Dienstag, 3. Mai 2011

...

Luisa stand nachdenklich an der Luftschleuse, die nach draußen ins dunkle All führte. Ihr blaues Auge war noch immer nicht ganz verheilt und schimmerte im Neonlicht der Flurlampen violett und gelb gescheckt.

Offizier Landwehr kam zackigen Schrittes den Flur entlang. Luisa erwartete, dass er vorüber hasten würde, ohne sie wahr zu nehmen, doch er blieb stehen. "Denk nicht dran", sagte er trocken. "Du bist wirklich noch sehr jung."

Sie sah ihn erstaunt an. Seine sonst so kalte Stimme hatte einen samtenen warmen Klang gehabt, den sie an ihm nicht kannte. Seine hellblauen Augen zeigten keine Spur von Zynismus oder Hohn, sondern er sah sie einfach nur an.

"Über alles wächst der Zahn der Zeit, während das Gras den Fluss runter treibt, oder was?" höhnte Luisa bitter.

Er lehnte sich ihr gegenüber an die Außenwand des Raumschiffs. "So ähnlich", antwortete er ruhig. "Aus jedem Schlag, den einem das Leben verpasst, lernt man etwas für die Zukunft."

"Ja", erwiderte Luisa. "Ich habe gelernt, dass ich solche Dinge anziehe, weil mit meiner Persönlichkeit etwas nicht stimmt. Ich bin nicht selbstbewusst und daher ziehe ich dominante Männer an."

"Sehr witzig", kommentierte er bitter. "Und mit dem Mistkerl ist alles in Ordnung, oder was?"

"Er hat nur getan, was ich ihm erlaubt habe."

"Hast du diesen Mist von Doktor Song?"

"Das ist Psychologie."

"Das ist Esoterikscheiße. Lass dich nicht irre machen. Unsichere kleine Mädchen wecken in einem normalen Mann den Beschützerinstinkt. So wie in mir gerade." Die Falten neben seinen Augen und in den Mundwinkeln vertieften sich zu einem väterlichen Grinsen. "Aber du bist selbstbewusster als die meisten Mädchen, schließlich bist du Soldatin. Der Kerl wollte von Anfang an das Kräftemessen, darum hat er dich ausgewählt."

"Und ich habe ihn ausgewählt, weil ich gerne geschlagen werde."

"Ja, genau deshalb stehst du jetzt an der Luftschleuse und denkst daran, dich selbst ins All zu katapultieren."

"Tue ich nicht!"

"Klar, das wäre ja auch gegen die Dienstvorschrift. Sag mal, was hältst du davon, wenn ich dich ganz onkelhaft zu einem Kakao einlade?"

"Kirschlikör?" fragte Luisa vorsichtig grinsend.

"Na gut", sagte er. "Und das nächste Mal küsst du einen von den netten Jungs. Ich hätte da auch einen Tipp für dich."

"Oh nein!" rief Luisa. "Ich will lieber alleine sein."

"Klar, erstmal wieder ins Gleichgewicht kommen. Aber wenn du später einen Tipp brauchst, wende dich an mich und meine Menschenkenntnis."

"Meinen Sie Krasowski, Ihren Lieblingsstreber?"

Landwehrs Gesicht wurde hart. "Plapper den Idioten doch nicht alles nach. Du kennst ihn doch gar nicht."

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