Sonntag, 23. Juli 2017

Schwank von der oberen Stufe einer Leiter

Kurz bevor meine Eltern auf eine mehrwöchige Kreuzfahrt aufbrachen, baten sie mich, während ihrer Abwesenheit ihre Leiter in Pflege zu nehmen. Sonst würde sie abends allein in die Disco gehen und käme mit irgendeinem betrunkenen Malerpinsel zurück. Eigentlich ist sie eine solide Aluminiumleiter und auch recht standfest, aber Alkohol verträgt sie leider schlecht und tut dann im Suff das eine oder andere, was eine anständige Leiter nicht tun sollte.

Ich nahm also die besagte Leiter in Empfang und fuhr mit ihr in der S-Bahn nach Hause. Die Leute fragten sich natürlich, warum eine junge Frau wie ich in Begleitung einer Leiter unterwegs sei, fragten jedoch nicht. Dabei hätte ich ihnen ganz ehrlich geantwortet, dass ich vor hatte, sie zu benutzen.

Zu Hause angekommen, freute ich mich über die Gelegenheit, mal bis in die 2,30 Meter hohen Ecken zu gelangen und dort verstaubte Spinnweben und tote Weberknechte einzusammeln. Auch eine Motte erwischte ich. Wenn man alle fünf Jahre mal seine Wohnung von oben betrachtet, entdeckt man Dinge, die einem sonst entgehen. Damit meine ich nicht die Sprünge in der Zimmerdecke. Die sind auch aus der Froschperspektive nicht zu übersehen. Nun sind die Türrahmen alle von oben abgefegt und ich kenne auch die Farbe der Oberseite meines Spiegelschranks. Dort duftet es nun nach Seife.

Grundsätzlich an alle Nachahmer: Als Single muss man beim Turnen auf einer Leiter stets beachten, dass man sich nur so schwer verletzen darf, dass man den Abtransport ins Krankenhaus noch selbst organisieren kann. Oder man sollte zumindest noch bis ins Treppenhaus kriechen können und um Hilfe winseln. Auch neulich beim Fensterputzen habe ich daran gedacht, wobei ein Sturz aus dem Fenster sowieso nicht in Frage kommt, weil der Aufprall draußen doch zu hart würde, um noch irgendetwas organisieren zu können.

Ich habe noch nicht in meinem Feng-Shui-Buch nachgesehen, was das Putzen in Zimmerecken oben und das Abwischen von Türrahmen bedeutet, aber vermutlich etwas Gutes. Putzen und sauber sind immer gut. Oben bedeutet Zukunft. Habe ich gerade meine Zukunft gereinigt? Bereinigt? Geebnet? Von Spinnweben befreit? Auf jeden Fall habe ich die Gefahr gesenkt, dass mir von oben etwas Totes auf den Kopf fällt.

Vor lebenden Spinnen schützt mich dieses Putzen nicht. Es ist schon ein paar Monate her, aber der Schabernack sitzt mir immer noch in den Knochen. Normalerweise lebe ich sehr friedlich mit meinen Spinnen in einer Wohngemeinschaft: Sie leben hinter den Blumentöpfen und Möbeln und ich lebe davor. Eines Tages - ich arbeitete gerade hochkonzentriert am Laptop - seilte sich aber eine der Spinnen von oben ab und drohte, auf meinem Handrücken zu landen. Ich wäre vermutlich genauso erschrocken, wenn ein Gänseblümchen so plötzlich von oben gekommen wäre, aber jedenfalls sprang ich mit einem Quieken davon, bevor ich überhaupt verstanden hatte, was passiert war. Die lieben Instinkte! Zum Glück stand ich da gerade nicht auf der Leiter!

