Menschenkenntnis
Landwehr saß in der Kantine, den einbandagierten Fuß auf einem Stuhl, neben sich einen Kaffee, und las im Flottenhandbuch.
"Spannend?" fragte Luisa. "Was glauben Sie, wie es ausgeht?"
Landwehr blickte zu ihr auf. "Am Ende werden die Bösen geschnappt und die Guten belohnt, was denn sonst?" Er schlug das Buch zu, wobei er eine Visitenkarte als Buchzeichen verwendete. "Setz dich. Und was kann ich für dich tun?"
"Ich?" fragte sie irritiert und nahm sich einen Stuhl auf der anderen Seite des Tischs. "Ich wollte nur freundlich sein."
"Hm." Er sah sie an. "Ich will ja nicht sagen, dass du nur zu mir kommst, wenn du etwas brauchst, aber gerade heute scheinst du eine Frage auf dem Herzen zu haben."
Sie blickte auf ihre Hände. Kräftige Hände mit kurzen, rosa lackierten Nägeln. "Sie haben doch so viel Menschenkenntnis", begann sie.
"Hab ich das?" fragte er erstaunt und hob die Augenbrauen. "Und das, wo ich Menschen nicht ausstehen kann?"
Luisa kam aus dem Konzept und räusperte sich. "Ich wollte nur fragen, was Sie von Amaretti halten."
"Dem hübschen Italiener?" hakte er nach.
Sie nickte und sah weiterhin auf ihre Hände.
"Und für welche Entscheidung brauchst du meine Meinung?"
"Nichts, nur..."
"Ach", machte er ungeduldig. "Raus damit."
"Vielleicht ist ja nichts, vielleicht will er wirklich nur einen Kaffee
mit mir trinken und eine Runde mit mir schwimmen..."
"Dachte ich mir, dass es darum geht. Du kannst die Verantwortung für deine Entscheidungen nicht auf andere abwälzen."
"Will ich ja nicht!" empörte sie sich. "Ich dachte nur, wenn ich eine objektive Meinung höre..."
"Niemand ist objektiv. Ich kann ihn nicht leiden. Ein Egozentriker, wenn Sie mich fragen. Kein Team Player."
"Sie würden also Ihrer Tochter davon abraten..."
Er knurrte. "Ich würde meine Tochter ihre eigenen Fehler machen lassen. Hast du denn aus deinen Fehlern nichts gelernt?"
"Doch", sagte sie leise. "Dass ich keine Menschenkenntnis habe, habe ich gelernt."
"Ja, sicher. Und deshalb schmeißet du dich dem erstbesten Typen an den Hals, der dich fragt?"
"Stimmt doch gar nicht!"
"Mäuschen", erklärte Landwehr ihr und beugte sich über den Tisch.
"Du würdest mich überhaupt nicht erst fragen, wenn du dir sicher wärst."
Sie wandte den Blick ab und ließ ihn durch den leeren Saal schweifen. "Stimmt", gab sie kleinlaut zu. "Aber ich dachte, es liegt nur an mir, dass ich mich unwohl dabei fühle. Weil ich nun einen Knacks habe. Oder noch nicht so weit bin."
Landwehr knurrte wieder. "Mach es nicht so kompliziert. Du hast kein gutes Gefühl dabei. Und wenn du noch nicht so weit bist, bist du nicht so weit. Und wenn er der Richtige ist, fragt er nochmal wieder." Er blickte auf die Uhr. "Drei Monate dauert es, um sich von sowas zu erholen. Die sind noch nicht um. Sag ihm, er soll in vier Wochen wiederkommen. Falls du bereit bist, auf einen väterlichen Rat zu hören."
"Natürlich. Ich vertraue Ihrer Menschenkenntnis."
"Ich habe keine und vielleicht vermassel ich dem Kerl nur darum die Tour, weil ich neidisch auf sein schönes Gesicht bin?"
"Würden Sie nicht."
Er lachte. "Wenn du meinst. Und sag keinem, dass du den Rat von mir hast. Nicht dass die anderen auch Tipps von mir wollen."
"Sie haben ja schon Krasowski."
"Ja, ein guter Junge."
"Würde der zu mir passen?"
Er warf sich im Stuhl zurück, nahm sein Buch wieder auf und knurrte: "Mach doch, was du willst."
