnis noch nicht geschrieben."
"Dann bedanke ich mich für meine lehrreiche Zeit und wünsche Ihnen noch einen guten Flug, Kapitän!"

Freitag, 11. Mai 2012

endlich schwindelfrei

"Gut, dass ich Sie noch treffe, Luisa", sagte Landwehr. "Ich wollte Ihnen noch alles Gute wünschen."
Er reichte ihr die Hand und drückte herzhaft zu. "Schade, dass Sie uns verlassen. Sie haben sich prima geschlagen - für ein Mädchen."
Luisa strich sich eine schwarze Haarsträhne aus der Stirn. "Eben, das ist es ja. Obwohl mir dieser ganze Umgangston nicht liegt, habe ich mich trotzdem tapfer geschlagen - auf eure Weise. Ich habe sogar jemanden verletzt, ich habe intrigiert und gelogen. Aber ich habe es ohne Überzeugung getan, es ist nicht meine Art. Ihr müsst ohne mich weiterfliegen und euch bekriegen, Jungs."
Landwehr nickte. "Aber du hast zumindest gezeigt, dass du es drauf hast. Du wirst also nie bereuen müssen, dass du uns verlassen hast."
"Genau." Sie lächelte und hauchte Landwehr ein Küsschen auf die stoppelige Wange. "Danke, dass Sie mir immer Ihre ungeschminkte Wahrheit gesagt haben. Ich weiß, die anderen ticken nicht anders als Sie. Und ich wusste, woran ich bin. Das hat mir bei meiner Entscheidung sehr geholfen!"
"Viel Glück als Künstlerin!"
Luisa schulterte ihren Seesack und stieg die Metalltreppe hinab auf den Mars. Dabei klammerte sie sich mit einer Hand am Geländer fest, da sie nicht schwindelfrei war. Ihre Lunge fühlte sich als würde sie zusammengepresst. Dabei herrschte hier im Raumhafen normaler Luftdruck und Sauerstoffgehalt wie auf der Erde.
Luisa blieb auf halber Höhe stehen. Sie hörte die Stimme ihrer Mutter: "Lass das sein, steig nicht da hoch, du wirst herunterfallen!" Und sie wusste, dass sie diese Stimme zum letzten Mal in ihrem Leben hörte. Nie wieder würde jemand neben ihr stehen und ihr solchen Unsinn ins Ohr flüstern. Sie ging jetzt nämlich ihren eigenen Weg!
Es rauschte in ihrem Kopf, die verschwommene Treppe wurde scharf sichtbar. Luisa fühlte den stabilen Stahl unter ihren Füßen, verlässlich und geduldig. Sie spürte bewusst ihre festen Stiefel, ihren trainierten Rücken und eine Hand, die sich unnötig festklammerte. Sie ließ los. Sie atmete tief ein. Es gab nichts, wovor sie sich jetzt noch fürchtete. Gab es irgendeinen Grund aus dem sie auf einer Treppe stürzen sollte? Wie hatte sie das jemals glauben können! Plötzlich war sie schwindelfrei.

Sonntag, 6. Mai 2012

Ich wette!

Ich mache mich selbständig. Und die spontanen Reaktionen sind immer wieder ähnlich. Abgesehen von der Frage, was ich denn machen werde, und den der Höflichkeit geschuldeten Glückwünschen (die oft aber auch vergessen werden), waren bisher die häufigsten Reaktionen:
- "Selbständige arbeiten Tag und Nacht" oder "Selbständige machen keinen Urlaub"
- "Prima, dann kannst Du ab sofort private Ausgaben steuerlich absetzen, zum Beispiel wenn Du abends mit Freunden ausgehst." (Ich seh´s schon kommen, dass man mir nicht nur den Papierbeleg überlässt, sondern gleich auch das Bezahlen der Rechnung. Dabei war Steuerbetrug überhaupt nicht das Ziel beim Selbständigmachen.)
- "Dann hast Du doch einen Job für mich." Mein zarter Hinweis darauf, dass ich mich erstmal selbst ernähren will, wurde nicht ernst genommen, denn wer sich selbständig macht, bekommt einen riesigen Kredit von der Bank und ist plötzlich reich genug, um seinen Freunden davon abzugeben. Seltsame Mathematik.
- Neulich gab´s noch einen stundenlangen Vortrag über Hartz IV, dass ich mein Geld auf fremde Konten verschieben muss, damit ich überhaupt Hartz IV bekomme, und natürlich nicht bei meinen Eltern einziehen darf. (Ähm? Eigentlich hatte ich geplant, auch Geld einzunehmen, ihr Sumpfnasen! Ich hab schon Aufträge!)