Also, ich mag meine Spinnen. Fliegen finde ich viel nerviger, oder Motten oder Kakerlaken. Die Fliegen und Kakerlaken pendeln von der Clobrille zu meiner Zahnbürster und zu meinem Essen und wieder zurück, mit einem Abstecher zum Komposteimer. Ihre hygienischen Vorstellungen passen da gar nicht zu meinen und damit sind sie als Mitbewohner inakzeptabel. Schnaken wollen mein Blut und übertragen vielleicht tödliche Krankheiten, auch inakzeptabel. Motten fressen meine Kleidung auf. Geht gar nicht! Darum sind die Spinnen wertvolle Verbündete für die Sauberkeit in meiner Wohnung. Aber sie sollen sich bitte keine solchen Scherze mehr erlauben und mir auf den Handrücken hüpfen! Ich füge der Hausordnung schnell noch einen entsprechenden Eintrag hinzu... Wenn sie mir beim Fernsehen am Fuß vorbei huschen und ich ganz kurz einen Herzstillstand bekomme, das ist noch OK. Aber nicht auf den Handrücken!

Montag, 17. Juli 2017

Die gelenkte Konsumgesellschaft

"Die gelenkte Konsumgesellschaft", ein Dokumentarfilm, der mir voll aus der Seele spricht. Jetzt weiß ich auch, was mir fehlt... Es ist gar kein Gen, sondern eine Gehirnwäsche!

Besonders bei Büchern finde ich es bizarr, festzustellen, dass Bücher, die schon voriges Jahr herausgekommen sind, bei Ebay nun geringere Preise erzielen als voriges Jahr. Als ich mal in einer Bücherrunde ein Buch aus den 90ern vorstellte, wurde mir vorgeworfen, das Buch sei doch gar nicht neu. Ähm, nein, nicht neu, aber gut! Es war in den 90ern gut und seither ist nichts Besseres in dieser Richtung publiziert worden. Also ist es immer noch gut! Gute Bücher haben kein Verfallsdatum!

Ich beobachte auch mit Sorge, wie man heutzutage kaum noch haltbare Kleidung kaufen kann. Moderne T-Shirts sind so dünn, dass man die Zeitung durch den Stoff lesen kann. Somit gehen sie auch schneller kaputt. Ich habe hier noch T-Shirts, die zwanzig Jahre alt sind. Ich weiß gar nicht, ob man so etwas heute noch kaufen kann!

Gerade im kommerziellen Bereich sieht man, dass gute Qualität machbar ist. In Hotels werden bessere Materialien verarbeitet als im Privatbereich, die Werkzeuge in der Profküche sind massiv und haltbar. Es geht also! Klar, ich weiß, der Preis...

Leider kann man sich auch nicht darauf verlassen, dass alles Teure von guter, haltbarer Qualität ist. Für mich gibt es inzwischen für Bekleidung nur noch ein paar wenige Geschäfte, in denen ich überhaupt einkaufe, und auch bei den Schuhen sind nur noch zwei Läden übrig, mit deren Preis-Leistungverhältnis ich zufrieden bin. Alles andere wird bereits schrottig hergestellt, damit es möglichst bald kaputt geht.

Sonntag, 25. Juni 2017

Die Grausamkeit der Welt

Die physikalischen Gesetze sind ohne Gnade, aber auch ohne Willkür und Bösartigkeit:
Wenn man keinen Halt mehr hat, dann fällt man.

Doch die Menschen sind absichtlich und mit Freude grausam:
Wenn einer fällt...
  • wird er ausgelacht (weil es so lustig aussieht),
  • wird er angespuckt (einfach weil's geht),
  • wird er getreten (weil er sich nicht wehren kann),
  • wird er belehrt, dass er selbst schuld ist an seinem Sturz (weil er das endlich lernen muss),
  • erfährt er, dass anderen sowas nie passiert ist (was nicht stimmt) oder nie passieren würde (nun, Hochmut kommt vor dem Fall),
  • heutzutage wird er auch noch fotografiert und die Bilder ins Internet gestellt, damit die ganze Welt ihren Spaß daran hat und niemals vergessen wird, dass dieser Mensch ein Mal gestürzt ist und das lustig aussah. (Es sieht immer lustig aus, wenn Menschen stürzen, selbst wenn sie dabei sterben.)
Natürlich gibt es auch Menschen, die einem Gestürzten die Hand reichen. Aber sie tun das, weil sie sich davon einen Nutzen versprechen. Es gibt Menschen, die haben sich darauf spezialisiert, aus der Not anderer Nutzen zu ziehen. Sie kennen sonst keine andere Art, zu Liebe / Freundschaft, Selbstwertgefühl oder Geld zu gelangen.

