Papierlosigkeit
Der Umzug brachte mich auf die Frage, ob es für mich möglich wäre, papierlos zu leben. Beruflich bin ich schon fast so weit. Fachliteratur besorge ich mir möglichst elektronisch. So habe ich sie jederzeit auf dem Laptop dabei und archivieren kann ich sie auf einer CD. Aus elektronischen Artikeln und Büchern kann ich praktischer Textstellen zitieren als wenn ich sie abtippen müsste. Die Anzahl meiner Ordner steigt im beruflichen Bereich nur noch um einen pro Jahr statt früher fünf. Wenn ich mich mal dran setzen würde, könnte ich sicher den größten Teil der Artikel, die ich in meinen Ordnern habe, durch elektronische ersetzen. Teilweise bin ich schon dabei, sie mir zusätzlich als pdf zu besorgen, habe aber trotzdem noch kein Papier entsorgt. Die Umstellung würde schätzungsweise einen Halbtag pro Ordner dauern. Vielleicht sollte ich einen Studenten für diese langweilige Aufgabe anheuern. *grins*
Und privat? Unter Schmerzen habe ich mich vor Jahren dazu entschlossen, mich von Büchern zu trennen und später auch von Briefen. Bei den Büchern behalte ich nur diejenigen, die mich beeindruckt haben und die ich eventuell nochmal lesen würde. Das sind momentan 100-200 Bände und sie vermehren sich nur langsam. Bei jedem Umzug wandert nochmal etwas in die "Hergeben-Kiste". Natürlich werfe ich keine Bücher fort, dazu achte ich sie zu sehr. Sie werden verkauft, eingetauscht oder verschenkt. Das ist nicht leicht, ständig habe ich ca. 50 Werke im Angebot. Erst im Juni habe ich eine Kiste voll gespendet, bin jetzt aber schon wieder bei 30 loszuwerdenden Büchern. Ich lese ja schließlich jede Woche mindestens ein Buch und davon sind nur ca. ein Drittel ausgeliehen, zwei Drittel gekauft. Witzigerweise habe ich mir auch schon Bücher nochmal besorgt, nachdem ich sie weggeben hatte, aber das ist nicht schwer. Dank Internet kann man selbst out of print Werke leicht beschaffen.
Mit den Briefen tue ich mir schwer, die achte ich noch viel mehr als Bücher. Aber hätte ich alle aufbewahrt, dann wäre ich jetzt schon bei mindestens sechs Kartons statt zweien. Mein Kriterium für das Aussortieren ist: "Wecken diese Briefe negative Gefühle in mir?" Falls ja, müssen sie fort. Manche (Brief)freundschaft verursachte Schmerzen oder ihr Verlust tat es.
Loslassen ist die Voraussetzung für Neuanfang.
Emotionales Loslassen manifestiert sich im physischen Loslassen.
In den letzten beiden Jahren habe ich noch einiges mehr los gelassen, nicht nur Papier, aber eben auch. Die Postkartensammlung und die Sammlung von Schokoladenpapier sind fort. Verkauft, verschenkt. Wieder zwei Umzugskartons weniger.
Dann habe ich noch recherchiert, wie lange ich als Privatperson
welche Art von Unterlagen aufbewahren muss. Vieles kann nach spätestens zehn Jahren weg. Beim Kistenauspacken werde ich diese Liste daneben legen. Wenn ich die alten Unterlagen wegwerfe, sollte es zumindest nicht mehr werden. Mehrere leere Ordner zeugen von meinen bisherigen Entrümpelungserfolgen.
Und Tagebücher? Würde ich ab sofort auf elektronische Einträge
umsteigen? Wie würde sich das auf mein Schreiben auswirken?
Momentan mache ich meine nachdenklichen Notizen auf lose Blätter, damit ich das überall und jederzeit tun kann. Würde ich die alten Tagebücher einscannen und wegwerfen? Oder sogar wegwerfen ohne sie zu archivieren? Haben Tagebücher mit dem Aufschreiben nicht ihren Sinn und Zweck erfüllt? Warum, wozu und wofür dokumentiere ich so lückenlos mein Leben? Für die Zeit wenn ich dement werde? Wofür dienen diese Tagebücher? Lese ich sie denn? Manches Mal habe ich schon einige Monate später etwas nachgeschlagen, und zwar zu zwei verschiedenen Zwecken. Erstens wenn jemand im Nachhinein eine Version der Geschehnisse verbreitete, die nicht mit meiner Erinnerung
übereinstimmte. Glücklicherweise bestätigten meine Notizen jedes Mal, dass ich mich noch richtig erinnere. Richtig in dem Sinne, dass meine Sicht heute immer noch diejenige ist, die ich damals hatte als es passierte. Ich bilde mir ein, das sei selten.
Zweitens entdeckte ich schon mehrmals im Nachhinein interessante zeitliche Korrelationen zwischen Dingen, die bisher nichts miteinander zu tun hatten. Der Beginn einer Beziehung mit dem Beginn einer Krankheit. Oder die Probleme mit verschiedenen Menschen, von denen ich damals noch nicht wusste, dass sie einander kennen. Aufgrund dieser nachträglichen Information wurde manches klarer, ich konnte mein eigenes Leben in diesem Licht nochmal neu lesen und interpretieren. Damals erleichterte es mich sehr, schwarz auf weiß die Informationen zu finden, die mir fehlten um zu verstehen, was passierte. Ansonsten dient das Tagebuchschreiben nur der Klärung meiner Gedanken. Während des Formulierens werden mir meine Gefühle und Wünsche bewusst und ich verstehe, was ich als nächstes tun will. Irgendwo habe ich gelesen, dass Tagebuchschreiber um ein Mehrfaches erfolgreicher im Leben sind als andere. Das glaube ich gerne. Dafür muss das Tagebuch aber nicht unbedingt mehrere Umzugskartons füllen und muss vielleicht nicht einmal physisch aufbewahrt werden. Aber weg ist weg! Habe ich meine Tagebücher erst geschreddert, lassen sie sich nie wieder rekonstruieren. Nie wieder, zwei schmerzhafte Wörter.
