Montag, 15. Juni 2009

Montag, 15. Juni 2009

Dieses Wochenende stand unter einem guten Stern, was das Schreiben angeht. Wie durch ein Wunder tat sich ein Wochenende auf, an dem ich nur zu schreiben hatte. Nachdem die Veröffentlichung fertig war, die ich heute am Montag einreiche, setzte ich mich an das "Veilchen". Die Zeitschrift ist nun so gut wie fertig, bis auf ein paar Punkte, welche ich mit den Autoren noch zu klären habe, und die Recherchen für die Wettbewerbsliste. Das Titelblatt ist gedruckt. Für den Druck der restlichen Seiten brauche ich nun den anderen Drucker. Mal sehen, ob ich ihn nächstes Wochenende per Zug hierher transportiere oder das doch lieber dem Umzugswagen überlasse, der ja schon in zwei Wochen fällig ist. Das nenne ich Maßarbeit: Die letzte Ausgabe brachte ich zur Post am letzten Tage, an dem ich noch richtig in der alten Wohnung wohnte, die nächste Ausgabe drucke ich dann in der neuen Wohnung, inmitten von nicht ausgepackten Kartons. Man muss Prioritäten setzen. :-)

Einen ganzen Monat lang hatte ich kein Wort an "Baba Yaga" geschrieben. Es war einfach zu früh. Ich wollte mit diesem Roman die unglückliche Liebe aufarbeiten, die ein Jahr lang mein Herz zerriss. Es war das letzte Mal, dass ich so etwas versuchte. Er gelingt niemals. Dafür sind Tagebücher da. Literatur entsteht nicht dadurch, dass man sich die Tränen von der Seele schreibt und neue Selbsterkenntnisse mit der Feder entwickelt.
Ein guter Roman entsteht aus der abgeklärten Weisheit eines Herzens, das die Geheimnisse des Leben erforscht und begriffen hat. Trittsicher muss das Werk Seite für Seite auf das Ziel, die große Erkenntnis, hinführen. Jede Abweichung vom Weg muss bedeutsam sein und ihre eigene Lehre bergen. Das schließt nicht aus, dass ich als Autorin noch etwas Neues lerne, wenn ich mich
derart intensiv mit einer Frage beschäftige, wie es ein Roman verlangt. Aber mit dem Ziel muss auch die grobe Wegrichtung klar sein. Sonst nimmt die Handlung einen willkürlichen Zickzackkurs. Bei jeder kleinen Entscheidung, und wenn es nur darum geht, welche Kleidung die Personen tragen und was sie essen, muss auf das große Ziel hinwirken, im Einklang mit meiner Botschaft, welche das Werk in jedem seiner Symbole ausatmet. Und darum muss die Geschichte, von der ich erzähle, in meinem Leben abgeschlossen sein. Richtig abgeschlossen.
Der Sturm ist vorüber. Ich sehe klar. Was mein Roman mir und euch sagen will, habe ich endlich begriffen. Die Liebesgeschichte, um die es geht, ist endgültig vorbei. Mein Herz ist wieder frei, wenn auch immer noch traurig. Doch lest selbst...

Der Sturm ist vorüber, die Luft gereinigt vom Hagel. Ich stolpere über die abgerissenen Äste auf dem Weg, und das niedergedrückte lange, gelbe Gras zeugt von dem überstandenen Herbststurm. Ich lebe noch. Die bedrohlichen Elemente haben nur geblufft. Niemand stirbt an Liebeskummer allein.
Es ist so still nach dem Schreien des Windes, dass ich meine, taub zu sein. Der Schmerz der Hagelkörner in meinem Gesicht wirkt noch nach. Manchmal weine ich noch, obwohl mich nichts schmerzt. Ich lausche auf das Schreien der Krähen, doch sie schweigen still, noch immer schockiert von dem, was sie mit ansehen mussten.
Irgendetwas fehlt. Es kann nicht einfach so aufhören damit, dass ich fort gegangen bin und wir nie wieder miteinander sprechen. Ich hätte mir einen Abschluss gewünscht. Nicht unbedingt einen letzten Blitzschlag, aber doch dass Du mir erklärst, warum Du mir Hagelkörner ins Gesicht geschmettert hast und warum Du mit steinernem Gesicht zusahst, wie der Sturm beinahe meinen Hauptstamm spaltete. Mein Wettergott, wie konntest Du so grausam sein? Ich hielt Dich für einen Boten des Frühlings, mild und sanft. Wie man sich irren kann. Bin ich unfähig, die Form und Farbe der Wolken zu deuten?
(ein Teil aus dem Prolog von "Baba Yaga"; Ich weiß, die Symbole sind noch nicht ganz stimmig -> wird noch überarbeitet)
Copyright Muna Germann

