Dienstag, 18. Januar 2011

Work-Life-Balance

Der Spruch könnte von mir sein:
"Full Life = Work + Life
There is no such thing as work/life balance, there is just life."
Devlounge, http://andrejserafim.wordpress.com/

Arbeitsstile III

"Junger Mann", rügte der Kapitän den jungen Krasowski, der vor ihm stramm stand, Augen geradeaus.
Vermutlich wäre er lieber im Linoleumboden des kleinen Besprechungsraums versunken, in den er zitiert worden war.
"Junger Mann, was haben Sie sich dabei gedacht?" Keine Antwort. "HABEN Sie sich denn etwas dabei gedacht?"
"Natürlich nicht", stammelte Wanja Krasowski. "Es war ein Versehen. Das kann doch jedem passieren."
Der Kapitän knurrte und holte tief Luft, bevor er sagte: "Den letzten Satz hätten Sie uns beiden besser erspart. So etwas DARF nicht passieren. Wir sind hier im Weltraum. Jedes Versehen kann tödlich sein, insbesondere wenn Sie Berechnungen anstellen und Daten eingeben. Und die Sache HÄTTE beinahe fatal geendet. Wir hatten nur Glück, dass die Kollision in einem Winkel geschah, in dem Projektile an der Außenhaut abgleiten. So sind nur Kleinigkeiten im Inneren durch Sturz kaputt gegangen. Trotzdem hätte Ihre Unachtsamkeit beinahe unser aller Leben gekostet. Haben Sie das begriffen?"
"Ja, Sir."
"Unser Navigationssystem und der Autopilot funktionieren beinahe fehlerfrei im autonomen Modus. Dass wir Daten von Hand nachjustieren können ist eine Sicherheitsfunktion für den Fall, dass irgendetwas schief geht. Sensorfehlfunktion oder Ähnliches. Was hatten Sie überhaupt in der manuellen Dateneingabe zu schaffen?"
"Ich weiß es nicht", sagte Krasowski mit zitternden Lippen.
Der Kapitän schluckte. "Sie können also keinen Grund angeben?"
"Nein, Sir."
"Ich würde es gerne aus Ihnen herausprügeln, aber leider verbieten das unsere Statuten. Ich werde Sie nie wieder an ein Schaltpult lassen, junger Mann. Nicht auf meinem Schiff. Ich stelle Ihr Profil in das Vermittlungssystem ein und bei nächstbester Gelegenheit wechseln Sie das Schiff. Für die nächsten drei Monate werden Sie Böden schrubben und Toiletten. Und während dieser Tätigkeit haben Sie viel Gelegenheit, über Themen wie Gründlichkeit und Disziplin nachzudenken. Wegtreten."
"Danke, Sir."
"Wofür?"
"Für Ihre Milde."
Der Kapitän knurrte und sagte: "Hauen Sie ab, bevor ich es mir anders überlege."

Arbeitsstile II

Ausgerechnet Landwehr war auf der Brücke, als sie in den Asteroidengürtel rauschten, der laut Berechnungen 1200 km von ihrer Trajektorie entfernt sein sollte. Sie bollerten gegen einen Felsklumpen, halb so groß wie ihr Schiff. In der Kombüse fegte der Ruck sämtliche Metallschüsseln von der Arbeitsfläche und der Koch stieß sich die Stirn an der Dunstabzugshaube. Im Garten purzelten die Birnen von den Bäumen und in den Kajüten plumpsten Menschen aus ihren Stockbetten.

Nur Landwehr stand felsenfest mit gespreizten Beinen. Er hatte es kommen sehen. Landwehr kniff die Lippen zusammen und lenkte nach der ersten Kollision von Hand. Hoch konzentriert und präzise. Sechs Bildschirme behielt er gleichzeitig im Blick und niemand wagte auf der Brücke auch nur ein einziges Wort zu sprechen.

Bis der Kapitän mit offener Jacke und ungekämmt herein stürmte. "Was ist da los?"

"Geben Sie mir drei Minuten", sagte Landwehr nur und der Käpt'n wusste, dass er das besser tun sollte.

Drei Minuten verstrichen, und auf fünf Bildschirmen erstreckte sich wieder das wunderschön weite und leere Universum, während der rückwärtige Bildschirm ihnen einen gelben Planeten zeigte, der von einem dichten Astroidengürtel umgeben war. Die Asteroiden funkelten im Licht einer Sonne.

Landwehr sagte kühl: "Käpt'n, ich bitte, meinen Platz für eine halbe Stunde verlassen zu dürfen."

Dies wurde ihm gewährt. Später gingen verschiedene Gerüchte darüber um, was Landwehr in dieser einsamen halben Stunde gemacht habe, während der er sich auf einer Toilette einschloss. Manche behaupteten, sie hätten Schreie gehört.

Nach exakt 29 Minuten war Landwehr zurück auf seinem Posten und erstattete dem Kapitän Bericht. Die Koordinaten waren falsch gewesen. Beim Nachrechnen stellte sich heraus, dass es ein simpler Flüchtigkeitsfehler war.

Landwehr bat den Kapitän, die Strafe festlegen zu dürfen, aber der Kapitän wollte diese Bitte lieber nicht gewähren. Der junge Mann, der den Fehler verbockt hatte, wurde um einen Dienstgrad herunter gestuft und für die nächsten drei Monate in den Putzdienst abkommandiert.

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