Und privat? Unter Schmerzen habe ich mich vor Jahren dazu entschlossen, mich von Büchern zu trennen und später auch von Briefen. Bei den Büchern behalte ich nur diejenigen, die mich beeindruckt haben und die ich eventuell nochmal lesen würde. Das sind momentan 100-200 Bände und sie vermehren sich nur langsam. Bei jedem Umzug wandert nochmal etwas in die "Hergeben-Kiste". Natürlich werfe ich keine Bücher fort, dazu achte ich sie zu sehr. Sie werden verkauft, eingetauscht oder verschenkt. Das ist nicht leicht, ständig habe ich ca. 50 Werke im Angebot. Erst im Juni habe ich eine Kiste voll gespendet, bin jetzt aber schon wieder bei 30 loszuwerdenden Büchern. Ich lese ja schließlich jede Woche mindestens ein Buch und davon sind nur ca. ein Drittel ausgeliehen, zwei Drittel gekauft. Witzigerweise habe ich mir auch schon Bücher nochmal besorgt, nachdem ich sie weggeben hatte, aber das ist nicht schwer. Dank Internet kann man selbst out of print Werke leicht beschaffen.
Mit den Briefen tue ich mir schwer, die achte ich noch viel mehr als Bücher. Aber hätte ich alle aufbewahrt, dann wäre ich jetzt schon bei mindestens sechs Kartons statt zweien. Mein Kriterium für das Aussortieren ist: "Wecken diese Briefe negative Gefühle in mir?" Falls ja, müssen sie fort. Manche (Brief)freundschaft verursachte Schmerzen oder ihr Verlust tat es.
Loslassen ist die Voraussetzung für Neuanfang.
Emotionales Loslassen manifestiert sich im physischen Loslassen.
In den letzten beiden Jahren habe ich noch einiges mehr los gelassen, nicht nur Papier, aber eben auch. Die Postkartensammlung und die Sammlung von Schokoladenpapier sind fort. Verkauft, verschenkt. Wieder zwei Umzugskartons weniger.
Dann habe ich noch recherchiert, wie lange ich als Privatperson
welche Art von Unterlagen aufbewahren muss. Vieles kann nach spätestens zehn Jahren weg. Beim Kistenauspacken werde ich diese Liste daneben legen. Wenn ich die alten Unterlagen wegwerfe, sollte es zumindest nicht mehr werden. Mehrere leere Ordner zeugen von meinen bisherigen Entrümpelungserfolgen.
Und Tagebücher? Würde ich ab sofort auf elektronische Einträge
umsteigen? Wie würde sich das auf mein Schreiben auswirken?
Momentan mache ich meine nachdenklichen Notizen auf lose Blätter, damit ich das überall und jederzeit tun kann. Würde ich die alten Tagebücher einscannen und wegwerfen? Oder sogar wegwerfen ohne sie zu archivieren? Haben Tagebücher mit dem Aufschreiben nicht ihren Sinn und Zweck erfüllt? Warum, wozu und wofür dokumentiere ich so lückenlos mein Leben? Für die Zeit wenn ich dement werde? Wofür dienen diese Tagebücher? Lese ich sie denn? Manches Mal habe ich schon einige Monate später etwas nachgeschlagen, und zwar zu zwei verschiedenen Zwecken. Erstens wenn jemand im Nachhinein eine Version der Geschehnisse verbreitete, die nicht mit meiner Erinnerung
übereinstimmte. Glücklicherweise bestätigten meine Notizen jedes Mal, dass ich mich noch richtig erinnere. Richtig in dem Sinne, dass meine Sicht heute immer noch diejenige ist, die ich damals hatte als es passierte. Ich bilde mir ein, das sei selten.
Zweitens entdeckte ich schon mehrmals im Nachhinein interessante zeitliche Korrelationen zwischen Dingen, die bisher nichts miteinander zu tun hatten. Der Beginn einer Beziehung mit dem Beginn einer Krankheit. Oder die Probleme mit verschiedenen Menschen, von denen ich damals noch nicht wusste, dass sie einander kennen. Aufgrund dieser nachträglichen Information wurde manches klarer, ich konnte mein eigenes Leben in diesem Licht nochmal neu lesen und interpretieren. Damals erleichterte es mich sehr, schwarz auf weiß die Informationen zu finden, die mir fehlten um zu verstehen, was passierte. Ansonsten dient das Tagebuchschreiben nur der Klärung meiner Gedanken. Während des Formulierens werden mir meine Gefühle und Wünsche bewusst und ich verstehe, was ich als nächstes tun will. Irgendwo habe ich gelesen, dass Tagebuchschreiber um ein Mehrfaches erfolgreicher im Leben sind als andere. Das glaube ich gerne. Dafür muss das Tagebuch aber nicht unbedingt mehrere Umzugskartons füllen und muss vielleicht nicht einmal physisch aufbewahrt werden. Aber weg ist weg! Habe ich meine Tagebücher erst geschreddert, lassen sie sich nie wieder rekonstruieren. Nie wieder, zwei schmerzhafte Wörter.
Geschichten-Manufaktur - 15. Sep, 15:30