Freitag, 12. Juni 2009

Freitag, 12. Juni 2009

Ich fürchte, ich brauche dringend Entschleunigung. Im 5-Minuten-Takt schicke ich die E-Mails raus, zwischen den fast lückenlos aufeinander folgenden Besprechungen, und dann muss ich zwischendurch noch dringende Telefonate unterbringen. Richtig hinsitzen und mal zwei Stunden am Stück arbeiten kann ich nur nachts und am Wochenende und auch da geht es Schlag auf Schlag. Ich weiß genau, wie lange ich mich mit welcher Aufgabe beschäftigen darf, dann muss ich zur nächsten hetzen. Wie lange kann man so etwas durchhalten? Auch, wenn es der Traumjob ist?

Mittwoch, 10. Juni 2009

Sonntag, 7. Juni 2009

Endlich habe ich einen Text überarbeitet, den ich schon seit mindestens zwei oder drei Monaten ständig als Papierausdruck mit mir herum schleppe. Aber erst jetzt wo er dringend wird, habe ich "die Ruhe dafür gefunden". Ich war mal wieder beeindruckt davon, wie viel mehr Freude das literarische Schreiben mir macht als bei einer wissenschaftlichen Veröffentlichung. Es entspannt geradezu. Aber warum? Ist es wirklich leichter oder bin ich dafür begabter? Oder berauscht mich die größere Freiheit? Diese ist jedoch auch nur relativ, denn auch in der Literatur halte ich viele Regeln ein, angefangen mit Rechtschreibung und Grammatik bis zur hohen Kunst der Spannungsführung, des Perspektivenwechsels und der Logik.
Also gar nicht so anders als wissenschaftliche Veröffentlichungen. Vielleicht hängt auch an meinen literarischen Ergebnissen weniger, denn ich lebe nicht davon. Es macht mir weniger aus, mich mit einer Kurzgeschichte zu blamieren als mit einem Artikel in einer Fachzeitschrift. Definitiv jedoch schreibe ich auch wissenschaftlich lockerer, seitdem meine Ergüsse nicht mehr durch allerstrengste interne Review-Prozesse gematscht werden, in denen mit persönlichen Beleidigungen nicht gegeizt wird. Ich kann schreiben, was ich will! Meine aktuelle Veröffentlichung gerät daher schon viel provokanter als sonst.
Sie macht mich aber auch nervös. Strenge Augen werden sie sezieren, so viel ist gewiss. Ich werde Aufsehen erregen und mir ist unklar, ob es mich eher nach vorne katapultieren oder zurück schlagen wird.

Freitag, 5. Juni 2009

Freitag, 5. Juni 2009

Ja, doch, ich lebe noch. Ziemlich intensiv sogar. Allerdings werde ich froh sein, wenn ich den Juni geschafft habe. Es läuft darauf hinaus, dass mein Wohnungsumzug und meine Prüfung innerhalb weniger Tage stattfinden. Super. Gut vorbereitet müsste ich beides schaffen. Wenn ich doch nur gut vorbereitet wäre! Aber ich arbeite dran, fast jeden Tag ein bisschen.