Leider macht man auch schlechte Erfahrungen, wenn man selbst jemandem hilft. Es gibt auch Menschen, die sich darauf spezialisiert haben, absichtlich zu fallen. Sie kennen sonst keine andere Art, zu Liebe / Freundschaft, Selbstwertgefühl oder Geld zu gelangen. Ich habe schon viel Verdruss erlebt durch Menschen, denen ich zu helfen versuchte. Aber sie wollten nicht aufstehen, sie wollten mich zu sich hinunter ziehen.

In so einer Welt müssen der Idealismus und die Hoffnung auf eine bessere Welt täglich Rückschläge erleiden, bis sie nicht mehr aufrecht zu erhalten sind.
Dann bleiben dem Menschen nur noch drei Wege:
  1. Die Einsiedelei (für ein soziales Wesen der schwerste)
  2. Das Vertrauen auf eine höhere Macht, die uns liebt (Religion; die Esoterik erhebt den Menschen zum Gott und kann nur durch Fehlwahrnehmung der Realität aufrecht erhalten werden)
  3. Verbrechen (man nimmt sich, was man will, mit der falschen Ausrede, dass alle Menschen sowieso schon Verbrecher seien; das stimmt nicht, sondern wir sehen die guten Menschen einfach nicht, weil sie ihre Güte verstecken müssen)
Ich finde das so schade, weil es anders sein könnte. Uns Menschen ist die Empathie nicht ohne Grund geschenkt worden. Die Welt wäre ein besserer Ort, wenn wir unsere Gefühle nicht unterdrücken müssten. (Geld zu geben ist wie Ablasshandel: Wir geben Geld, damit wir selbst nichts tun und vor allem nicht mitleiden müssen.)

Donnerstag, 15. Juni 2017

Putzen mit Feng Shui

Putzen mit Feng Shui ist super. Plötzlich holt man sich beim Fensterputzen nicht einfach schrumplige Finger und schwarze Feinstaubränder unter den Nägeln, sondern man wischt negative Energien fort und öffnet sich nach außen. Bei diesem Wetter ist er ziemlich krass, der Unterschied zwischen einem staubigen und frisch geputzten Fenster. Im Schlafzimmer ist es jetzt so hell als würde ich draußen im Park stehen. Jetzt kann ich sozusagen direkt unter dem Sternenhimmel schlafen. Die anderen Fenster kommen auch noch dran, aber für heute habe ich genug geturnt und geschwitzt! Jetzt ein Zitroneneis zur Belohnung!

Samstag, 21. Januar 2017

Zähne heilen sich selbst

Das ist mal eine coole Nachricht: Zähne können Löcher selbst heilen. Leider dauert es noch etwas, bis die Behandlung wirklich beim Zahnarzt gebucht werden kann. Für mich allerdings weniger dringend. Seitdem ich keinen Zucker mehr esse, gibt es auch keine Karies mehr. Habe die kleinen Kerlchen einfach ausgehungert. :-)

Mittwoch, 16. November 2016

Mysteriöse Wahrsagerin

Mein Leben ist der reinste Roman. Nur das Genre wechselt. Heute war der Tag ein Charles Dickens Roman.
Ich wurde von einer mysteriösen Zigeunerin angesprochen. Zuerst habe ich sie gar nicht wiedererkannt. Schon im Frühjahr sprach sie mich an, fragte nach einem Laden, in dem man bestimmte Kerzen kaufen könne, und sagte mir, mein beruflicher Stress lasse bald nach. Dass ich Stress habe, sah sicher jeder an den Augenringen.
Der Stress hat aber nicht nachgelassen. Dieses Mal lieh sie sich einen Kugelschreiber, um ihren Namen und der der Begleiterin auf ein Tagesticket zu schreiben. Ich erkannte sie erst nicht wieder.
Sie machte mir hinterher ein Kompliment. OK, das lässt man sich gefallen, schließlich hatte ich ihr gerade einen Kugelschreiber
geliehen. Dann wurden es aber immer mehr Komplimente bis zu der Prophezeiung, dass mir dieses Jahr (ist nicht mehr lang!) noch
etwas sehr Schönes bevorsteht. Jemand wird meine innere Schönheit erkennen, dieser eine.
Ja, toll, aber das mit dem Stress hat ja auch nicht geklappt!

