Montag, 16. Februar 2015

Wozu mache ich überhaupt noch Pläne?

"Wozu mache ich überhaupt Pläne? Wozu führe ich einen Kalender?"
"Das fragen Sie mich, Kindchen? Pläne sind dafür da, eingehalten zu werden."
"Ja, auf einem gut organisierten Schiff wie Ihrem. Hier sind Pläne nur dazu da, um Aufgaben aufzuschieben und Drängler auszubremsen. Aber wenn dann der Termin der Inspektion endlich da ist, hat sich keiner darauf eingestellt, oder falls doch, dann haben sie alles vorzubereitet, um die Inspektion unmöglich zu machen. Monatelang war der Abstellraum fast leer. Sie sollten für die Inspektion einfach nur die dreißig Kisten hinaus räumen. Und was tun sie? Großreinemachen in einem anderen Lagerraum, so dass sie dessen Inhalt genau am Tag zuvor herüber geschleppt hatten. Ein Mal kann so etwas ja noch passieren, aber hier geschieht das ständig. Ich halte es inzwischen für Absicht, und das habe ich ihnen auch gesagt. Nun sind sie sauer. Aber es wirkt so als..."
"Sie wissen, dass Sie mit Zivilisten diplomatischer umgehen müssen? Immer so tun als würden Sie alle Lügen glauben?"
"Hab ich ja getan, aber jetzt reicht's. Wenn es auf die freundliche Tour nicht geht, dann auf die unfreundliche. Schließlich geht es hier nicht um Sandkasten-Konkurrenzspiele, sondern um unserer aller Sicherheit."
"Das sehen die sicher anders. Schließlich ist ja bisher noch nichts passiert."
"Nein, natürlich nicht. Ich war mehrmals draußen auf der Außenhaut, um Risse zu kitten und wichtige Kleinteile einzusammeln, die sich losreißen wollten. Wir hatten eine Kontamination in Block B und eine Explosion in meinem Labor."
"Aber die Leute waren nicht dabei, also existiert es nicht. Risikowahrnehmung, Sie erinnern sich an den Kurs?"
"Denn muss eben ich das Risiko sein, das sie wahrnehmen. Ich personifiziere die Gefahr."
"... die man bei nächstbester Gelegenheit wieder in die Luft sprengt."
"Was habe ich zu verlieren? Diese Schrottkutsche fällt auseinander und alles was die Leute tun müssen, um mich bei den Reparaturen zu unterstützen ist es, einen fast leeren Lagerraum ganz zu leeren. Ist das zu viel verlangt?"
"Offensichtlich. Zuständig für den Lagerraum sind nicht zufällig Ihre persönlichen Freunde in der Kantine."
"Landwehr, warum so feinfühlig und verständnisvoll heute? Würden Sie diese Gestalten nicht auch zusammenscheißen?"
"Wenn sie unter meinem Kommando stünden schon. Ich denke, der Kapitän sollte das tun."
"Ach, der! Der ist verschwunden in virtuellen Welten. Hat ein neues Computerspiel entdeckt. Ich weiß nicht, ob das besser ist als Alkohol. Übrigens ist die Distille kaputt gegangen. Nun dienen Computerspiele als Ersatzdroge. Witzig, aber die hatten hier keine Alkoholvorräte, wohl auch zur Risikominimierung und haben den Fusel immer just in time produziert. Ein wenig kommt mir die Schadenfreude hoch. Und der Vorfall zeigt, dass jede lebenswichtige Technik an Bord ausfallen kann, haha."
"Werden Sie mal nicht bösartig, nur weil Zivilisten sich wie Zivilisten verhalten. Sie hätten wissen müssen, worauf Sie sich einlassen, wenn Sie auf einem Weltraumkreuzer anheuern."
Luisa seufzte. "Ich werde mich in meinen Memoiren zehn Seiten lang darüber auslassen, um jeden zu warnen."

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