Vorgestern habe ich angefangen, an der Juli-Ausgabe des "Veilchens" zu arbeiten. Etwas spät, aber rechtzeitig genug. Wir werden ja sehen, ob sie auch dieses Mal pünktlich herauskommt, wie sonst immer. Zu meiner Entschuldigung kann ich vorbringen, dass ich, um beginnen zu können, erst einiges an Papier und Technik im Zug hierher transportieren musste. Schonmal einen Drucker durch das halbe Land geschleppt? Man sollte die Patrone wirklich vorher herausnehmen!

Ich erlebe gerade innerhalb weniger Monate den Stoff für mehrere Romane. Ich schreibe wenig, außer Buchrezensionen im Zug. Ich lese sogar kaum noch, was bedeutet, dass es wirklich dramatisch hektisch zugeht. Oder einfach, dass der Akku meines neuen Laptops länger durchhält? Ich würde ihn trotzdem nicht wieder hergeben wollen, denn unterwegs arbeite ich doch am konzentriertesten!

Immerhin: Neulich packte mich in einer halbstündigen Wartezeit an einem Regionalbahnhof die Schreibwut und ich fügte einem meiner Romane noch einen genialen Prolog und Epilog hinzu. Jetzt ist er erst rund!

Also, ich weiß ja nicht, was ihr am Wochenende macht, aber ich fahre nach Amsterdam!

Muna

Mittwoch, 13. Mai 2009

Mittwoch, 13. Mai 2009

Horizont am Licht des Tunnels! *reibt sich die Augen*

Wie war das? Ein Schriftsteller ist jemand, der gar nicht leben
kann ohne zu schreiben? Ja!!! Gestern habe ich wenigstens
zehn Minuten an meinem neuen Roman gebastelt, nachdem
er zwei Monate lang brach lag. Ich fand ihn sooo schön, wenn
auch die Athmosphäre noch dumpfer, matschiger, müffliger
oder eisiger sein könnte. Aber das sind Details, da brauche ich
nur noch etwas Lumpenmuff, einen Schuh, der im Lehm stecken
bleibt, ein Niesen hier und ein Frösteln da.
Leider habe ich wissenschaftlich auch nicht viel geschrieben,
sondern Vollzeit meinen neuen Job zum Laufen gebracht und
die restlichen 100% meiner Arbeitszeit Organisatorisches,
Kontaktpflege und Sonstiges gemacht. Aber nun habe ich
Leute, an die ich die langweiligen Aufgaben delegieren kann.
Jippie! Wurde auch Zeit, ich war an meine Grenzen gelangt.

Jedenfalls MUSS ich unbedingt öfter schreiben, denn es ist
das beste Hobby und die entspannendste Zerstreuung, die
ich kenne. Dabei kann ich richtig abspacen. Und da sich meine
Prüfung nach hinten verschiebt, kann ich die Panik wieder
einpacken und mich endlich wieder wie ein normaler Autor
verhalten. *grins*

Muna

Montag, 4. Mai 2009

Montag, 4. Mai 2009

Ähm, ja, ich war etwas untergetaucht. Mein Traumjob ist ziemlich aufregend und es gab einiges zu klären, zum Laufen zu bringen etc. Noch läuft nicht alles so rund wie ich es mir wünsche, aber ich arbeite dran. In zwei Wochen ist dann hoffentlich wirklich einiges Routine und ich kann mich den kreativen Dingen widmen. Zwischendurch war ich auch noch zwei Wochen lang erkältet, so dass ich außer Arbeiten dann nur noch eines tat, nämlich Schlafen, Schlafen und Schlafen. Jetzt bin ich wieder fit, habe am Wochenende auch die Sonne genossen.
Leider schreibe ich zur Zeit wieder nur Technisches, z.B. einen Bericht, einige Vorträge, Lehrmaterial, Fachbuchkapitel,... Mit Ach und Krach noch eine Buchrezension zwischendurch. Na, man kann nicht alles haben. Leider werde ich mit meinem Roman die nächsten vier Wochen auch nicht voran kommen, weil ich auf eine wichtige Prüfung lerne.

