Mittwoch, 25. Februar 2015

Bin ich ein Mann?

"Sag mal, Marcus...?"
"Hm?" fragte er schläfrig. Er hatte Nachtdienst gehabt und darum den ganzen Tag geschlafen. Nun saß er am späten Nachmittag Luisa in der Kantine gegenüber und wirkte zu müde, um seinen Kaffee zu trinken.
"Hältst du mich für eine Frau?"
"Hä?" machte er und fuhr erschreckt auf. "Was?"
"Also, ich meine, wirke ich auf dich weiblich? Sympathisch?"
Er grinste. "Und das fragst du mich? Erstens mal weiß ein zivilisierter Mann, was er seiner Holden auf diese Frage antworten muss, und zweitens bin ich freiwillig mit dir zusammen. Wäre ich das, wenn ich dich unweiblich und unsympathisch fände?"
"Es gibt viele Gründe..."
"Schätzchen", sagte er, beugte sich vor und tätschelte ihre Hand, "er hat denn jetzt wieder Blödsinn zu dir gesagt?"
"Sie haben nicht eigentlich etwas gesagt, aber ...umso schlimmer..."
"Die Geburtstagsfeier?"
"Auch, aber eigentlich mehr die Schulung."
"Ach, die Einweisung der Sicherheitsbeauftragten der Abteile?"
"Genau. Also, ich meine, ich habe doch nur den ISO-Standard vorgestellt und die Prozessmodelle, ach, das weißt du ja."
"Und dann?"
"Wurde ich unvermittelt von der Seite angekläfft. Eine Teilnehmerin warf mir vor, autistisch zu sein und keine Gefühle zu haben. Hallo? Ich meine, ich mache doch nur meinen Job! Es ging um Sicherheit in dieser Schulung, nicht um meine Herzensangelegenheiten oder Freizeit oder Persönlichkeit oder so."
"Vermutlich hat sie den Stoff nicht kapiert. Oder eine Aversion gegen Regeln, verursacht durch eine frühkindliche Erfahrung."
"Oder einfach nur verinnerlicht, dass Frauen chaotisch und spontan und intuitiv sein müssen? Aber warum meldet sie sich dann freiwillig als Sicherheitsbeautragte?"
"Manche machen das nicht freiwillig, sondern sind zu Freiwilligen bestimmt worden. Glaubst du, ich habe mich drum gerissen? Aber der Chef sagte mir, wenn ich es nicht mache, kann ich die nächsten zwei Jahre auf keine Beförderung hoffen."
"Und? Wurdest du befördert?"
Marcus lachte auf. "Das hat er nicht versprochen! Nur dass ich vor Strafen erstmal verschont bleibe."
"Ja, aber dem wirft keiner mangelndes Mitgefühl vor!"
"Man würde ihm eher Mitgefühl vorwerfen als dessen Mangel. Gehört zum Job."
"Bei mir aber auch. Ich muss auch sachlich und objektiv sein - bei der Arbeit. Aber weil es den weiblichen Klischees widerspricht und damit den Engstirnigen Schmerzen bereitet, werde ich gleich persönlich diskreditiert und abgewertet."
"Aber das können sie doch gar nicht, Schätzchen. Du bist die Expertin und sie sind nur dämliche Nörgler, die vermutlich die Prüfung nicht bestehen werden."
"Du meinst, es liegt an ihnen, nicht an mir?"
"Du bist völlig in Ordnung. Wenn ich eines Tages den Verdacht hätte, deine Gefühle seien dir abhanden gekommen und du seist zum Roboter geworden, werde ich das ganze Raumschiff nach dir absuchen und mich nicht durch eine Kopie täuschen lassen."
"Ich bin also ein echter Mensch?"
"Klar doch!"
"Aber warum dürfen dann die Männer kompetent, sachlich und sogar brutal sein, ohne dass man ihnen vorwirft, kein fühlender Mensch zu sein?"
"Versuchst du mich vorsichtig darauf vorzubereiten, dass du eine Geschlechtsumwandlung planst?" Er spielte den Besorgten.
"Du Idiot!" lachte Luisa und trat ihn unter dem Tisch ans Schienbein.
Er beugte sich über den Tisch und sagte: "Du wirst die Menschen nicht ändern."
"Nicht?" fragte sie, lehnte sich vor und küsste ihn auf den Mund.
Danach sagte er: "Na, wenn das kein Beweis ist? Warm and sweet!"
"Doris Day. Check your kiss!"
"Und den ganzen Rest. Ich habe noch zwei Stunden bis Dienstbeginn. Diese Zeit könnte ich ja nutzen, um einen Menschlichkeitscheck bei dir durchzuführen."
"Wie romantisch!"
"Tja, so sind wir Uniformträger nunmal."
"Genau. Uniform checkt Blaumann."
"Blaufrau", korrigierte Marcus.
"Gut, dass ich dich habe. Dann bestätigt mir wenigstens einer, dass ich ein weicher, warmer Mensch bin!"
"Weich, warm und süß. Darf ich gehorsamst Ihr Geschirr abräumen?"
"Damit ich schonmal vorgehen und die Kissen vorwärmen kann?"
"Richtig!"