Was die Arbeitszeiten und den Urlaub angeht, bin ich bereit, eine Wette einzugehen. Ich werde weniger arbeiten als bisher. Bisher hatte ich immer zwei Jobs. Tagsüber sklavte ich für den Chef, in der Hoffnung, dass dort mein Zeitvertrag verlängert wird oder er seine Drohungen zurück nimmt. Und abends + am Wochenende bildete ich mich fort und erarbeitete mir mein eigenes Ding. Mit diesen beiden Jobs war ich wirklich fast lückenlos ausgelastet. Nun werde ich eins, so wie mein Bücherbestand eins geworden ist. Und dann werde ich auch nicht mehr für zwei arbeiten. Wetten?

Schließlich bin ich eine Meisterin des Zeitmanagements. Wenn ich so sehe, wie Leute schon ihren Angestelltenjob nicht im Griff haben, obwohl sie dort nur für ein paar einzelne Aufgaben verantwortlich sind, dann wundert einen nicht, wenn sie den Überblick verlieren, sobald sie alles allein verantworten. Die Hälfte aller Aufgaben wird komplett vergessen, beim Rest der Termin nicht eingehalten. Dokumente, die man geschickt bekommt, liest keiner, und Absprachen sind eh nur Zeitverschwendung. Bah, ich bin raus aus dem Bürochaos!

Am meisten irritiert mich aber, wie selbstverständlich die Leute ganz offen über Betrug reden und Tipps und Tricks für den Betrug austauschen. Wenn ich sage, ich mache das nicht, lachen sie mich noch aus wegen meiner Dummheit. Das ist echt peinlich für Deutschland. Wo sind denn Moral und Anstand hin? Bei mir stehen sie in der Corporate Identity!

Und den ersten Urlaub plane ich gerade. Natürlich wird das nicht gerade die Shopping-Tour in Dubai oder eine Kreuzfahrt auf der Queen Mary, sondern eher Wandern und Camping. Aber ich muss hier mal ne Woche raus und mich selbst finden. Oder so. Vielleicht schreib ich auch ein Buch darüber. Falls überhaupt bei diesem Urlaub etwas rauskommt, was sich zu drucken lohnt.

Dienstag, 1. Mai 2012

Castles in the air

Im Nachwort seines Buchs „Walden“ schreibt Henry David Thoreau über seinen Selbstversuch:
"I learned this, at least, by my experiment; that if one advances confidently in the direction of his dreams, and endeavors to live the life which he has imagined, he will meet with a success unexpected in common hours. He will put some things behind, will pass an invisible boundary; new, universal, and more liberal laws will begin to establish themselves around and within him; or the old laws be expanded, and interpreted in his favor in a more liberal sense, and he will live with the license of a higher order of beings. In proportion as he simplifies his life, the laws of the universe will appear less complex, and solitude will not be solitude, nor poverty poverty, nor weakness weakness. If you have built castles in the air, your work need not be lost; that is where they should be. Now put the foundations under them."
Ja, also schöner konnte er mir nicht Glück wünschen für meine Zukunft als Selbständige. :-))

Sonntag, 22. April 2012

Flohmarkt im Sturm

Das allerschönste Scheißwetter habe ich mir ausgesucht, um einen Flohmarktstand zu machen! Ich konnte nur die wasserfesten Waren ausstellen und auch nur diejenigen, die auch bei Sturm nicht davon fliegen. Bücherwetter war nur zwischendurch zehnminutenweise.

Ich hatte nur Glück, dass ich kükenmäßig unter die Fittiche eines großen blauen Schirms unterkriechen konnte. Ich dachte, ich beobachte meinen Gastgeber und bekomme so ein kostenloses Vertraufstraining, aber leider machte er trotz "Schöne Frau!" und "Ab sofort gibt´s Sympathiepreise!" auch nicht bessere Geschäfte als ich. Am Ende haben wir fürs Frieren noch draufbezahlt. Gewinn machte nur der Organisator des Flohmarkts.