Montag, 30. März 2009

Montag, 30. März 2009

Es zahlt sich wohl doch aus...
Es gibt Leute, die ständig nur auf ihren Vorteil aus sind und dauernd versuchen, andere zu manipulieren und für ihre Zwecke zu benutzen. Notfalls wird auch erpresst und gedroht, beleidigt und gerufmordet. Das ist alles gar nicht schwierig, wenn man weiß, wie es geht, funktioniert sehr gut und führt zum Ziel. Das machte mich doch immer wieder bitter zu sehen, wie diese Leute gut da stehen, während ich die Dumme bin, die für mehr Engagement weniger Anerkennung bekommt.

In einer zweiten Phase erkannte ich, dass diese Leute zwar geregelte Arbeitszeiten und andere Privilegien haben, aber sie nicht genießen können. Man kann zwar Menschen leicht manipulieren, wenn man sie überrumpelt, aber Erwachsene kapieren zumindest hinterher, was da gespielt wurde. Und ab dem Moment ist das Vertrauen hinüber. Interessanterweise haben die Leute, die ich meine, ständig irgendein Gerichtsverfahren laufen, oft sogar mehrere parallel. Das finde ich sehr bezeichnend! Überhaupt sind diese Leute ständig damit beschäftigt, um ihre Macht zu kämpfen sowie vermeintliche und echte Feinde unter Kontrolle zu halten. Sie vertrauen niemandem und können niemandem vertrauen. In meiner Fantasy-Trilogie finden wir im zweiten Band, wie so etwas ganz schrecklich eskalieren kann.
Tauschen möchte ich mit diesen Gestalten nicht!

Und jetzt scheint es sich wirklich auszuzahlen, dass ich (a) die letzten zwanzig Jahre hart gearbeitet habe und (b) zuverlässig und vertrauenswürdig bin. Ich komme zwar mit den Obermackern nicht aus (siehe oben), aber dafür mit Leuten, mit denen man richtig gut zusammen arbeiten kann und denen ich vertraue. Und nun wird das Ganze dadurch gekrönt, dass ich meinen Traumjob bekomme.

Dienstag, 17. März 2009

Dienstag, 17. März 2009

"Poesie ist, wo zwei Wörter zum erstenmal zusammentreffen."
Schöner hat noch niemand Poesie definiert. Gefunden habe ich diesen Satz in einer Sammlung indianischer Zitate. Was auch wieder für meine Beobachtung spricht, dass sich in jeder Sprache die Regeln für guten Stil gleichen: Poesie ist Poesie, eine gelungene Perspektive ist eine gelungene Perspektive, eine spannende Geschichte ist eine spannende Geschichte. Daraus folgt leider nicht, dass eine gute Geschichte beim Übersetzen eine gute Geschichte bleibt oder ein gutes Gedicht ein gutes Gedicht. Denn in jeder Kultur und Sprache gelten andere Regeln. Beispielsweise kann in einer Sprache durch eine Redewendung eine Wortkombination durchaus alltäglich sein und in einer anderen Sprache immer noch poetisch.

Mittwoch, 25. Februar 2009

Mittwoch, 25. Februar 2009: Literaturwettbewerbe

Hinter den Kulissen eines Literaturwettbewerbs

Guten Tag miteinander, ich dachte, ich lasse Euch da draußen Teil haben an dem, was hinter den Kulissen eines Literaturwettbewerbs so passiert. Ich finde es jedenfalls hilfreich zu wissen, wenn ich selbst irgendwo einreiche. Natürlich verläuft jeder Wettbewerb anders, aber einige Gemeinsamkeiten gibt es sicherlich. Für mich ist es der zweite Wettbewerb, den ich durchführe.

