Dienstag, 06.01.2009
Noch ein Fundstück, über das ich beim Lesen gestolpert bin. Früher plagte mich bei der Vorstellung, vom Schreiben zu leben, ein schlechtes Gewissen, denn laut unserer schwäbischen Weltsicht ist Schreiben ja keine echte Arbeit. Inzwischen denke ich aber, dass Schreiben genauso Grundbedürfnisse des Menschen befriedigt wie wenn ich Kartoffeln anbauen oder Bier brauen würde. (Ganz zu schweigen vom Herstellen von Automobilen oder Drehen von Seifenopern, die ja auch irgendwelche Grundbedürfnisse befriedigen, auch wenn ich persönlich beides nicht konsumiere.)
Stifter schreibt zu diesem Thema:
... der Mensch sei nicht zuerst der menschlichen Gesellschaft wegen da, sondern seiner selbst willen. Und wenn jeder seiner selbst willen auf die beste Art da sei, so sei er es auch für die menschliche Gesellschaft. Wen Gott zum besten Maler auf dieser Welt geschaffen hätte, der würde der Menschheit einen schlechten Dienst tun, wenn er etwa ein Gerichtsmann werden wollte: wenn er der größte Maler wird, so tut er auch der Welt den größten Dienst, wozu ihn Gott erschaffen hat.
Dies zeigte sich immer durch einen innern Drang an, der einen zu einem Dinge führt und dem man folgen soll. Wie könnte man denn sonst auch wissen, wozu man auf der Erde bestimmt ist, ob zum Künstler, zum Feldherrn, zum Richter, wenn nicht ein Geist da wäre, der es sagt und der zu den Dingen führt, in denen man sein Glück und seine Befriedigung findet. Gott lenkt es schon so, dass die Gaben gehörig verteilt sind, so daß jede Arbeit getan wird, die auf der Erde zu tun ist, und daß nicht eine Zeit eintritt, in der alle Menschen Baumeister sind.
Adalbert Stifter: "Der Nachsommer", Seite 13f
Stifter schreibt zu diesem Thema:
... der Mensch sei nicht zuerst der menschlichen Gesellschaft wegen da, sondern seiner selbst willen. Und wenn jeder seiner selbst willen auf die beste Art da sei, so sei er es auch für die menschliche Gesellschaft. Wen Gott zum besten Maler auf dieser Welt geschaffen hätte, der würde der Menschheit einen schlechten Dienst tun, wenn er etwa ein Gerichtsmann werden wollte: wenn er der größte Maler wird, so tut er auch der Welt den größten Dienst, wozu ihn Gott erschaffen hat.
Dies zeigte sich immer durch einen innern Drang an, der einen zu einem Dinge führt und dem man folgen soll. Wie könnte man denn sonst auch wissen, wozu man auf der Erde bestimmt ist, ob zum Künstler, zum Feldherrn, zum Richter, wenn nicht ein Geist da wäre, der es sagt und der zu den Dingen führt, in denen man sein Glück und seine Befriedigung findet. Gott lenkt es schon so, dass die Gaben gehörig verteilt sind, so daß jede Arbeit getan wird, die auf der Erde zu tun ist, und daß nicht eine Zeit eintritt, in der alle Menschen Baumeister sind.
Adalbert Stifter: "Der Nachsommer", Seite 13f
Geschichten-Manufaktur - 6. Jan, 16:29