Montag, 16. Februar 2015

Wozu mache ich überhaupt noch Pläne?

"Wozu mache ich überhaupt Pläne? Wozu führe ich einen Kalender?"
"Das fragen Sie mich, Kindchen? Pläne sind dafür da, eingehalten zu werden."
"Ja, auf einem gut organisierten Schiff wie Ihrem. Hier sind Pläne nur dazu da, um Aufgaben aufzuschieben und Drängler auszubremsen. Aber wenn dann der Termin der Inspektion endlich da ist, hat sich keiner darauf eingestellt, oder falls doch, dann haben sie alles vorzubereitet, um die Inspektion unmöglich zu machen. Monatelang war der Abstellraum fast leer. Sie sollten für die Inspektion einfach nur die dreißig Kisten hinaus räumen. Und was tun sie? Großreinemachen in einem anderen Lagerraum, so dass sie dessen Inhalt genau am Tag zuvor herüber geschleppt hatten. Ein Mal kann so etwas ja noch passieren, aber hier geschieht das ständig. Ich halte es inzwischen für Absicht, und das habe ich ihnen auch gesagt. Nun sind sie sauer. Aber es wirkt so als..."
"Sie wissen, dass Sie mit Zivilisten diplomatischer umgehen müssen? Immer so tun als würden Sie alle Lügen glauben?"
"Hab ich ja getan, aber jetzt reicht's. Wenn es auf die freundliche Tour nicht geht, dann auf die unfreundliche. Schließlich geht es hier nicht um Sandkasten-Konkurrenzspiele, sondern um unserer aller Sicherheit."
"Das sehen die sicher anders. Schließlich ist ja bisher noch nichts passiert."
"Nein, natürlich nicht. Ich war mehrmals draußen auf der Außenhaut, um Risse zu kitten und wichtige Kleinteile einzusammeln, die sich losreißen wollten. Wir hatten eine Kontamination in Block B und eine Explosion in meinem Labor."
"Aber die Leute waren nicht dabei, also existiert es nicht. Risikowahrnehmung, Sie erinnern sich an den Kurs?"
"Denn muss eben ich das Risiko sein, das sie wahrnehmen. Ich personifiziere die Gefahr."
"... die man bei nächstbester Gelegenheit wieder in die Luft sprengt."
"Was habe ich zu verlieren? Diese Schrottkutsche fällt auseinander und alles was die Leute tun müssen, um mich bei den Reparaturen zu unterstützen ist es, einen fast leeren Lagerraum ganz zu leeren. Ist das zu viel verlangt?"
"Offensichtlich. Zuständig für den Lagerraum sind nicht zufällig Ihre persönlichen Freunde in der Kantine."
"Landwehr, warum so feinfühlig und verständnisvoll heute? Würden Sie diese Gestalten nicht auch zusammenscheißen?"
"Wenn sie unter meinem Kommando stünden schon. Ich denke, der Kapitän sollte das tun."
"Ach, der! Der ist verschwunden in virtuellen Welten. Hat ein neues Computerspiel entdeckt. Ich weiß nicht, ob das besser ist als Alkohol. Übrigens ist die Distille kaputt gegangen. Nun dienen Computerspiele als Ersatzdroge. Witzig, aber die hatten hier keine Alkoholvorräte, wohl auch zur Risikominimierung und haben den Fusel immer just in time produziert. Ein wenig kommt mir die Schadenfreude hoch. Und der Vorfall zeigt, dass jede lebenswichtige Technik an Bord ausfallen kann, haha."
"Werden Sie mal nicht bösartig, nur weil Zivilisten sich wie Zivilisten verhalten. Sie hätten wissen müssen, worauf Sie sich einlassen, wenn Sie auf einem Weltraumkreuzer anheuern."
Luisa seufzte. "Ich werde mich in meinen Memoiren zehn Seiten lang darüber auslassen, um jeden zu warnen."