Marketing: Die Ausschreibung rechtzeitig, d.h. Monate vorher, zu verbreiten, ist das Wichtigste. Wenn niemand von dem Wettbewerb erfährt, kann auch niemand teilnehmen. Natürlich ist mein Verteiler für Ausschreibungen geheim, da viel Arbeit dahinter steckt, die Adressen zu sammeln, und sie unter Datenschutz stehen. Die Ausschreibung muss die wichtigsten Informationen enthalten wie Einsendeschluss, Thema, Genre, Längen- und Formatvorgaben, Kontaktadresse. Ich persönlich halte nicht so viel von zu engen Vorgaben. Hauptsache man kann die Texte lesen. Umformatieren kann man sie dann vor der Veröffentlichung. Dabei geht es ja dann nur noch um wenige Seiten.

Zu einem Wettbewerb gibt es hunderte von Einsendungen. Die meisten zum Glück per E-Mail. Denn für den Versand an die Jury, der bei uns elektronisch erfolgte, mussten die per Post eingegangenen Beiträge auch noch abgeschrieben ("elektronisiert") werden. Von mir natürlich. Ich tippe zwar schnell, bin aber doch froh, dass ich nur 10 statt 260 Texte einzutippen hatte. Die meisten Einsendungen kamen natürlich direkt vor dem Einsendedatum herein.

Wer die Postsäcke entgegen nimmt, muss auf jeden Fall von Anfang an systematisch alles bearbeiten, dokumentieren und ablegen. Ich habe mir so beholfen, dass ich einen separaten Mailordner anlegte, in den ich alles verschob, was ich mir angesehen hatte. Wenn ich mal ein, zwei Stunden Zeit hatte, nahm ich mir die E-Mails der Reihe nach vor, las den Text und entschied, ob er in die engere Auswahl kommt. Diejenigen, für die das der Fall war, wurden in einem Dateiordner auf meinem Rechner abgelegt, wobei der Dateiname das Datum der E-Mail, den Namen des Autors und einen Teil des Titels enthielt. Um die Datei zur E-Mail rückverfolgbar zu haben. Und da ich schon dran war, erhielt der Autor/ die Autorin eine kurze Eingangsbestätigung. Oder manchmal die Bitte, mir den Beitrag in einem anderen Format zu schicken, weil ich die Datei nicht öffnen konnte.
So viele kurze Beiträge innerhalb kurzer Zeit zu lesen und abzuurteilen, war anstrengend, teilweise aber auch sehr schön. Im Zweifel wurde ein Text eher erstmal in die engere Auswahl genommen. Ich musste dann am Schluss die engere Auswahl ohnehin erneut begutachten, um die besten 30 Texte auszuwählen, die an die Jury gehen sollten.
Insgesamt sind von den Eingängen etwa ein Drittel für die engere Auswahl denkbar, wenn man nicht zu streng ist und auch Texte berücksichtigt, denen zwar eine gute Idee zugrunde liegt, die aber schlecht geschrieben sind, und Texte, die gut geschrieben sind, aber an denen etwas anderes nicht stimmt (z.B. dass sie das Thema nicht ganz treffen). Rechtschreib- und Grammatikfehler habe ich nicht berücksichtigt, weil ich die beim Lektorieren vor der Veröffentlichung ja schnell beseitigen kann. Aber die meisten Autoren, die ihre Texte mit Rechtschreibfehlern oder auch Tippfehlern spicken, haben sich auch mit der Konzeption des Textes nicht viel Mühe gegeben. Ein Drittel aller Beiträge war leider komplett unakzeptabel. Da ich ja nicht gerade wenig zu tun hatte mit der Vorauswahl, empfand ich manche Einreichung geradezu als unverschämte Zumutung. Da sucht man nach Literatur zum Thema "Brücken" und enthält den untersten Bodensatz irgendwelcher verstaubten Schubladen oder spontane Eingebungen genialer Menschen zu beliebigen Themen, die sie im Drogenrausch spontan runtergetippt und abgeschickt haben. Ein gewisses Mindestmaß an Sorgfalt beim Schreiben, finde ich, drückt Respekt sowohl vor dem eigenen Werk als auch dem Leser als auch der Konkurrenz aus. Das mittlere Drittel der Einsendungen würde im Deutschunterricht vermutlich noch eine mittelprächtige Note bekommen, aber bei einem Literaturwettbewerb gelten eben doch höhere Ansprüche.