Ansonsten hat die Wahrsagerin natürlich schon recht: Ich bin hilfsbereit. Hatte meine gute Tat für den Tag eigentlich schon hinter mir.
Auf dem Weg zum Bahnhof kam ich an einem älteren Herrn vorbei, der sich mit seinem Gehwägelchen in einer viel zu engen, viel zu schweren Metalltür verhakt hatte. Keine Chance, aus dieser Falle allein wieder herauszukommen. Ich hielt ihm die Tür weit auf. So kam er dann frei.
Das Leben ist schon mühsam, wenn man alt und gebeugt ist und sich sogar eine enge, schwere Tür als Hindernis erweist.

Sonntag, 13. November 2016

Arbeite nicht so viel!

Ach, allmählich nervt das ewige "Arbeite nicht so viel!" Habt ihr Angst, ich könne erfolgreich sein, oder was? Ehrlich gesagt habe ich nicht den Eindruck, dass es Fürsorge ist...

Mittwoch, 6. Juli 2016

Gender Pay Gap schon beim Taschengeld

Jungs bekommen schon im zarten Alter mehr Taschengeld als Mädchen. Na, das wirft ein interessantes Licht auf die Sache...
Aufschlussreich finde ich auch, dass man den kleinen Mädchen die Schuld dafür zuschiebt. Sie müssen lernen, fordernder zu sein, dann kriegen sie auch mehr Geld. Hallo? Wer bringt ihnen denn bei, bescheiden zu sein? Wer zahlt die geringeren Gehälter?

Fordern können wir so viel wir wollen, aber wenn wir mehr fordern als den Geldgebern als angemessen erscheint, kriegen wir nichts als Ärger. Wir können niemanden dazu zwingen, uns mehr Geld zu geben, wenn er das nicht will! Dafür haben wir keinerlei Handhabe. Ich denke, dass diejenigen, die das Geld verwalten, diesen Pay Gap verursachen. Wenn sie nicht so selbstverständlich darum kämpfen würden, dass Frauen billiger sein müssen als Männer (weil wir ja auch weniger wert sind? oder weil man uns nur deswegen einstellt?), dann wäre es auch leichter für uns, mehr Geld einzufordern. Jedenfalls ernte ich immer riesig viel Aggression, wenn ein Mann bemerkt, dass ich mehr verdiene als er. Die scheuen sich dann nicht, gegen diese Ungerechtigkeit richtig böse vorzugehen, Rufmord und Co. Selbst dann, wenn ich offensichtlich höher qualifiziert bin als er, weil ich z.B. die Trainerin bin und er der Kursteilnehmer. Das hat ja schon irgendwie seinen Grund, warum ich vorne stehe, gelle?

Mittwoch, 6. April 2016

Unterstützung?