Samstag, 14. April 2012

Tempel der Sauberkeit und Gesundheit

Landwehr war zufrieden. Sogar die Armaturen blitzten wie neu.
"Eines müssen Sie mir nochmal erklären", sagte Krasowski unschuldig. "Worin liegt der Unterschied zwischen einem Sicherheitsingenieur und einer Reinigungskraft?"
"Die Reinigungskraft arbeitet nicht so gründlich", erklärte Landwehr und hob das Fläschchen mit Desinfektionsmittel hoch, "und sie bekommt keinen Schlüssel zum Giftschrank."
"Ich hätte ihn denen gerne kurz geliehen", knurrte Krasowski. "Ich habe drei volle Stunden auf den Knien gelegen, um einen Tümpel des Grauens wieder in einen Tempel der Sauberkeit und Gesundheit zu verwandeln."
"Sehr schön", schmunzelte Landwehr.
"Jetzt fehlt nur noch eines, nämlich dass Dr. Song mir nachher Beseitigung von Beweismaterial vorwirft."
"Noch kein Ergebnis aus dem Labor?"
"Ich nehme an, die ersten beiden Tage der Analyse wird Dr. Song damit verbringen, die Schönheit der Würmer zu bewundern und erst am dritten Tag bekommen sie ihren lateinischen Namen."
"Ich sehe, du hattest viel Zeit zum Nachdenken." Landwehr grinste. "Genau so gelangt man zur Weisheit. Du befindest dich auf dem richtigen Weg. Komm, lass uns einen Kräuterschnaps trinken zur emotionalen Desinfektion!"

Mittwoch, 11. April 2012

Sergej Ghostbuster Krasowski

"Ah, da kommen die Würmer!" rief Dr. Song fröhlich, als Krasowski herein trat.
Sie fuhr fort: "Von Sergej Ghostbuster Krasowski persönlich vorbei gebracht!"
Der Junge hielt das Schraubglas mit spitzen Fingern von sich weg. "Das war eklig! Ich werde mir drei Mal die Hände waschen, bevor ich etwas esse!"
"Wieso denn?" fragte Dr. Song fröhlich, nahm das Glas und hielt es ins Licht. "Sieh mal diese grazilen Glieder, die harmonischen Windungen dieses Erdenkindes!"
"Das ist ein Parasit!" rief Krasowski.
"Tse, tse, tse, ein böses, abwertendes Wort für so einen hübschen kleinen Wurm."
"Wissen Sie, wo Sie ihn sich hinstecken können?"
Dr. Song lachte. "Hau schon ab und wasch dir deine Hände, du riechst nach Sumpf!"

Dienstag, 10. April 2012

Das dritte Regal

So, mein neues Bücherregal steht, Nummer 3. Und es fühlt sich so richtig an. Nun habe ich alle meine Fachbücher zu Hause, direkt neben den Romanen, Wörterbüchern, der Bibel und den Zeugnissen. Ich bin wieder eins, nicht mehr gespalten in zwei Bücherregale daheim und ein Bücherregal in der Firma. Da die Fachzeitschriften ins neue Regal nicht hinein passen, wandern alle Fachbücher nun gemeinsam ins neue. Und da dort keine zwei Bücherreihen hintereinander passen, kommt nun nach vorne, was bisher in zweiter Reihe verborgen war. Wie viel Sinn das macht!

Samstag, 7. April 2012

Herren der Unterwelt

"Schweres Gerät?" fragte der Klempner. "Nee, der gute alte Gummipömpel funktioniert auch hier draußen im All, auch wenn sich das Badezimmer auf den Kopf stellt."
Er dichtete alle Löcher ab und legte los. Pumpen, pumpen. Krasowski und Landwehr, die sich vorgenommen hatten, gut aufzupassen, lehnten gelangweilt in der Kabine, denn das Badezimmerchen war für drei Personen deutlich zu klein.
"Ei, ei", sagte der Klempner plötzlich, hielt inne und schob seine Lesebrille auf der Nase zurecht. "Was haben wir denn da? Das müssen Sie ins Labor geben!"
Landwehr winkte Krasowski und dieser trat hinzu. "Oh mein Gott!" rief er überrascht aus.
Landwehr drängte sich noch dazu und sagte trocken: "Wer sagt´s dem Käpt´n?"
"Ich nicht!" rief Krasowski schnell aus. "Ich meine, dass da drinnen irgendetwas lebt, darüber haben wir noch Witze gemacht. Aber doch nicht so etwas."
"Jepp", kommentierte der Klempner. "Diese rosafarbenen Würmer, so schmal wie ein Bindfaden, sehen aus wie etwas, das dafür geboren ist, um unter menschliche Haut zu kriechen. Haben Sie ein Schraubglas hier?"
Krasowski verließ den Raum, kratzte sich an der Schulter und jammerte: "Mich juckt es überall! Himmel, die sind doch sicher überall im Schiff!"
"Nur im Abwasser", tröstete Landwehr. "Bevor es als Trinkwasser recycelt wird, geht das Wasser durch einen Filter."
Der Klempner gab zu bedenken: "Wir wissen nicht, wie klein die Eier dieser Viecher sind."
Krasowski würgte.
"Übrigens", sagte Landwehr und deutete ins Waschbecken, "haben wir noch einen Bewohner der Unterwelt geweckt." Eine riesige Kakerlake saß dort und blickte ratlos und vermutlich geblendet um sich.
Der Klempner schlug mit dem Holzgriff des Gummipömpels zu. "Den haben wir schonmal."
"Warum", fragte Krasowski, "sind die Würmer nicht an den scharfen Chemikalien gestorben, die wir neulich hinein gekippt haben?"
Landwehr lachte. "Die Kakerlaken und die Würmer werden uns alle überleben. Sie werden zuerst das Weltall erobern, ihr werdet schon sehen."