Empfangsbestätigungen, Rücksendung von Beiträgen, individuelle Rückmeldungen: Die meisten Autoren, die an einem Wettbewerb teilnehmen, sind natürlich nervös: Ist mein Beitrag angekommen? Rechtzeitig? Konnten sie die Datei öffnen? Wie gut schneidet mein Beitrag im Vergleich zu den anderen ab? Warum habe ich nicht gewonnen? Auf der anderen Seite sieht es anders aus: Man wird innerhalb kurzer Zeit mit vielen Texten zugeworfen und kämpft sich irgendwie durch die (virtuellen, aber sprichwörtlichen) Waschkörbe durch. Rückfragen einzelner Autoren nerven, denn manche Frage lässt sich nicht spontan beantworten, sondern man müsste zwischen den vielen Daten den Beitrag eines bestimmten Autors heraussuchen. Ich gebe zu, die Namen der nervigen Nachfrager habe ich mir merken können. Das hat sich zwar nicht auf die Bewertung ausgewirkt, aber man weiß ja nie.
Die Rücksendung von postalisch eingeschickten Texten kostet natürlich nicht nur Zeit, sondern auch Geld für Papier, Umschläge und Porto. Die meisten Wettbewerbsveranstalter haben das Budget hierfür nicht.
Beim vorigen Wettbewerb habe ich mir die Arbeit gemacht, wenigstens den besten 30 und den Autoren, deren Texte beim besten Drittel waren, individuelle Rückmeldung zu geben. Schon zu wissen, dass man bei den besten 30 war, beflügelt natürlich für die Zukunft! Außerdem gab es bei einigen sehr schönen Texten ganz konkrete Gründe, warum sie den Sprung in die Endrunde nicht geschafft haben. Irgendein massiver Verstoß gegen die Regeln der Kunst, der den Besten eben nicht unterlaufen war. In diesen Fällen empfand ich das Bedürfnis, den Betreffenden konstruktive Rückmeldung zu geben. Aber das ist wie gesagt eine Zeitfrage. Einen ganzen Tag Arbeit machen diese Rückmeldungen selbst dann, wenn man effizient organisiert ist. Und diesen Tag spendiere ich ja dann von meiner Freizeit bzw. Schreibzeit.

Bewertung von Texten. Tja, was für Kriterien legt man denn fest? Was ist ein guter Text? Und welche Fehler darf der Gewinnertext gegebenenfalls noch haben? Und wie misst man die Güte eines Beitrags? Wir haben es den Jurymitgliedern überlassen, ihre Kriterien selbst zu definieren. Um zu verhindern, dass am Ende alle Texte eine mittelprächtige Note bekommen und die Entscheidung zu knapp wird, erhielt jedes Jurymitglied 10 Punkte, die auf die 31 Texte der Endauswahl verteilt werden konnten, auch mehrere Punkte pro Text. Diese Entscheidung war natürlich schwierig, aber erleichterte mir das Berechnen der Gewinner. Knapp wurde es sowieso, denn die letzten 31 waren objekt durchaus vergleichbar gut, wenn auch individuell sehr verschieden, und die letzte Entscheidung konnte eigentlich nur noch aufgrund von subjektiven Kriterien geschehen.
Kriterien für die Aufnahme in die Endrunde: Ein wichtiges Kriterium war natürlich, dass die Bedingungen aus der Ausschreibung eingehalten worden waren, d.h. das Thema musste wirklich "Brücken" sein oder zumindest irgendwo eine Brücke als Requisite vorkommen. Die Längenbeschränkung musste auch eingehalten sein, wobei natürlich ein paar Zeilen mehr einen guten Text nicht aus dem Wettbewerb werfen. Aber diese Längenbeschränkung hat natürlich praktische Gründe wie z.B. Aufwand für die Bewertung und Kosten für den späteren Druck der Gewinnerbeiträge. Ganz wichtig war mir dann, dass der Text eine originelle Idee (im Sinne von "neuartig") enthält, gut geschrieben ist und den Leser anspricht. Obwohl in der ersten Bewertungsrunde auch Texte mit in die engere Auswahl kamen, die das eine oder andere Kriterium nicht ganz erfüllten, gelangten diese dann nicht in die Endrunde der besten 31 Texte. Es gab einfach genügend bessere Einsendungen.
Für die letztliche Punktevergabe habe ich dann v.a. auf mein Bauchgefühl gehört und mich für diejenigen Texte entschieden, deren Message ich mag und die mich ganz persönlich vom Thema her berührt haben. Erzählfehler wie z.B. Perspektivenfehler oder oberflächliche Beschreibungen haben mich dann auch gestört. Die Geschichte sollte auch glaubwürdig sein und man sollte etwas über das Leben daraus lernen. Wobei ich natürlich skurile Geschichten auch glaubwürdig finden kann. :-)