Mittwoch, 28. Januar 2015

Lebenszeichen von Luisa

"Danke für den Ping", sagte Landwehr und Luisa glaubte, so etwas wie Erleichterung in seiner Stimme zu hören. Es könnte aber auch eine atmosphärische Verzerrung sein.
"Ja, ich lebe noch", sagte Luisa. "War nur alles sehr hektisch hier in letzter Zeit. Die Aufräumarbeiten im gesprengten Labor. Ich habe letztlich das Ventil aus einem Kaffeelöffel hergestellt, wie Sie es empfohlen hatten. Was muss, das muss, wie Sie immer sagen."
"Und gesundheitlich auch alles OK?"
"Hey, Sie sind ja richtig fürsorglich! Bin ganz gerührt!"
"Diese Frage stammt aus dem Buch 'Small Talk für Anfänger'."
Luisa lachte. "Ja, Ok, ich hab halt noch zwei Narben mehr, aber darauf kommt es ja nicht an."
"Narben sind Orden."
"Mag sein, aber die spektakulärsten Narben bekommt man ja immer bei den peinlichen Unfällen, während die heldenhaften Taten meist alles oder nichts sind. Entweder man stirbt oder man kriegt keinen Kratzer ab. Von Unbekannt gesprengt zu werden, gehört eher in die peinliche Kategorie."
"Keine Spur, wer es gewesen sein könnte?"
"Leider nein. Wie auch? Die Werkstatt ist ja ziemlich ausgebrannt und freiwillig meldet sich da auch keiner. Aber es ist ja im Leben nicht wie im Krimi. Man muss den Täter nicht finden. Niemand wäre so irre, das Schiff zu zerstören, auf dem er durch das Weltall treibt."
"Kann noch kommen. Sie wissen nicht, was für kranke Gedanken manche hegen."
"Na, jedenfalls will ich nicht weiter darüber nachdenken! Ich habe genug zu tun, habe ja quasi zwei Jobs. Und irgendwann, das kennt man ja, werde ich zufällig über den Täter stolpern oder er verrät sich irgendwie. Das war früher schon so. Erinnern Sie sich an Georg?"
"Oh ja! Alle wussten schon, was er mit Ihrem Spind gemacht hatte, aber alle hielten dicht. Und da hat der Trottel es Ihnen auch noch persönlich sagen müssen. Tja, drei Tage Isolierzelle hat ihn vermutlich gelehrt, mit solchen Heldentaten nicht so zu prahlen."
"Stimmt schon, ein vernünftiger Mensch kann sich gar nicht vorstellen, wie verkorkst andere denken!"
"Der hat nicht gedacht, so einfach ist die Erklärung!"
"Ich hoffe, unser Attentäter ist etwas klüger. Lieber klug und unauffindbar als wenn er demnächst die nächste Sprengladung zündet."
"Toi, toi, toi, ich klopf auf ... Plastik. Na gut, wird schon helfen. Ich denk auf jeden Fall an Sie, während ich hier auf meinem wohl geordneten, disziplinierten Schiff sicher durchs All kreuze."
"Ich kann mir gar nicht vorstellen, was passiert, sobald meine Füße den Boden auf der Erde berühren. Ich werde aber sicher heulen und mich nicht dafür schämen. Und danach fliege ich nie wieder los."
Landwehr lachte. "Das sagen Sie jetzt. Aber die Regierung braucht Leute wie Sie und ich werde dafür sorgen, dass man Ihnen ein Angebot macht, das Sie nicht ausschlagen können."
"Oh, ich kann!"
"Wetten?"
"Lassen Sie mich erstmal die nächsten anderthalb Jahre überleben auf diesem Narrenschiff."
"Jeden Abend können Sie sich freuen, dass Sie wieder einen Tag geschafft haben. Und was macht Ihr Freund?"
"Alles bestens, immerhin einer hier benimmt sich wie ein zivilisierter Mensch."
"Na, dann sind ja wenigstens die Nächte..."
"Das denken Sie! Aus irgendeinem Grund, wobei wir niemandem etwas Böses unterstellen wollen, wechseln sich unsere Schichten so ab, dass wir uns selten sehen. Manchmal frühstücken wir hier gemeinsam auf Wache, kurz bevor Marcus nach einer 12-Stunden-Schicht in seine Koje geht."
"Romantisch! Geigen!"
Luisa lachte. "A propos: Ich muss los. Routineinspektion."
"Viel Glück, und das mein ich ernst!"