"Tse, tse, tse", machte Landwehr. "Da besorgt Ihnen der Käptn Unterstützung und dann ist es auch nicht recht."
"Es ist nicht so, dass mein Vorgesetzter es mir nicht recht machen kann..."
"Ach?"
"Na gut, vielleicht bin ich wirklich zickig inzwischen. Ein halbes Jahr lang ignoriert man meine Warnungen, und jetzt sollte ich dankbar sein, dass er mir einen Assistenten zuteilt. Aber Wabbi Wolli ist nun nicht gerade eine Leuchte und ich vermute, dass er ihn mir zugeteilt hat, damit er in der Putzkolonne nicht noch mehr Unheil anrichten kann."
"Ein Terrorist?"
"Eher Volltrottel. Und da er 120 Kilo wiegt, reißt jeder seiner Fehltritte gleich ein riesengroßes Loch. Er könnte durch eine gut gemeinte Handbewegung mehr Schaden anrichten als der Saboteur, als er mein Labor samt mir in die Luft gesprengt hat."
"Sind Sie ganz, ganz sicher in Ihrer Einschätzung? Geben Sie dem jungen Mann doch eine Chance. Er wird zumindest dankbar dafür sein."
"Falls er die Chance überhaupt bemerkt."
"Depressiv?"
"Jammerlappen."
"Diese medizinische Diagnose ist mir unbekannt."
"Ist das nicht eine Ihrer höchsteigenen Lieblingsdiagnosen? Oder hat Ihnen Frau Dr. Song inzwischen Ihr Menschenbild umgebaut?"
"Tatsächlich kenne ich mich inzwischen bestens mit der Wechselwirkung zwischen Körper und Geist aus. Das Leben auf einem Raumschiff bekommt nicht jedem so gut wie mir."
"Ach, geben Sie es zu: Sie halten das auch nur aus, weil es regelmäßig von Weltraumspaziergängen und Campieren auf dem Mars unterbrochen wird."
"Ich habe schon lange nicht mehr... Ach so, der alte Scherz. Ja, natürlich, ich halte mir die Erinnerung an die Weite der Marswüsten frisch durch regelmäßiges Erzählen meiner Jugenderinnerungen. Alles klar. Aber zurück zu Walli. Wie heißt er denn richtig? Vermutlich wäre er froh, wenn Sie ihn bei seinem richtigen Vornamen nennen."
"Wabbi Wolli ist sein richtiger Name. Alle nennen ihn so."
"Das ist kein Beweis. Fragen Sie ihn mal. Und falls seine Eltern tatsächlich so pervers gewesen sein sollten, fragen Sie ihn, wie er genannt werden möchte. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er den Namen gerne hört. Mir kommt ja sogar auf 20000 Kilometer Entfernung eine Gänsehaut, wenn ich das nur höre."
"Ich kannte Sie bisher gar nicht so feinfühlig."
"Tja, die Liebe, junge Frau, die Liebe. Moment, ich sehe, dass ich zu meinem Date muss. Eine schöne Frau soll man nicht warten lassen und ich muss mich noch rasieren. Seien Sie also nett zu Ihrem Assistenten!"

Montag, 28. März 2016

Ein Roman in 3 Tagen: Jenny hat es getan

Jenny hat ihren dreitägigen Schreibmarathon durchgehalten und berichtet hier davon:
http://blog.neobooks.com/2016/02/20/es-ist-vollbracht-jenny-karpe-ueber-ihren-schreibmarathon/

Übrigens habe ich in ihrem Alter auch mal ein Experiment gemacht. Umgekehrt eigentlich. In den Lehrbüchern lernt man, dass man sauber planen muss, aber ich hatte immer das Gefühl, dass ich den Roman so zu Tode plane. Bis ich mir dann alles ausgedacht habe, hängt mir die Geschichte so zum Hals heraus, dass ich keine Lust mehr habe, sie zu schreiben. Also habe ich einfach geschrieben, geschrieben, geschrieben, ohne jeglichen Plan. Natürlich kam Murks dabei heraus. Der Erguss war es nicht wert, dass ich ihn überarbeite. Aber trotzdem ist so ein Schreibexperiment, denke ich, immer eine wertvolle Erfahrung. Jede/r muss schließlich seinen/ ihren Arbeitsstil finden und das erreicht man gut durch Ausloten von Extremen. Ich habe meinen jetzt. Gut, dass ich denselben Roman zwei Mal schreibe, werde ich nicht zur Regel machen, aber wer weiß?

