Mittwoch, 28. Januar 2015

Lebenszeichen von Luisa

"Danke für den Ping", sagte Landwehr und Luisa glaubte, so etwas wie Erleichterung in seiner Stimme zu hören. Es könnte aber auch eine atmosphärische Verzerrung sein.
"Ja, ich lebe noch", sagte Luisa. "War nur alles sehr hektisch hier in letzter Zeit. Die Aufräumarbeiten im gesprengten Labor. Ich habe letztlich das Ventil aus einem Kaffeelöffel hergestellt, wie Sie es empfohlen hatten. Was muss, das muss, wie Sie immer sagen."
"Und gesundheitlich auch alles OK?"
"Hey, Sie sind ja richtig fürsorglich! Bin ganz gerührt!"
"Diese Frage stammt aus dem Buch 'Small Talk für Anfänger'."
Luisa lachte. "Ja, Ok, ich hab halt noch zwei Narben mehr, aber darauf kommt es ja nicht an."
"Narben sind Orden."
"Mag sein, aber die spektakulärsten Narben bekommt man ja immer bei den peinlichen Unfällen, während die heldenhaften Taten meist alles oder nichts sind. Entweder man stirbt oder man kriegt keinen Kratzer ab. Von Unbekannt gesprengt zu werden, gehört eher in die peinliche Kategorie."
"Keine Spur, wer es gewesen sein könnte?"
"Leider nein. Wie auch? Die Werkstatt ist ja ziemlich ausgebrannt und freiwillig meldet sich da auch keiner. Aber es ist ja im Leben nicht wie im Krimi. Man muss den Täter nicht finden. Niemand wäre so irre, das Schiff zu zerstören, auf dem er durch das Weltall treibt."
"Kann noch kommen. Sie wissen nicht, was für kranke Gedanken manche hegen."
"Na, jedenfalls will ich nicht weiter darüber nachdenken! Ich habe genug zu tun, habe ja quasi zwei Jobs. Und irgendwann, das kennt man ja, werde ich zufällig über den Täter stolpern oder er verrät sich irgendwie. Das war früher schon so. Erinnern Sie sich an Georg?"
"Oh ja! Alle wussten schon, was er mit Ihrem Spind gemacht hatte, aber alle hielten dicht. Und da hat der Trottel es Ihnen auch noch persönlich sagen müssen. Tja, drei Tage Isolierzelle hat ihn vermutlich gelehrt, mit solchen Heldentaten nicht so zu prahlen."
"Stimmt schon, ein vernünftiger Mensch kann sich gar nicht vorstellen, wie verkorkst andere denken!"
"Der hat nicht gedacht, so einfach ist die Erklärung!"
"Ich hoffe, unser Attentäter ist etwas klüger. Lieber klug und unauffindbar als wenn er demnächst die nächste Sprengladung zündet."
"Toi, toi, toi, ich klopf auf ... Plastik. Na gut, wird schon helfen. Ich denk auf jeden Fall an Sie, während ich hier auf meinem wohl geordneten, disziplinierten Schiff sicher durchs All kreuze."
"Ich kann mir gar nicht vorstellen, was passiert, sobald meine Füße den Boden auf der Erde berühren. Ich werde aber sicher heulen und mich nicht dafür schämen. Und danach fliege ich nie wieder los."
Landwehr lachte. "Das sagen Sie jetzt. Aber die Regierung braucht Leute wie Sie und ich werde dafür sorgen, dass man Ihnen ein Angebot macht, das Sie nicht ausschlagen können."
"Oh, ich kann!"
"Wetten?"
"Lassen Sie mich erstmal die nächsten anderthalb Jahre überleben auf diesem Narrenschiff."
"Jeden Abend können Sie sich freuen, dass Sie wieder einen Tag geschafft haben. Und was macht Ihr Freund?"
"Alles bestens, immerhin einer hier benimmt sich wie ein zivilisierter Mensch."
"Na, dann sind ja wenigstens die Nächte..."
"Das denken Sie! Aus irgendeinem Grund, wobei wir niemandem etwas Böses unterstellen wollen, wechseln sich unsere Schichten so ab, dass wir uns selten sehen. Manchmal frühstücken wir hier gemeinsam auf Wache, kurz bevor Marcus nach einer 12-Stunden-Schicht in seine Koje geht."
"Romantisch! Geigen!"
Luisa lachte. "A propos: Ich muss los. Routineinspektion."
"Viel Glück, und das mein ich ernst!"

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