Donnerstag, 15. Januar 2015

Moral nicht tolerierbar

Neulich fand ich folgendes Zitat zur Moral:
Konrad Lorenz: dass "in irgendeiner geheimnisvollen Weise die Störung des moralischen Verhaltens zu einer aktiven Feindschaft dagegen führt". Oh ja, das habe ich auch oft genug beobachtet! Die können doch andere Leute anständig sein lassen. Sie wollen selbst ja auch so unmoralisch sein dürfen wie sie sind! Warum ist nur anständiges Verhalten nicht tolerierbar?

Sonntag, 11. Januar 2015

Manches ändert sich wohl nie: Kurse als Hoffnungsträger, Emanzipation im Krieg

Inzwischen bin ich durch mit dem Roman "Verwehte Träume" von Betty Smith. Ich liebe ihre Bücher, weil sie so unglaublich authentisch und detaillreich das Leben im Brooklyn um 1915 herum beschreiben. Sie sind quasi eine Milieustudie.
Aus diesem Roman nehme ich mehrere Key Learnings für mich mit:
Früher hat man anders gekocht. Mehrmals wird erwähnt, dass man damals das Essen auf den Herd stellte und es dann stundenlang vor sich hin köcheln ließ. Vermutlich war die Kochtemperatur nicht sehr hoch, denn das meiste brannte nicht an. Zum Beispiel der Brei fürs Frühstück wurde abends schon aufgesetzt, beim Frühstück schnippelte man das Mittagessen in den Topf und während der Mittagspause das Abendessen. Vom Metzger wird berichtet, er habe den ganzen Tag an demselben Eintopf gegessen, den er morgens auf den Herd stellte.

Die Amerikaner führten damals schon die Zentralheizung ein mit Heizkörpern in jedem Zimmer. In Deutschland war man noch lange nicht so weit, und ich habe tatsächlich schon in Wohnungen gelebt, wo es bis heute keine gibt. Allerdings ist sie auch nicht wirklich lebensnotwendig. Es ist wirklich möglich, mit einem einzigen Gasofen mehrere Zimmer zu heizen.

Zum Schulungsmarkt erfahren wir folgendes:
"In Williamsburg wurden immer irgendwelche Kurse veranstaltet - in Nebenräumen von Gasthäusern, Dachkammern, Kellern oder seit langem leer stehenden Geschäften, die man für einen Spottpreis mieten konnte. Leute, die sich selbst den Titel 'Lehrer' zugelegt hatten, gaben Unterricht im Spitzenklöppeln, Tätowieren, Singen, Tanzen, Jonglieren - in einfach allem. Man konnte lernen, wie man Dauerwellen macht und wie man sitzen und stehen und atmen muß, wie man Haar zum Wachsen bringt, wie man Haare los wird, wie man zu einem schönen Busen kommt und wie man im Keller Champignons züchtet.
Es gab eine Unmenge Lehrer, die wußten, wie man das alles macht, und obwohl sie es wußten, nicht reich wurden und nun glaubten, sie könnten dadurch reich werden, daß sie anderen Leuten sagten, wie man es mache. Und jene, die in diese Kurse gingen, träumten davon, Varietéstars zu werden wie Van und Schenck, die auch aus Brooklyn stammten, oder eine Tänzerin wie Irene Castle oder einen vollentwickelten Busen zu bekommen wie Miß Flatbush oder schön gewelltes Haar bis zu den Fußknöcheln wie die Sutherland-Schwestern auf den Haarwasserflaschen, und damit auf einem Jahrmarkt aufzutreten.
Keiner dieser Lehrer wurde reich, und kein Traum, den ihre Schüler träumten, ging in Erfüllung. Alles was Lehrer und Schüler davon hatten, war daß ein kleiner Hoffnungsschimmer für eine Weile in ihnen aufglomm. Keiner der Kurse dauerte lange; ein oder zwei Wochen oder höchstens einen Monat. Doch sie brachten den Leuten ein wenig Abwechslung und Aufregung."

