Maschinenbediener
Offizier Landwehr war ganz in seinem Element, als er im Kurs "Risikomanagement" mal wieder über Unfälle und Katastrophen berichten durfte. "13. April 2024, wer weiß noch, was damals geschah?"
Niemand meldete sich, denn dieser Fall war bisher noch nicht dran gewesen.
"Klar", sagte Landwehr, "damals habt ihr ja noch keine Zeitung gelesen. Expedition Prometheus, schon gehört?"
Louisa zitierte: "Prometheus war in der griechischen Sage der Halbgott, der in den Himmel stieg, um den Göttern das Feuer zu stehlen."
"Halbrichtig", schmunzelte Landwehr. "Und wie ging das Abenteuer aus?"
"Prometheus wurde erwischt und an einen Felsen gekettet, wo ihm ein Adler ständig die Leber abfrisst, die aber immer wieder nachwächst."
"Und die Menschen haben nun das Feuer, und mit diesem Feuer schmieden sie Waffen, Raumstationen und Kuchengabeln", ergänzte der Lehrer. "Leider konnte Expedition Prometheus das Feuer nicht vom Himmel holen, sondern sie verbrannten sich daran. Ihre Aufgabe bestand darin, Wasserstoff auf der Sonne XA 358 zu tanken und zur Erde zurück zu bringen, damit dort die Fusionsreaktoren Futter haben." Langatmig erklärte und zeichnete er, wie damals das Raumschiff die Sonne erreichte, auf Autopilot schaltete und mit dem Beladen begann. Eine Weggeworfene Zigarette führte dann zu einer Explosion, die das gesamte Schiff in Konfetti zerlegte, die sich weiträumig im Weltall verteilten. "Nichts blieb von ihnen übrig als eine unansehnliche Staubwolke."
Er ließ die Stille wirken, die sich über die Klasse gelegt hatte. Jeder dachte sich wohl, das könnte ihm auch eines Tages passieren.
"Warum also ging der ganze schöne Tanklaster in die Luft, kann mir das jemand zusammenfassen?"
Krasowski meldete sich: "Verstoß gegen die Sicherheitsrichtlinien."
"Ja, aber das geht noch tiefer. Manchmal sind auch Dinge verboten, die keine Richtlinie verbietet. Die Zigarette wurde im Casino geraucht, nur durch eine Verkettung unglücklicher Umstände kam die Explosion zustande."
"Die Sicherheitsrichtlinien brauchen Erweiterung?" fragte Louisa.
"Das Lüftungssystem war defekt?" riet Stefano.
"Hm", machte Landwehr enttäuscht. "Autopilot", sagte er höhnisch, "Richtlinien, Speiseplan, Stundenplan, Etikette und Protokolle. Was seid ihr? Maschinen oder Menschen? Wollt ihr denn, dass man euch programmiert in einer Programmiersprache namens Richtlinien?"
Wieder Schweigen. Die Jungs und Mädels schauten einander ratlos an, niemand begriff so ganz, worauf Landwehr jetzt schon wieder hinaus wollte.
"Wer fliegt das Schiff? Wer steckt voller Visionen? Wo schlägt das Herz und tobt die Leidenschaft? Man hat euch zu Maschinenbedienern ausgebildet. Ihr könnt blitzschnell komplexe Bildschirmanzeigen erfassen, könnt weiß auf schwarz über den Schirm rasende Zahlenkolonnen beobachten und drei Dutzend Anzeigen gleichzeitig im Blick behalten. Ihr habt gelernt, exakt zu denken wie jede dieser Maschinen. Doch eines hat so mancher von uns vergessen: Wir sind nicht die Diener der Maschinen. Es sind nicht die Maschinen, welche den Weltraum erobern, sondern wir! Es sind nicht die Autopiloten, die das Schiff fliegen, sondern ihr! Die Maschinen sind nur eure Gehilfen. Pah, Lüftungsanlage defekt, Richtlinien defekt! Das Raumschiff eiert in der Nähe einer Sonne herum und ist gerade dabei, Wasserstoff zu tanken. Wer kann in solch einer Situation rauchen und wenn es nur im Casino wäre? Im Weltraum stehen wir so auf der Kippe, dass jede noch so unwahrscheinliche Unwahrscheinlichkeit, wenn sie geschieht, uns töten kann. Und darum dürfen wir gar nicht erst zulassen, dass sie eintritt! Verstanden?"