Mittwoch, 4. April 2012

gehäkelte Osterhasen

Einer meiner Kunden hat mir eine handgebastelte Oster-Karte zugeschickt mit einem gehäkelten Karnickel, das ein wenig schielt über der Knollennase. Süüüß! Dabei kennt er mich nicht mal persönlich. Freundlichen Zeugenaussagen zufolge besitze ich nämlich trotz aller Widrigkeiten der letzten Monate noch etwas Restcharme.
Aber ich glaube, das ist eher Corporate Identity von Herr L.
Ich finde, dass die Muna Germann Limited und Co. KG (Ich AG?) sowas schleunigst auch einführen sollte! Die Magie der kleinen Dinge ausspielen... Schere, Klebstoff und Schaumgummi liegen hier griffbereit! Ich weiß nicht, ob es genügt für zwanzig braune Hasen, aber wenn die Eier alle Farben haben dürfen, warum dann nicht auch die Austräger?
Wie viele brauche ich eigentlich? Nun wird es Zeit für CRM (Customer Relationship Management). Ich lege eine Tabelle an... :-)

Freitag, 30. März 2012

Explodierende Waschbecken

"Krasowski?" fragte Landwehr, während es noch in seinem Ohr klingelte. "Alles in Ordnung bei Ihnen?"
"Jepp!" rief der junge Mann und erhob sich von den Fließen. Lakonisch bemerkte er: "Sir, ich glaube, der Luftdruck ist nicht dort gelandet, wo er hin sollte." Er wischte sich mit dem Taschentuch etwas Grünliches aus dem Gesicht.
"Tut mir leid", sagte Landwehr zerknirscht. "Ich hätte Sie vorsichtshalber in Deckung gehen lassen sollen. Aber bisher ist mir noch nie das Waschbecken explodiert."
Beim Versuch, ein verstopftes Abflussrohr mit Luftdruck durchzupusten, hatte es leider einen kleinen Unfall gegeben. Statt in die gewünschte Fließrichtung des Wassers die Bahn frei zu brechen, hatte der Luftdruck den leichteren Weg gewählt, hatte die versiegelten Waschbeckenstöpsel herausgesprengt und ebenso die Armatur der Badewanne. Das winzige Badezimmer sah aus als sei eine Wasserbombe explodiert, aber eine, die mit Tümpelwasser gefüllt gewesen war. Fetzen von grünlichem Moos und braunem Modder hatten sich über Wände, Spiegel und die beiden Männer verteilt.
"Wir sollten dann wohl erstmal duschen und dann den Installateur rufen. Da muss jetzt schweres Gerät vorfahren", knurrte Landwehr. "Dumm ist nur, dass es sich ausgerechnet um das Badezimmer des Kapitäns handelt!"

Dienstag, 6. März 2012

Visionärinnen

Eben fragte ich mich: "Gibt es eigentlich Visionärinnen?" Ich habe schon oft gehört, dass man über einen Mann sagte, er sei ein Visionär - oder noch viel öfter, er sei ein Visionär gewesen. Das liegt wohl daran, dass man erst viel später einschätzen kann, ob jemand ein Spinner war oder seiner Zeit voraus. Wenn der Zeitgeist seinen Spinnereien folgt, dann war er ein Visionär gewesen, der vorhersah (oder doch gestaltete?) was später passierte.
Gab es aber auch Visionärinnen? Und falls ja, werden sie als solche erkannt und bezeichnet? Ada Lovelace beispielsweise, ganz sicher eine Pionierin der Informatik! Ich habe kurz Google gefragt: Ja, Ada wird oft als Visionärin bezeichnet.
Wenn man aber nur "Visionärin" eingibt, landet man zunächst immer wieder bei Hildegard von Bingen und bei Kleopatra. Insgesamt kennt Google 171.000 Einträge zum Begriff "Visionärin", aber zehn Mal so viele (1.880.000) für den "Visionär".