Und hier noch etwas zur Emanzipation während des Krieges:
"Vor dem Krieg hatten Frauen in Fabriken oder als Verkäuferinnen, Kellnerinnen, Telefonistinnen, Stenotypistinnen, Kassiererinnen, Dienstmädchen und so weiter gearbeitet. Frauen mit einer besonderen Ausbildung hatten sich in Wartelisten eintragen und warten müssen, bis ein Posten als Lehrerin, Bibliothekarin, Krankenschwester oder Privatsekretärin frei wurde.
Jetzt standen ihnen fast alle Berufe offen. Sie arbeiteten als Straßenbahnschaffnerinnen, bedienten Aufzüge, fuhren Bier und Milch aus, ersetzten die Männer in den Postämtern, trugen hübsche Uniformen oder arbeiteten unten in Brooklyn im Marinehafen. Die Männer boten ihnen in der Untergrundbahn nicht mehr ihre Plätze an.
Sie trugen Hosen. Da es keine eigens für Frauen hergestellten Hosen zu kaufen gab, trugen sie die Hosen ihrer Brüder. Sie legten die hohen Schuhe ab und trugen Halbschuhe mit Gamaschen. Sie drangen in die Barbierläden ein und ließen sich die Haare kurz schneiden. Sie zwickten sich nicht mehr in die Wangen, damit sie rot wurden. Sie legten Rouge auf. Sie begannen Zigaretten zu rauchen. Sie debattierten wie die Männer über Politik. Die Zeit, da man es ihnen gestatten würde zu wählen, war nicht mehr fern."

Nach dem Kriegsende verloren übrigens die Frauen ihre Stellen wieder. Die Chefs waren natürlich solidarisch mit den Kriegsheimkehrern und fanden, dass diese viel dringender einen Job brauchten als die Frauen, die ja im übrigen jetzt endlich wieder alle heiraten konnten. Außerdem wird erwähnt, dass Lehrerinnen nur so lange arbeiten durften, bis sie heirateten. Nur unverheiratete Frauen durften unterrichten.

Naja, das entspricht auch meinen Erfahrungen. Die Männer sind untereinander solidarisch, weil sie ja für eine Familie die Verantwortung tragen und darum ihr Job lebenswichtig ist. Der Job einer Frau ist eh nur ein Hobby. Darum ist es auch moralisch in Ordnung, eine Frau aus dem Job rauszumobben, während es bei einem männlichen Kollegen unmoralisch wäre. Wie schön, dass die Leute eine Moral haben. Schlecht für mich, dass ich nicht unter deren Schutz stehe.

Dienstag, 6. Januar 2015

Faszinierend: Bildschirme halten uns wach!

E-Books, Fernseher und Computerbildschirme halten uns nicht nur durch den gezeigten Inhalt wach, sondern auch durch das blaue Licht, das sie aussenden:
http://www.epochtimes.de/Licht-von-E-Book-Geraeten-kann-innere-Uhr-beeinflussen-a1209822.html
Uiuiui, ab sofort heißt es: Um 20 Uhr alle elektronischen Geräte aus und bei Kerzenschein Briefe geschrieben und Bücher gelesen. Und dann mit den Hühnern ins Bett. Also, gleichzeitig. *grins*

Freitag, 2. Januar 2015

Strom Marsch

OK, hier fließt wieder der Strom. Im Wohnzimmer leuchten sogar beide Glühbirnen. Nur auf Kochorgien mit vier Herdplatten konnte mir der Elektriker keine Hoffnung machen. Im Gegenteil sollte ich nur dann kochen, wenn gerade nicht die Waschmaschine läuft. Das ist ja wie früher, als die Maschine beim Schleudern das Haus so zum Beben brachte, dass die Töpfe von der Herdplatte hoppelten, um sich in die Tiefe zu stürzen. Nur jetzt mit einem anderen Grund. Ach ja, meine geliebten Bruchbuden...
Aber Hauptsache warm! Die Kälte war schlimmer als voriges Jahr der Wassermangel. Mein Gehirn drohte schon einzufrieren und erfahrungsgemäß kann ich bei Kälte schlecht schlafen bzw. genau genommen gar nicht. Ach ja, meine geliebten Grenzerfahrungen... Neulich sah ich im Fernsehen einen Bericht über Leute, die freiwillig Polarexpeditionen machen. Hallo, frieren kann man auch in Deutschland!

2015 beginnt wie 2014

Ich hoffe, das geht nicht wieder monatelang so weiter. 2014 begann damit, dass ich tagelang in der Küche kein Wasser hatte. Und es wollte auch kein Handwerker extra kommen, nur um einen lächerlichen Wasserhahn aus dem Baumarkt zu installieren. Is klar. Als Handwerker kann man es sich aussuchen.