Niemand meldete sich, denn dieser Fall war bisher noch nicht dran gewesen.
"Klar", sagte Landwehr, "damals habt ihr ja noch keine Zeitung gelesen. Expedition Prometheus, schon gehört?"
Louisa zitierte: "Prometheus war in der griechischen Sage der Halbgott, der in den Himmel stieg, um den Göttern das Feuer zu stehlen."
"Halbrichtig", schmunzelte Landwehr. "Und wie ging das Abenteuer aus?"
"Prometheus wurde erwischt und an einen Felsen gekettet, wo ihm ein Adler ständig die Leber abfrisst, die aber immer wieder nachwächst."
"Und die Menschen haben nun das Feuer, und mit diesem Feuer schmieden sie Waffen, Raumstationen und Kuchengabeln", ergänzte der Lehrer. "Leider konnte Expedition Prometheus das Feuer nicht vom Himmel holen, sondern sie verbrannten sich daran. Ihre Aufgabe bestand darin, Wasserstoff auf der Sonne XA 358 zu tanken und zur Erde zurück zu bringen, damit dort die Fusionsreaktoren Futter haben." Langatmig erklärte und zeichnete er, wie damals das Raumschiff die Sonne erreichte, auf Autopilot schaltete und mit dem Beladen begann. Eine Weggeworfene Zigarette führte dann zu einer Explosion, die das gesamte Schiff in Konfetti zerlegte, die sich weiträumig im Weltall verteilten. "Nichts blieb von ihnen übrig als eine unansehnliche Staubwolke."
Er ließ die Stille wirken, die sich über die Klasse gelegt hatte. Jeder dachte sich wohl, das könnte ihm auch eines Tages passieren.
"Warum also ging der ganze schöne Tanklaster in die Luft, kann mir das jemand zusammenfassen?"
Krasowski meldete sich: "Verstoß gegen die Sicherheitsrichtlinien."
"Ja, aber das geht noch tiefer. Manchmal sind auch Dinge verboten, die keine Richtlinie verbietet. Die Zigarette wurde im Casino geraucht, nur durch eine Verkettung unglücklicher Umstände kam die Explosion zustande."
"Die Sicherheitsrichtlinien brauchen Erweiterung?" fragte Louisa.
"Das Lüftungssystem war defekt?" riet Stefano.
"Hm", machte Landwehr enttäuscht. "Autopilot", sagte er höhnisch, "Richtlinien, Speiseplan, Stundenplan, Etikette und Protokolle. Was seid ihr? Maschinen oder Menschen? Wollt ihr denn, dass man euch programmiert in einer Programmiersprache namens Richtlinien?"
Wieder Schweigen. Die Jungs und Mädels schauten einander ratlos an, niemand begriff so ganz, worauf Landwehr jetzt schon wieder hinaus wollte.
"Wer fliegt das Schiff? Wer steckt voller Visionen? Wo schlägt das Herz und tobt die Leidenschaft? Man hat euch zu Maschinenbedienern ausgebildet. Ihr könnt blitzschnell komplexe Bildschirmanzeigen erfassen, könnt weiß auf schwarz über den Schirm rasende Zahlenkolonnen beobachten und drei Dutzend Anzeigen gleichzeitig im Blick behalten. Ihr habt gelernt, exakt zu denken wie jede dieser Maschinen. Doch eines hat so mancher von uns vergessen: Wir sind nicht die Diener der Maschinen. Es sind nicht die Maschinen, welche den Weltraum erobern, sondern wir! Es sind nicht die Autopiloten, die das Schiff fliegen, sondern ihr! Die Maschinen sind nur eure Gehilfen. Pah, Lüftungsanlage defekt, Richtlinien defekt! Das Raumschiff eiert in der Nähe einer Sonne herum und ist gerade dabei, Wasserstoff zu tanken. Wer kann in solch einer Situation rauchen und wenn es nur im Casino wäre? Im Weltraum stehen wir so auf der Kippe, dass jede noch so unwahrscheinliche Unwahrscheinlichkeit, wenn sie geschieht, uns töten kann. Und darum dürfen wir gar nicht erst zulassen, dass sie eintritt! Verstanden?"
Geschichten-Manufaktur - 19. Sep, 11:40