Nur so eine erbsenzählerische Frage am Rande. Ich arbeite dann mal weiter an meinen Visionen, damit es in dreißig Jahren auf Festreden von mir heißt "Liebe Frau Doktor, Sie waren eine Visionärin, die die Welt geprägt hat." Nun muss ich nur noch entscheiden, ob ich die Literatur visionieren will oder doch einen anderen Bereich. Oder beides.

Maria Treben zum Zweiten

Wie so oft fasziniert mich an Büchern, dass sie die Kommunikation zwischen den Generationen fördern. Schon allein darum lohnt es sich, alte Bücher zu hegen und aufzubewahren. Denn so können unsere Vorfahren zu uns sprechen. Wissen geht nicht verloren und muss nicht neu gefunden werden. Und trotz allen wissenschaftlichen Fortschritts und aller gesellschaftlicher Umwälzungen sind die Menschen im Grunde dieselben geblieben. Kräutertees haben seit Jahrtausenden dieselbe Wirkung und auch die Geschichten in der Bibel und anderen antiken Schriftwerken sind - trotz ihrer stilistischen Ursprünglichkeit - immer noch sehr aktuell.

Sonntag, 4. März 2012

Maria Trebens "Aus meiner Hausapotheke"

Dieses Buch über Pflanzenheilkunde liest sich wie ein Märchenbuch. Nicht nur weil hier Kamillenfelder aus dem Nichts entstehen und ein Walnussbaum seine eigene Persönlichkeit hat. Und auch nicht, weil hier immer mal wieder eine fremde alte Frau wie eine gute Fee erscheint, genau wenn sie gebraucht wird, um Gesundheits- oder Schönheitstipps zu geben. Sondern besonders erstaunlich sind die Heilgeschichten - belegt durch Leserbriefe. Da werden schwere, chronische und sogar tödliche Krankheiten wie Typhus, Asthma oder Gehirntumor durch das Trinken von Kräuertees, Bäder oder Einreibungen geheilt.
Das in diesem Buch enthaltene Wissen galt 1988 bei seinem Erscheinen als längst vergessen. Nach dem Abflauen des Maria Treben Hypes scheint es wiederum in der Versenkung verschwunden zu sein.
Mich regt dieses Buch zu dem einen oder anderen Selbstversuch an und ich sehe jetzt auch meine Kräutertees im Regal mit ganz anderen Augen. Falls irgendwelche Wunderheilungen zu vermelden sind, werde ich hier davon berichten!

Mittwoch, 29. Februar 2012

Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer

Gerade sehe ich über dem Bürohochhaus einen mickrigen Schwarm von sechs Vögeln kreisen. Als ich jung war, konnten es auch mehrere Dutzend sein und ich glaubte kaum die Sagen von Schwärmen, die sich von Horizont zu Horizont erstreckten, obwohl mir riesige durchreisende Krähenschwärme durchaus bei meinen Herbst- und Frühjahrswanderungen begegneten.

Inzwischen hat sich die Diskussion erübrigt,ob eine einzige Schwalbe bereits den Sommeranfang beweist. Wenn wir auf die Schwalben warten wollten, dann würde das mit dem Sommer nichts mehr.

Früher gab es noch allerletzte Schwalbennester an den Vorsprüngen vieler Fachwerkhäuser, um die der erste Stock über das Erdgeschoss hinaus ragt. Dort klebte dieses runde zementartige Nest mit dem winzigen Eingang, wo die kleine Schwälbin emsig Futter herein trug zu der ständig fiepsenden Nachkommenschaft. Diese freudige Geschäftigkeit der Schwalben gehörte für mich zum Summer in the City Feeling dazu!

Wann habe ich meine letzte Schwalbe gesehen? Ich erinnere mich an einen Pferdestall, in dem sie praktisch als Haustiere geduldet wurden, weil sie so gerne Fliegen fressen. Aber ansonsten will man sie nirgends mehr. Ein Mal erlebte ich mit, wie ein Schwalbennest gewaltsam abgerissen wurde, weil die Vögel "Dreck machen". Wer viel frisst, muss auch viel ausscheiden. Die weißen Tupfen auf den Gehwegen zeigten unten schon an, wo oben Schwalben nisten.

Ich hätte so gerne ein Schwalbennest über meinem Fenster! Vielleicht wird es ja noch wahr? Auf meinem Dachboden sind auch schon Pfauenaugen geschlüpft. Täglich konnte ich eine Handvoll dieser Schmetterlinge durchs Dachfenster in die Freiheit entlassen.

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