2015 beginnt nun damit, dass in einem Teil der Wohnung der Strom ausfiel. Das wäre nun erstmal nicht so dramatisch gewesen, aber es war ausgerechnet der Teil des Stromnetzes, der meine Gasheizung mit dem lebenswichtigen Zündfunken versorgte. Nix Strom, nix warm. Dank dem Urlaub war die Wohnung dann auch schön auf 12 Grad runter gekühlt. Vielleicht sogar weniger. Das Zimmertemperameter kann nämlich nur bis 12 Grad runter messen. Wenn ich von draußen komme, merke ich, dass es hier drinnen wärmer ist. Aber das heute ja auch keine Kunst.

Immerhin war vorhin der Notdienst da und grantelte über unsere Elektroinstallationen in meiner Wohnung. Haha, ich wusste schon immer, dass hier etwas nicht stimmt. Sieht so aus als hätte irgend ein Amateur da Hand angelegt. Da können wir ja froh sein, dass wir bisher nicht in Flammen aufgegangen sind! *grusel* Aber jetzt kriege ich richtig dimensionierte Sicherungen. Vielleicht kann ich dann in Zukunft wieder auf dem Herd etwas anbraten? Oder Nudeln in weniger als einer Stunde kochen? Das wäre ein super Luxus! Dass mein dreiarmiger Kronleuchter nur ein bis zwei Glühbirnen unterstützt, ist weniger störend.

Vor allem hoffe ich aber, dass mir der Vermieter die Rechnung erstattet und nicht versucht mir einzureden, dass ich an dem Unglück schuld sei. Und ich hoffe, dass dies nicht wieder der Anfang einer Pechsträhne ist, wo fast täglich etwas kaputt geht! *klopft auf Spanholz*

Donnerstag, 1. Januar 2015

Gutes Neues Jahr!

Ein gutes Neues Jahr an alle! Lasst uns gemeinsam eine Party feiern, bei der die Kuchen groß genug für alle sind. Lasst uns einander lieben, weil Hass Falten macht. Lasst uns das Leben genießen, weil es zu kurz ist für lange Gesichter.

PS: Sagte ich schon, dass alles was ich schreibe, wahr wird? *grins*

Sonntag, 28. Dezember 2014

Bizarr...

Heute Nachmittag schwitzte ich in einer Rotlichtkabine vor mich hin und las dabei exakt 40 Minuten lang in einem Buch: "Verwehte Träume" von Betty Smith. Der letzte Satz im letzten Kapitel, das ich las, lautete: "Er verschlief [im Kino] den aufregendsten Teil von 'Geburt einer Nation'." Bizarr. Das Seltsame daran ist, dass ich genau diesen Film vorige Woche zum ersten Mal gesehen habe. Es ist ein Stummfilm aus dem Jahr 1915, in dem auch dieser Roman spielt.

Der Film ist übrigens nicht für Leute unter 18 geeignet. Voraussetzung für die richtige Rezeption dieses Machwerks ist eine stabile politische Gesinnung. Der Film macht sich nämlich der Geschichtsverzerrung schuldig und ist stark manipulativ.

Sonntag, 21. Dezember 2014

"Ich war im Sarkophag von Tschernobyl"

"Ich war im Sarkophag von Tschernobyl - Der Bericht des Überlebenden" von Anatoly N. Tkachuk ist ein beeindruckendes Dokument über die Aufräumarbeiten bei Tschernobyl. Diejenigen, die immer noch behaupten, die schädliche Auswirkungen von Radioaktivität auf die Gesundheit seien nicht eindeutig nachgewiesen, soll bitte dieses Buch lesen. Ich habe sowieso noch nie verstanden, warum unsere Regierung nach Hiroshima, Nagasaki, Harrisburg und Tschernobyl noch ein Fukushima brauchte, um zu kapieren, dass Radioaktivität gefährlich ist.

Vom Schreibstil her ist das Buch eher gewöhnungsbedürftig und auch etwas sehr manipulativ. Aber die Fakten und Fotos sprechen für sich. Ich bin jetzt noch viel mehr voller Ehrfurcht vor den Menschen, die nach den Katastrophen von Tschernobyl und Fukushima in die Strahlenhölle gegangen sind, um den Schaden zu begrenzen.

Sonntag, 7. Dezember 2014

Kursvorbereitungen / 2

Aaaah, noch besser: Manche Leute halten ihre Kurse ganz ohne Kursunterlagen. Dadurch zwingen sie die Studenten selbst zu nachtschlafender Zeit in den Seminarraum. Wer nicht da ist und mitschreibt, weiß hinterher nicht, was dran war und was er für die Prüfung lernen muss. Super Trick. Aber gerade diese Ich-schüttel-eine-Vorlesung-aus-dem-Ärmel-Dozenten glauben oft, sie seien besonders gute Dozenten. Schließlich sind immer alle Teilnehmer da.