Samstag, 26. März 2016

Bücher und Toleranz

Kamel Daoud, algerischer Schriftsteller und Journalist: "Der Mann vieler Bücher ist tolerant, der Mann eines Buches ist intolerant. Es bedarf vieler Bücher, um frei zu sein."
zitiert nach Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung vom 14. Februar 2016

Das passt auch gut zu meiner Erfahrung. Schon als Jugendliche habe ich festgestellt, dass man zu jedem Thema ganz verschiedene Meinungen haben kann. Jedes Buch schreibt etwas anderes, und dahinter stecken ja meistens kluge Denker. Viele Leute sagen dann: "Jetzt bin ich verwirrt. Was soll ich denn davon glauben?" Tja, ganz einfach: Glaube das, was Dir am richtigsten erscheint. Offensichtlich sind verschiedene Sichten nicht so ganz falsch. Ich denke nicht, dass damit unsere Meinungen beliebiger werden, sondern fundierter. Wenn wir etwas glauben, sind wir uns bewusst, das man es auch anzweifeln könnte. Wir kennen die Schwächen unserer Überzeugungen.

Samstag, 27. Februar 2016

Peter Modler: Das Arroganz-Prinzip - So haben Frauen mehr Erfolg im Beruf

Dieses Buch hatte man mir mehrfach wärmstens empfohlen, also habe ich es nun endlich gelesen. Das Gute an dem Buch: Hier wird Körpersprache richtig anschaulich gemacht mit konkreten Fallstudien aus dem Berufsleben. Nach meiner Erfahrung keine Sonderfälle, sondern leider normaler Alltag. Im Berufsleben ist der Ellenbogen immer mit dabei.

Was mich stört an diesem Buch ist aber, dass es das Selbstverständlichste vergisst zu erwähnen. Diese körperbetonten Revierkampftechniken eignen sich nur für den Einsatz in einem einzigen Spezialfall: Wenn eine Frau einen höheren Rang als ein Mann hat und sich gegen ihn durchsetzen muss. Dann hat sie nämlich ein Recht auf solches Benehmen. Dann darf sie ihr Revier einfordern und auch die Unterwerfung des frechen Männchens.
Diese Tipps sind aber nicht geeignet für:
  • entspannten Small Talk und
  • Situationen, in denen die Frau mal ausnahmsweise nicht den höheren Status hat.
Frau sollte nicht unnötig einen Krieg vom Zaun brechen, und das tut sie, wenn sie herum rempelt.

Da in unserer Gesellschaft Frauen selbstverständlich den niedrigeren Status haben, sogar unter Ranggleichen und insbesondere unter fremden Männern, wird Machtgehabe von Frauen von den anderen dann als völlig unangemessen empfunden, weil es nicht zum erwarteten Verhalten passt. Natürlich sind wir nicht auf der Welt, um jederzeit jedermanns Erwartungen zu erfüllen. Aber wenn frau sich in eine Gruppe neu integrieren will oder locker Kontakte auf einer Konferenz knüpft, dann wäre es schon irgendwie hilfreich. Sonst gibt's nämlich keine Integration und keine konstruktiven Kontakte, sondern Aversion und einen schlechten Ruf. "Die ist zickig", auch wenn sie nichts anderes gemacht hat als ein Mann auch tun würde. Nach meiner Erfahrung kommt es noch nicht mal gut an, wenn ich als Frau beim Small Talk Gemeinsamkeiten mit meinem männlichen Gegenüber aufdecke. Da geht er gleich auf Distanz, verbal und non-verbal, tritt buchstäblich einen Schritt zurück und erklärt mir, dass das was ich tue, nicht dasselbe sei wie das, was er tut. Die Männer wollen uns einfach nicht gleichberechtigt. Da sträubt sich ihnen alles, insbesondere das Nackenhaar. Nur als Sekretärin oder Praktikantin sind wir ihnen recht. Alles andere verwirrt sie. Und wer ein Raubtier verwirrt, die hat ein Problem.

Ein Roman in 3 Tagen: und???

Eigentlich sollte der Roman inzwischen fertig sein. In Jennys Blog liest man allerdings immer noch nur von den Vorbereitungen. Wie ging das Experiment aus?? Hat hier die Göttin der Prokrastination mal wieder zugeschlagen?

Donnerstag, 11. Februar 2016

Einen Roman in 3 Tagen schreiben?

