Dienstag, 11. Januar 2011

Die Wasserspülung

So, jetzt aber mal richtig erzählt... Das Leben steckt voller Klamauk. Zum Glück, so richtig zum Freu-Lachen gibt´s ja selten was.

Käpt´n hat heute seinen tyrannischen Tag. Er drückt in seiner Kabine den Knopf der Sprechanlage für die Haustechnik. "Klempner? Die Clospülung ist leck. Ich sag euch tausend Mal, ihr sollt kein Wasser verschwenden!"
"Käpt´n, wo denn?"
"Auf dem ganzen Raumschiff, sag ich!"
"Tschuldigung, Käpt´n, aber von welcher Spülung reden Sie?"
"In meiner Kabine. Glaubst du, ich guck in alle Toiletten aufm Schiff?"
"Alles kloar, Käpt´n, komme sofort!"
Klack und aufgelegt. Käpt´n denkt sich, das kann dauern, und geht erstmal Zähneputzen. Frisch eingeschäumt, es klopft. Da von außen niemand die Kabinentür öffnen kann, legt der Käpt´n die Zahnbürste in das Waschbecken und geht öffnen.
"Huch!" schreit Willi, der Raumschiff-Installationsmeister (auch "Clo, Wasser, Scheiße" genannt), und springt draußen auf dem Gang einen Schritt zurück. In seiner Werkzeugkiste scheppert es irritiert.
"Käpt´n", stammelt er ratlos, "Sie ham ja Schaum vorm Mund!"
Der Angesprochene dreht sich um, murmelt was von "Zähneputzen" und tappt ins Bad zurück. Vorsichtig folgt ihm Willi. Als der Kapitän die Bürste wieder in die Hand nimmt und weiter schrubbt, stimmt das Bild wieder. Willi atmet erleichtert aus und wendet sich der Toilette zu.

"Hm, hm", macht er fachmännisch. "Da läuft was. Aber nich viel."
"Geh näher ran", befiehlt der Käpt´n, während er ausspuckt.
Willi kann sich nicht weigern, bleibt aber auf Abstand. Seine Augen sind noch gut. Seine Nase auch.
"Also", macht Willi, öffnet mit einem "plopp" den Spülkasten und guckt rein. Er spült und beobachtet. Guckt in die Schüssel, guckt in den Kasten. Spült wieder.
Der Kapitän hat inzwischen seinen Mund ausgespült, die Lippen mit seinem flauschigen Handtuch abgetupft und eingecremt. Er mault: "Das war nun schon eine Tagesration Wasser. Oder sogar zwei."
Willi befürchtet, dass er nun selbst auf halbe Wasserration gesetzt werden könnte und stoppt seine Untersuchungen. "Dat is so...", beginnt er zu erklären, "dass die Dichtung nicht richtig dichtet, wenn die Wassersparspülung gedrückt wurde. Bei der anderen is alles in Ordnung."
"Tolle Wassersparspülung", murrt der Kapitän. "Und was lässt sich da machen?"
"Immer volle Kanne drücken", erklärt Willi. "Die Wassersparspülung is für Sie tabu, nicht anfassen."
"Aber da läuft doch was raus, der Kasten ist leck."
"Ich klebt Ihnen hier mal einen Zettel ran und lasse auch einen Filzstift da. Darauf notieren Sie jeden Morgen, wenn Sie zum Dienst gehen, den Wasserstand von der Wasseruhr hier. Wenn der abends noch genauso ist, dann is alles okee. Nix kaputt. Olles kloar, Käpt´n?"
"Hm, hm."
"Und in drei Tagen komme ich wieder und hol den Zettel ab."

Beim Mittagessen in der Mannschaftskantine ist Willi der Held. Er hat dem Käpt´n Anweisungen gegeben. Das traut sich sonst keiner. Und das Beste ist: Der Käpt´n hält sich vermutlich sogar dran.

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