Dienstag, 5. Januar 2016

...

"Luisa? Noch am Leben?"
"Ja, ja, Unkraut vergeht nicht. Hier war nur so schrecklich viel zu tun. Heute habe ich etwas Lustiges im Spacenet gefunden: Die nervigsten Chefsprüche. Sehr gut ist auch der unten: 'Erinnern Sie mich morgen nochmal daran.' Wieso sagen alle Chefs immer wieder dasselbe? Wo lernen sie solche Sprüche?"
"Von ihren eigenen Chefs."
"Aha, ja, klingt logisch. Ich lerne die gerade auch von meinem Käptn. Nr. 1 'Ist nur mal so ne Idee' war sein Spruch, als es darum ging, ich solle eine Inventur im ganzen Schiff machen. Ich bin ja schon froh, wenn ich weiß, welche Materialien ich in meiner Werkstatt habe. Da verschwindet dauernd Zeugs, aber keiner bringt irgendetwas zurück.
Als ich darum bat, das Schloss auswechseln zu dürfen, kam Nr. 4 zum Einsatz: 'Klärt das bitte bilateral'. Der hatte doch gar nicht zugehört. Ich weiß doch gar nicht, wer da ständig ein und aus geht, obwohl die Tür abgeschlossen. Mit wem soll ich das denn bitte klären? Und wenn derjenige was klären wollte, würde er doch nicht heimlich einschleichen, während ich nicht da bin? Dann würde er mich doch darum bitten, ihm etwas zu leihen!"
"Nr. 2 wird er bei Ihnen aber doch wohl nie anwenden müssen. Sie haben doch von mir gelernt, Lösungen zu präsentieren."
"Pah, haben Sie ne Ahnung! Ich habe wirklich keine Lösung für gewisse Probleme, weil sie hier an der Arbeitskultur liegen. Da müsste der Käptn sich was überlegen, wie er Feuer in die Bude kriegt. Ich kann ihm doch nicht sagen, wie er die Leute zu führen hat."
"Und die restlichen Sprüche? Nr. 3 ist klar. 'Bis morgen in aller Frische!' klingt einfach flotter als 'Sie dürfen abtreten'."
"Ach, leidenschaftlos wie in Nr.5 ist er ja meistens, hat aber vielfältigere Formulierungen dafür, dass ihm alles am A... vorbei geht. Jederzeit kontaktieren (Nr. 6) ist eh lustig, wenn man ihn gerade kontaktiert hat und er einen abwimmelt. Dann heißt es nämlich 'Kontaktieren Sie mich ein anderes Mal, wenn es unbedingt sein muss.' Nr. 7 'Sie müssen auf die neuralgischen Punkte achten' kommt immer, wenn er gar nicht verstanden hat, wovon ich rede. Mit der Technik hat er es nicht so, was an sich nicht schlimm wäre, wenn er nicht den Anspruch an sich selbst hätte, bei allem mitreden zu können. Der Spruch mit den neuralgischen Punkten passt aber immer und kann nie schaden."
"Ist doch prima, wenn der Chef keinen Schaden anrichtet."
"Ich beschwer mich ja nicht, sondern nenne das nur der Vollständigkeit halber. Nr. 8 und 9 muss ich wohl nicht kommentieren. Das sind die typischen 'Lass mich in Ruhe' Sprüche: 'Du machst das schon', 'Danke für den Input', 'Ich habs auf dem Schirm', 'Lass uns ein anderes Mal darüber sprechen' und der gleichen mehr. Und Nr. 10, dass wir an unserer Performance arbeiten müssen, das ist eh klar. Das ist so das, was er sagt, wenn er mal ausnahmsweise merkt, dass sich alle Mitarbeiter an sein traniges Tempo und seine wurschtige Einstellung angepasst haben. Kreativer wird das mit der Motivation nicht mehr bei ihm, was kein Wunder ist. Wenn er selbst nicht motiviert ist, welche Begeisterung oder Disziplin soll er denn weitergeben?"
"Also alles beim Alten bei euch."
"Ja, genau. Darum habe ich mich auch so wenig gemeldet. Habe einfach die üblichen Dinge gemacht: Inspektionen, Warnungen, Berichte, Gezeter, Schrauben festdrehen, Kabel austauschen, Störstrahlungen messen, Evakuierungsübung durchführen, es wiederholt sich."
"Routine hat was Schönes."
"Tja, und wo bleiben die Herausforderungen im Leben?"
"Im privaten Bereich, würde ich sagen. Das mit der Liebe ist ziemlich kompliziert."
"Nee, eigentlich nicht. Marcus und ich halten immer noch zusammen wie Pech und Schwefel."
"Dann kann ich ja von Ihnen lernen, meine Liebe."
"Aaah, Landwehr, warum sagen Sie das nicht gleich? Gratuliere!"
"Noch gibt es nichts zu gratulieren. Ich habe sie noch nicht mal gefragt, ob sie mit mir ausgehen möchte."
"Ausgehen, wo geht's denn hin? In die Kantine?"
"Werden Sie mal nicht frech! Ich weiß, dass es romantischere Orte gibt, zum Beispiel solche, wo man ungestört ist."
"Im Wäschekeller, haha!"
"Auf der Brücke bei Nacht. Der Schirm ist auf optisch und Milchrstraße eingestellt, am besten zielt man direkt auf einen Sternschnuppenschwarm und wünscht sich dann ganz ungeniert einen Kuss."
"Sie gehen ja ganz schön ran."
"Das Leben ist kurz, es gibt keine Zeit zu verlieren."
"Naja, ich denke, für eine Militärangehörige ist das das richtige Vorgehen. Generalstabsmäßig, direkt..."
"Es ist die Ärztin."
"Doktor Song??? Na, dann sollten Sie vielleicht doch etwas... Ich meine ja nur. Sie wissen, dass sie ziemlich genervt ist, weil wirklich jeder sie anmacht?"
"Ich mache sie nicht an! Werfen Sie mich nicht mit den pubertierenden Rekruten in einen Sack!"
"Ich wünsche Ihnen wirklich Glück mit dieser tollen Frau! Erzählen Sie dann!"
"Mach ich."

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