Eine genaue Begründung unserer Entscheidungen werden wir natürlich nicht abgeben. Hier geht es nur darum, einen Eindruck davon zu vermitteln, wie schwierig diese Entscheidungen sind und wie leicht es passieren kann, dass man eben nicht gewinnt, obwohl man einen ordentlichen Text eingereicht hat. Vor allem möchte ich betonen, dass es überhaupt keinen Sinn macht, sondern nur anderen Leuten Zeit stiehlt, wenn man Einsendungen abschickt, die den Wettbewerbsbedingungen nicht entsprechen. Die Veranstalter haben schon ihre Gründe dafür, Bedingungen zu definieren. Und: Die Konkurrenz ist hoch. Nur sorgfältig bearbeitete und richtig gute Texte haben eine Chance. Ich schicke schon lange nichts mehr ein, von dem ich nicht restlos selbst überzeugt bin. Reine Fingerübungen können keinen Preis gewinnen.

Dienstag, 24. Februar 2009

Dienstag, 24. Februar 2009

Ach, ich hatte da ja noch ein Blog... Was soll ich sagen? Auch mich hatte die Erkältung erwischt, ich hatte innerhalb von sechs Wochen mindestens sechs verschiedene Entzündungskrankheiten. Was mich natürlich nicht vom Arbeiten abhalten konnte. Im Gegenteil musste ich wegen Fieber, Heiserkeit oder weichen Knien diverse Abendaktivitäten schwänzen und igelte mich am Wochenende zu Hause ein. Ergebnis: Fachbuch so gut wie fertig, Baba Yaga wächst, Literaturrecherche abgeschlossen, die GewinnerInnen des Literaturwettbewerbs stehen fast fest. Wie das stets so ist, geht es in Phasen und gerade naht eine Phase, in der ich sehr viele langlaufenden Projekte abschließen kann. Uff! Neues fange ich erstmal nicht an, es gibt ja auch noch eine Prüfung vorzubereiten. Habe mich gestern mit zweitausend Seiten Fachliteratur eingedeckt.
Richtige Heldentaten habe ich leider keine vollbracht die letzten Wochen. Keine Preise abgestaubt, keinen Roman veröffentlicht, keine revolutionären Ideen ausgebrütet, nichts. Nur fleißig gearbeitet. Aber war auch mal nett.
Richtig schade ist, dass ich schon lange kein gutes Buch mehr gelesen habe. Eben schmökere ich mich faul durch einen Liebesroman, der zur Zeit des Amerikanischen Bürgerkriegs spielt. Ganz nett so kurz vor dem Einschlafen. Aber wo sind die Bücher, die mich fesseln und vom Schlafen abhalten???

Dienstag, 3. Februar 2009

Dienstag, 03. Februar

Der Frühlingsbeginn, den ich auf Anfang Februar vorausgesagt habe, ist also eingetreten. *grins* Mit meinen Prognosen erstaune ich doch immer wieder die Kollegen.