"Spannend?" fragte Luisa. "Was glauben Sie, wie es ausgeht?"
Landwehr blickte zu ihr auf. "Am Ende werden die Bösen geschnappt und die Guten belohnt, was denn sonst?" Er schlug das Buch zu, wobei er eine Visitenkarte als Buchzeichen verwendete. "Setz dich. Und was kann ich für dich tun?"
"Ich?" fragte sie irritiert und nahm sich einen Stuhl auf der anderen Seite des Tischs. "Ich wollte nur freundlich sein."
"Hm." Er sah sie an. "Ich will ja nicht sagen, dass du nur zu mir kommst, wenn du etwas brauchst, aber gerade heute scheinst du eine Frage auf dem Herzen zu haben."
Sie blickte auf ihre Hände. Kräftige Hände mit kurzen, rosa lackierten Nägeln. "Sie haben doch so viel Menschenkenntnis", begann sie.
"Hab ich das?" fragte er erstaunt und hob die Augenbrauen. "Und das, wo ich Menschen nicht ausstehen kann?"
Luisa kam aus dem Konzept und räusperte sich. "Ich wollte nur fragen, was Sie von Amaretti halten."
"Dem hübschen Italiener?" hakte er nach.
Sie nickte und sah weiterhin auf ihre Hände.
"Und für welche Entscheidung brauchst du meine Meinung?"
"Nichts, nur..."
"Ach", machte er ungeduldig. "Raus damit."
"Vielleicht ist ja nichts, vielleicht will er wirklich nur einen Kaffee
mit mir trinken und eine Runde mit mir schwimmen..."
"Dachte ich mir, dass es darum geht. Du kannst die Verantwortung für deine Entscheidungen nicht auf andere abwälzen."
"Will ich ja nicht!" empörte sie sich. "Ich dachte nur, wenn ich eine objektive Meinung höre..."
"Niemand ist objektiv. Ich kann ihn nicht leiden. Ein Egozentriker, wenn Sie mich fragen. Kein Team Player."
"Sie würden also Ihrer Tochter davon abraten..."
Er knurrte. "Ich würde meine Tochter ihre eigenen Fehler machen lassen. Hast du denn aus deinen Fehlern nichts gelernt?"
"Doch", sagte sie leise. "Dass ich keine Menschenkenntnis habe, habe ich gelernt."
"Ja, sicher. Und deshalb schmeißet du dich dem erstbesten Typen an den Hals, der dich fragt?"
"Stimmt doch gar nicht!"
"Mäuschen", erklärte Landwehr ihr und beugte sich über den Tisch.
"Du würdest mich überhaupt nicht erst fragen, wenn du dir sicher wärst."
Sie wandte den Blick ab und ließ ihn durch den leeren Saal schweifen. "Stimmt", gab sie kleinlaut zu. "Aber ich dachte, es liegt nur an mir, dass ich mich unwohl dabei fühle. Weil ich nun einen Knacks habe. Oder noch nicht so weit bin."
Landwehr knurrte wieder. "Mach es nicht so kompliziert. Du hast kein gutes Gefühl dabei. Und wenn du noch nicht so weit bist, bist du nicht so weit. Und wenn er der Richtige ist, fragt er nochmal wieder." Er blickte auf die Uhr. "Drei Monate dauert es, um sich von sowas zu erholen. Die sind noch nicht um. Sag ihm, er soll in vier Wochen wiederkommen. Falls du bereit bist, auf einen väterlichen Rat zu hören."
"Natürlich. Ich vertraue Ihrer Menschenkenntnis."
"Ich habe keine und vielleicht vermassel ich dem Kerl nur darum die Tour, weil ich neidisch auf sein schönes Gesicht bin?"
"Würden Sie nicht."
Er lachte. "Wenn du meinst. Und sag keinem, dass du den Rat von mir hast. Nicht dass die anderen auch Tipps von mir wollen."
"Sie haben ja schon Krasowski."
"Ja, ein guter Junge."
"Würde der zu mir passen?"
Er warf sich im Stuhl zurück, nahm sein Buch wieder auf und knurrte: "Mach doch, was du willst."
Geschichten-Manufaktur - 7. Jul, 14:41