Dabei ist für Studenten ja der Unterhaltungswert der Vorlesung noch der kleinste Grund, sich stundenlang da rein zu setzen. So ulkig kann eine Vorlesung ja gar nicht sein, dass man nur wegen dem Amusement dort erscheint. Die Studenten stehen unter Druck, ihre Zeit effizient zu nutzen. Gibt es gute Kursunterlagen, in denen alle drin steht, dann können sie sich die Vorlesung schenken oder nur gelegentlich vorbei sehen. So habe ich es seinerzeits auch gemacht, da sich ja dank schlechter Stundenplan-Koordination zwischen Fachbereichen und Doppelstudium regelmäßig Lehrveranstaltungen zeitlich überschnitten.

Tja, so ist das. Allerdings bekomme ich hinterher dann doch positives Feedback, dass man nach meinem Kurs genau weiß, was man auf die Prüfung zu lernen hat und in welcher Form es abgeprüft wird. Statt weltanschauliche Vorträge und selbstdarstellerische Plauderstunden abzuhalten, bereite ich gezielt auf die Prüfung vor. Meine "philosophischen Abschweifungen" halten sich dabei in Grenzen und dienen nur der Auflockerung, wenn ich merke, die Stirnen runzeln sich vor Anstrengung.

Dienstag, 2. Dezember 2014

Kursvorbereitungen

Allmählich denke ich, mit mir stimmt etwas nicht. Immer wenn ich mich mit anderen Dozenten und Trainern unterhalte, habe ich den Eindruck, dass ich die Einzige bin, die ihre Kursunterlagen selbst erstellt. Andere verwenden einfach die Unterlagen von anderen Leuten. Kann man doch kostenlos aus dem Internet runterladen und dann nur das Logo austauschen. Uarg! Ich weiß, warum ich Kursunterlagen niemals online stelle und am liebsten nur gedruckt herausgebe. Trotzdem bin ich ziemlich sicher, dass ein paar Leute meine Unterlagen bereits in ihren Kursen verwenden. Natürlich ohne mich zu fragen oder mir gar Lizenzgebühren dafür zu bezahlen. Warum sollte man das geistige Eigentum anderer achten?? Oder andere für ihre Arbeit bezahlen? Diebstahl ist total einfach, also wird's gemacht.

Für andere Leute bedeutet "Kursvorbereitung" einfach, dass sie sich die Unterlagen kurz ansehen. Und ich Trottel erstelle nicht nur Aufgaben, sondern auch Musterlösungen. Vortragsfolien sind schön mit Animationen, und ich mache mir Gedanken über Interaktion und Didaktik, Länge der einzelnen Lerneinheiten und so weiter. Ja, ich weiß, das haben die Leute, deren Unterlagen gestohlen wurden, auch getan. Darum funktioniert es ja. Man stiehlt einfach die besten Unterlagen, die man kriegen kann, und erzählt dann frisch von der Leber weg, was einem dazu einfällt. Das wirkt vermutlich sogar cooler und kompetenter als wenn jemand sich vorher schon total viele Gedanken macht. Zum Beispiel halte ich gerade einen Kurs, den hat mein Vorgänger mit 90 Folien gehalten und vier Übungen. 6 Abende à 4 Stunden. Hallo? Bei mir sind das 210 Folien und 10 Übungen. Hat der die ganze Zeit nur fröhlich geplaudert?

Samstag, 29. November 2014

Reisen aus 1001 Nacht

Frau Doktor war mal wieder auf Konferenzreise. Und wie meistens habe ich mich nicht im offiziellen Konferenzhotel eingebucht, obwohl es dieses 4-Sterne-Hotel zu einem ziemlich schicken Preis gab - einschließlich Sauna, Schwimmbad und Co. Aber welcher Dienstreisende braucht sowas, wenn er nur zwischen 18 und 19 Uhr kurz die Koffer abwirft, danach bis in die Puppen mit den anderen Konferenzlern Bierbrauereien besichtigt, und am nächsten Morgen um 8 oder 9 Uhr schon wieder gepackt, geduscht und sprachbegabt im Seminarraum erwartet wird? Zumal ich am Freitagmorgen den allerersten Vortrag hielt. Also suchte ich ein 3-Sterne-Hotel für 25€ weniger. Ohne Sauna. Ich stieg eine Haltestelle nach Hauptbahnhof aus, befand mich aber gleich auf einem ganz anderen Planeten. Zuerst ging es durch ein Wohngebiet, dann an einer Hauptverkehrsstraße vorbei wieder durch dasselbe Wohngebiet ins Dönerbudenviertel.