Das Fachbuch ist übrigens fast fertig, bis auf ein paar Kleinigkeiten, die ich noch zu recherchieren habe. Und die Übungsaufgabe ist auch zur Hälfte fertig. Gut, denn es steht noch eine Literaturrecherche für eine wissenschaftliche Veröffentlichung an, die ich ja auch noch abends und am Wochenende unterbringen muss.

Zu Baba Yaga kann ich jetzt schon verkünden: Thema ist wieder die Liebe. Aber dieses Mal geht der Roman - mir zumindest! - noch viel mehr unter die Haut. Man merkt, dass ich als Mensch reifer geworden bin seit dem ersten Band, den ich ja schon vor fast zehn Jahren begonnen hatte.

Montag, 19. Januar 2009

Montag, 19. Januar 2009

Mit "Baba Yaga" gönne ich mir jetzt ein Experiment, das ich schon lange mal machen wollte. Wenn es wirklich so ist, dass die Geschichten, die ich erfinde, später wahr werden, dann sollte ich doch in einem Roman etwas beschreiben, das ich erleben möchte. Ich gebe zu, die ersten beiden Kapitel erwecken eher Albträume zum Leben. Aber es wird ja noch besser. Ich erzähle die Geschichte einer Heilung. Darauf freue ich mich selbst schon.

Montag, 12. Januar 2009

Montag, 12.01.2009

Wie es aussieht, bin ich so weit. Die Schreibblockade ist überwunden. Gestern Abend habe ich ein wunderschönes erstes Kapitel für "Baba Yaga" geschrieben. Mit Leidenschaft, doppelsinnig, voller Symbole. Ich musste einfach nochmal neu beginnen. So wie ein Maler auch erst einige Skizzen zeichnet, bevor er mit Öl auf die Leinwand geht, sehe ich alles was ich bisher für diesen Roman schrieb als Fingerübungen. Ich habe mich mit der Figur, ihrem Haus und dieser Welt vertraut gemacht. Leider ist der Roman jetzt erstmal nicht so lustig wie der vorige Ansatz. Aber ich gebe mir Mühe.

Dienstag, 6. Januar 2009

Dienstag, 06.01.2009

Noch ein Fundstück, über das ich beim Lesen gestolpert bin. Früher plagte mich bei der Vorstellung, vom Schreiben zu leben, ein schlechtes Gewissen, denn laut unserer schwäbischen Weltsicht ist Schreiben ja keine echte Arbeit. Inzwischen denke ich aber, dass Schreiben genauso Grundbedürfnisse des Menschen befriedigt wie wenn ich Kartoffeln anbauen oder Bier brauen würde. (Ganz zu schweigen vom Herstellen von Automobilen oder Drehen von Seifenopern, die ja auch irgendwelche Grundbedürfnisse befriedigen, auch wenn ich persönlich beides nicht konsumiere.)

Stifter schreibt zu diesem Thema:
... der Mensch sei nicht zuerst der menschlichen Gesellschaft wegen da, sondern seiner selbst willen. Und wenn jeder seiner selbst willen auf die beste Art da sei, so sei er es auch für die menschliche Gesellschaft. Wen Gott zum besten Maler auf dieser Welt geschaffen hätte, der würde der Menschheit einen schlechten Dienst tun, wenn er etwa ein Gerichtsmann werden wollte: wenn er der größte Maler wird, so tut er auch der Welt den größten Dienst, wozu ihn Gott erschaffen hat.
Dies zeigte sich immer durch einen innern Drang an, der einen zu einem Dinge führt und dem man folgen soll. Wie könnte man denn sonst auch wissen, wozu man auf der Erde bestimmt ist, ob zum Künstler, zum Feldherrn, zum Richter, wenn nicht ein Geist da wäre, der es sagt und der zu den Dingen führt, in denen man sein Glück und seine Befriedigung findet. Gott lenkt es schon so, dass die Gaben gehörig verteilt sind, so daß jede Arbeit getan wird, die auf der Erde zu tun ist, und daß nicht eine Zeit eintritt, in der alle Menschen Baumeister sind.


Adalbert Stifter: "Der Nachsommer", Seite 13f

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