Samstag, 25. Juni 2011

Warten auf die Operation

Für Landwehr war es eine schreckliche Übung, seinen Fuß zu schonen. Natürlich versah er trotzdem seinen Dienst, der ohnehin größtenteils im Sitzen stattfand. Er nutzte die erzwungene Nichtsportlichkeit seiner Freizeit, um seine Unterlagen und seine Post in Ordnung zu bringen, den kranken Fuß auf einen umgestülpten Papierkorb gelegt.

Eine Woche war seine erste Operation nun schon her und die finale ließ auf sich warten. Als er am Mittwoch beim Arzt den nackten Zeh auf die Liege stellte, entfuhr diesem: "Oh mein Gott, was ist das denn?"
Landwehr erklärte es ihm.
"Nein", entschied der Arzt energisch. "So etwas operiere ich nicht,
erst muss die Entzündung weg! Kühlen, kein Wasser dran lassen,
hoch legen, Salbe drauf, Verband täglich wechseln. Und Sie kommen wieder..." Er rechnete, da Donnerstag ein Feiertag war... "Montag".
"Aber das ist ja eine halbe Woche!" entfuhr es Landwehr.
Der Arzt zuckte die Schultern. "Vorher kann ich nichts für Sie tun.
Sorgen Sie dafür, dass die Entzündung abklingt."
Mit diesen Worten verschwand der Arzt in die Mittagspause und ließ Landwehr mit seinem Problem allein. Ärzte, pah! Waren sie nicht alle gleich?? Wenn man mal ausnahmsweise einen um Hilfe bittet...

Die letzten Tage hatte Landwehr sich also geschont, denn ihm war klar, wenn die Entzündung nicht zurück ging, würde der Arzt den Zeh einfach amputieren. Auch wenn der Offizier nicht zu Sentimentalität neigte, machte es für ihn einen Unterschied, ob er seinen großen Zeh behielt oder verlor.

Was ihn so ärgerte war, dass sich die Entzündung ja erst nach der Operation so verschlimmert hatte, nämlich weil der Fuß tagelang in einem warmen, von Blut feuchten Verband gesteckt hatte. Warm und feucht, das hatte bisher immer zu einer üblen Verschlimmerung geführt. Aber ohne Verband ging es nicht, weil die Wunde heftig blutete, daumendicke Bindenschichten wurden rot.

Diese Antibiotika, die er eine Woche zuvor genommen hatte (nur zwei statt drei Tage), hatten einen Durchfall verursacht, der nachhaltiger anhielt als alles, was die Kantine bisher zustande gebracht hatte.

Landwehr fragte sich, wozu er überhaupt einen Arzt zu Rate gezogen hatte. Die Salbe hatte er ohnehin vorher in der Apotheke besorgt, die Pflaster und das Verbandsmaterial musste er selbst bezahlen und eine Operation hätte er auch noch eigenhändig hinbekommen.

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