Eine junge Autorin, Jenny Karpe, will versuchen, in drei Tagen einen Roman zu schreiben. Hier geht es zur Ankündigung. Ich persönlich halte es für nicht machbar.
Ich bin nach zwei Stunden Schreiben immer total erschöpft und stelle dann fest, dass ich nur 10 Seiten geschafft habe. Gut, wenn wir annehmen, dass sie 3x10 Stunden schreibt, kann sie dann 150 Seiten schreiben. Aber ich bezweifle, dass man 3x10 Stunden in drei Tagen tippen kann. Das kostet viel Kraft und außerdem muss man vielleicht trotzdem zwischendurch nachdenken, selbst wenn der Plot vorher schon steht.
Momentan ist mein Rhythmus, dass ich zwei Mal pro Woche jeweils 1-2 Stunden tippe und dazwischen darüber nachdenke, ob das vorige Kapitel in Ordnung war und was als nächstes passiert. Erst wenn ich das Kapitel in meinem Kopf fertig habe, wird getippt. Das Tippen geht deutlich schneller als der kreative Teil!

Dienstag, 5. Januar 2016

...

"Luisa? Noch am Leben?"
"Ja, ja, Unkraut vergeht nicht. Hier war nur so schrecklich viel zu tun. Heute habe ich etwas Lustiges im Spacenet gefunden: Die nervigsten Chefsprüche. Sehr gut ist auch der unten: 'Erinnern Sie mich morgen nochmal daran.' Wieso sagen alle Chefs immer wieder dasselbe? Wo lernen sie solche Sprüche?"
"Von ihren eigenen Chefs."
"Aha, ja, klingt logisch. Ich lerne die gerade auch von meinem Käptn. Nr. 1 'Ist nur mal so ne Idee' war sein Spruch, als es darum ging, ich solle eine Inventur im ganzen Schiff machen. Ich bin ja schon froh, wenn ich weiß, welche Materialien ich in meiner Werkstatt habe. Da verschwindet dauernd Zeugs, aber keiner bringt irgendetwas zurück.
Als ich darum bat, das Schloss auswechseln zu dürfen, kam Nr. 4 zum Einsatz: 'Klärt das bitte bilateral'. Der hatte doch gar nicht zugehört. Ich weiß doch gar nicht, wer da ständig ein und aus geht, obwohl die Tür abgeschlossen. Mit wem soll ich das denn bitte klären? Und wenn derjenige was klären wollte, würde er doch nicht heimlich einschleichen, während ich nicht da bin? Dann würde er mich doch darum bitten, ihm etwas zu leihen!"
"Nr. 2 wird er bei Ihnen aber doch wohl nie anwenden müssen. Sie haben doch von mir gelernt, Lösungen zu präsentieren."
"Pah, haben Sie ne Ahnung! Ich habe wirklich keine Lösung für gewisse Probleme, weil sie hier an der Arbeitskultur liegen. Da müsste der Käptn sich was überlegen, wie er Feuer in die Bude kriegt. Ich kann ihm doch nicht sagen, wie er die Leute zu führen hat."
"Und die restlichen Sprüche? Nr. 3 ist klar. 'Bis morgen in aller Frische!' klingt einfach flotter als 'Sie dürfen abtreten'."
"Ach, leidenschaftlos wie in Nr.5 ist er ja meistens, hat aber vielfältigere Formulierungen dafür, dass ihm alles am A... vorbei geht. Jederzeit kontaktieren (Nr. 6) ist eh lustig, wenn man ihn gerade kontaktiert hat und er einen abwimmelt. Dann heißt es nämlich 'Kontaktieren Sie mich ein anderes Mal, wenn es unbedingt sein muss.' Nr. 7 'Sie müssen auf die neuralgischen Punkte achten' kommt immer, wenn er gar nicht verstanden hat, wovon ich rede. Mit der Technik hat er es nicht so, was an sich nicht schlimm wäre, wenn er nicht den Anspruch an sich selbst hätte, bei allem mitreden zu können. Der Spruch mit den neuralgischen Punkten passt aber immer und kann nie schaden."
"Ist doch prima, wenn der Chef keinen Schaden anrichtet."