Witzig war die Wegbeschreibung, die die Bahn mir ausgegegeben hatte. Sonst eigentlich immer richtig, passten dieses Mal Bild und Text nicht zusammen. Es musste also mindestens eines von beiden falsch sein! Zunächst war der Stadtplan prima: Alles sah genau so aus wie gedruckt. Bis ich mich plötzlich in der U-Straße statt der W-Straße befand. Laut Text war dies aber genau richtig. Da kam noch eine Ecke mehr. Ich bog also drei Mal rechts ab. Normalerweise - also, wenn ich in Geometrie gut aufgepasst habe - müsste man, wenn man drei Mal rechts abbiegt und jeweils 300 Meter geht, wieder am Ausgangspunkt ankommen. Aber die Erde ist ja eine Kugel, und deshalb stimmen Landschaft und Logik oft nicht überein. Nach drei Mal Rechtsabbiegen gelangte ich in eine namenlose Straße, die nur die M-Straße sein konnte. Haus Nummer 70 war gesucht. 66, 68, 70. Ich stand nun vor einem Privathaus mit lauter Privatnamen an den Türen. Hm? Ich fragte mich, welche Garantie ich tatsächlich habe, dass dieses Hotel existiert und meine Zahlung nicht auf einem Konto in Ghana gelandet ist. Habe ich eine? Ich fragte eine Passantin nach der M-Straße, und es stellte sich heraus, dass ich noch ein letztes Mal rechts abbiegen musste. Das war zwar nicht mehr konsistent mit meinen beiden Plänen, aber meine letzte Hoffnung. Zwischen Dönerbude und Internetcafé befand sich dann auch tatsächlich das gesuchte Hotel, das mich schon freundlich erwartete. Schööön!

Montag, 24. November 2014

Uaaaaarg!! Diskriminierung vor Morgengrauen

Oh, das tut weh! Bin mal wieder diskriminiert worden! Nachdem ich mich beruhigt und eine Tasse Tee getrunken habe, werde ich mal ganz freundlich nachfragen, ob das so sein müsse. Es ist so, dass ich seit ein paar Monaten mit drei Herren virtuell übers Internet an einem Projekt arbeite. Nun sind wir auf eine neue Plattform gewandert, die einer angelegt hat. Wir anderen drei haben uns nun dort angemeldet. Eben erhalte ich eine E-Mail, dass die anderen beiden Herren Administratorrechte erhalten haben, damit sie Änderungen vornehmen können. Hallo? Hallo? Gibt es einen sachlichen oder sonstigen Grund, warum ich als Einzige keine Administratorrechte bekomme? Weil Mädchen keine Verantwortung übernehmen wollen? Weil Mädchen sowieso alles kaputt machen? Weil ich inkompetenter wirke als die anderen? Weil mein Status niedriger ist? (Ist er nicht, aber davon gehen die Leute grundsätzlich immer aus. Frauen sind in der Wissenschaft nur als Doktorandinnen tätig. Andere gibt's nicht.) *schnaub, knurr, Feuer spei*

Ich glaubte ja früher wirklich den Scheiß, dass es an mir persönlich liege. Ich bin zu schüchtern, ich rede zu leise, ich bin nicht selbstbewusst genug, blabla. Aber seitdem ich viel über das Internet mit Leuten zusammenarbeite, passiert mir das alles genauso. Dabei kennen die mein blödes Gesicht und meine angeblich so unsichere Stimme gar nicht. Im Gegenteil attestiert man mir oft genug eine ziemlich laute Schreibe. OK, dann werde ich mal Administratorrechte beantragen. Das darf ich einfach nicht akzeptieren, dass man mich niedriger einstuft als alle anderen im Team. Wehre den Anfängen!

Früher dachte ich, dass es sich nicht lohne, um Kleinigkeiten zu kämpfen. Stimmt. Um Kleinigkeiten braucht man nicht zu kämpfen. Um die muss man nur freundlich ansuchen. Da sieht noch keiner einen wirklichen Grund, mir die Kleinigkeit zu verweigern. Aber wenn ich im Kleinen schon Nachteile akzeptiere, dann signalisiere ich ihnen, dass es für mich OK ist, ganz unten zu stehen. Dann wundern sie sich zu Recht, wenn ich eines Tages um große Sachen kämpfe.

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