"Ich beschwer mich ja nicht, sondern nenne das nur der Vollständigkeit halber. Nr. 8 und 9 muss ich wohl nicht kommentieren. Das sind die typischen 'Lass mich in Ruhe' Sprüche: 'Du machst das schon', 'Danke für den Input', 'Ich habs auf dem Schirm', 'Lass uns ein anderes Mal darüber sprechen' und der gleichen mehr. Und Nr. 10, dass wir an unserer Performance arbeiten müssen, das ist eh klar. Das ist so das, was er sagt, wenn er mal ausnahmsweise merkt, dass sich alle Mitarbeiter an sein traniges Tempo und seine wurschtige Einstellung angepasst haben. Kreativer wird das mit der Motivation nicht mehr bei ihm, was kein Wunder ist. Wenn er selbst nicht motiviert ist, welche Begeisterung oder Disziplin soll er denn weitergeben?"
"Also alles beim Alten bei euch."
"Ja, genau. Darum habe ich mich auch so wenig gemeldet. Habe einfach die üblichen Dinge gemacht: Inspektionen, Warnungen, Berichte, Gezeter, Schrauben festdrehen, Kabel austauschen, Störstrahlungen messen, Evakuierungsübung durchführen, es wiederholt sich."
"Routine hat was Schönes."
"Tja, und wo bleiben die Herausforderungen im Leben?"
"Im privaten Bereich, würde ich sagen. Das mit der Liebe ist ziemlich kompliziert."
"Nee, eigentlich nicht. Marcus und ich halten immer noch zusammen wie Pech und Schwefel."
"Dann kann ich ja von Ihnen lernen, meine Liebe."
"Aaah, Landwehr, warum sagen Sie das nicht gleich? Gratuliere!"
"Noch gibt es nichts zu gratulieren. Ich habe sie noch nicht mal gefragt, ob sie mit mir ausgehen möchte."
"Ausgehen, wo geht's denn hin? In die Kantine?"
"Werden Sie mal nicht frech! Ich weiß, dass es romantischere Orte gibt, zum Beispiel solche, wo man ungestört ist."
"Im Wäschekeller, haha!"
"Auf der Brücke bei Nacht. Der Schirm ist auf optisch und Milchrstraße eingestellt, am besten zielt man direkt auf einen Sternschnuppenschwarm und wünscht sich dann ganz ungeniert einen Kuss."
"Sie gehen ja ganz schön ran."
"Das Leben ist kurz, es gibt keine Zeit zu verlieren."
"Naja, ich denke, für eine Militärangehörige ist das das richtige Vorgehen. Generalstabsmäßig, direkt..."
"Es ist die Ärztin."
"Doktor Song??? Na, dann sollten Sie vielleicht doch etwas... Ich meine ja nur. Sie wissen, dass sie ziemlich genervt ist, weil wirklich jeder sie anmacht?"
"Ich mache sie nicht an! Werfen Sie mich nicht mit den pubertierenden Rekruten in einen Sack!"
"Ich wünsche Ihnen wirklich Glück mit dieser tollen Frau! Erzählen Sie dann!"
"Mach ich."

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Aktuelle Beiträge

Aufenthalt im Weltall...
Für alle Autoren von Science Fiction Literatur könnte...
Geschichten-Manufaktur - 31. Okt, 10:19
Ja, dürfte hier und da...
Ja, dürfte hier und da im Spam gelandet sein. Alles...
skydance - 29. Mai, 10:40
Oop, danke für die Warnung!...
Oop, danke für die Warnung! Bei mir war keine Information...
AndreaHerrmann - 29. Mai, 08:54
Hallo, das ist ein kurzes...
Hallo, das ist ein kurzes Heads-Up an die Immernoch-Blogger:...
skydance - 28. Mai, 20:36
Verbreitung schlechter...
Durch das Internet verbreiten sich Informationen, aber...
Geschichten-Manufaktur - 25. Mai, 10:24

Suche

 

Status

Online seit 6192 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 31. Okt, 10:23

Credits


Profil
Abmelden
Weblog abonnieren