Montag, 17. März 2014

Ganz unten

Passend dazu wollte ich noch über das Buch "Ganz unten" von Günter Wallraff berichten, das ich neulich spontan gekauft und genauso spontan komplett gelesen habe. Dieses Buch sind die Ergebnisse von Wallraffs under cover Recherchen, für die er sich als Türke verkleidete und auf Jobsuche ging. Dabei lernte er, ähnlich wie Jack London "in the abyss" das Leben derer kennen, denen es richtig schäbig ergeht. Das war 1985. Mich würde interessieren, ob es heute immer noch ähnlich aussieht. Zeit für erneute Recherchen? Vielleicht sogar durch eine Frau? Mit meinem Aussehen könnte ich mich als Türkin und alles mögliche ausgeben.
"Ich war der Narr, dem man die Wahrheit unverstellt sagt." Irgendwo her kommt mir das bekannt vor! In meinem Leben habe ich viele Positionen eingenommen und stellte immer wieder fest, wie wichtig den meisten mein Status ist. Schätzen sie meinen Status gering, dann sagen sie mir nicht nur die Wahrheit, sondern benehmen sich auch absichtlich unhöflich. Daher bin ich gar nicht so sicher, ob erneute Recherchen wesentlich andere Ergebnisse ergeben würden. Nur minimal. Beispielsweise tragen heutzutage vielleicht sogar die Arbeitssklaven Helme und Arbeitshandschuhe? Oder immer noch nicht?
"Ich weiß inzwischen immer noch nicht, wie ein Ausländer die täglichen Demütigungen, die Feindseligkeiten und den Haß verarbeitet. Aber ich weiß, was er zu ertragen hat und wie weit die Menschenverachtung in diesem Land gehen kann. Ein Stück Apartheit findet mitten unser uns statt - in unserer Demokratie. Die Erlebnisse haben alle meine Erwartungen übertroffen." So schreibt Wallraff. Ich fürchte, meine Erwartungen könnten kaum übertroffen werden, weil ich schon so viel erlebt habe. Auch mir hat man schon geraten, in mein Heimatland zurück zu kehren.
Auch diese Erschöpfung und die höhnischen ausbeuterischen Sprüche in diesem Buch kenne ich. 350 Stunden pro Monat sind viel, die habe ich noch nie erreicht. Aber doch beinahe. Nicht nur auf Baustellen werden Menschen ausgebeutet und gedemütigt, auch in der IT-Branche. Auch Managern geht es oft kaum besser als Leiharbeitern, nur dass sie wenigstens ihren Gehalt bezahlt bekommen, der auch ein wenig höher ist. Allgemein wird dieser unter Managern als "Schmerzensgeld" bezeichnet. Aber darf man seinen Stolz verkaufen? Auch wenn es lebensgefährlich wird?

Ich überlege ernsthaft, mich ein wenig im Niedriglohnsektor herumzutreiben und ein wenig zu recherchieren. Allein, das Dummstellen würde mir genau dann schwer fallen, wo es nötig wäre. Mir würde an der falschen Stelle ein "Klar, die ISO 9000" rausrutschen oder ich würde ohne zu zögern auf eine französche Anrede fließend antworten. Und schon wäre ich enttarnt. Andererseits wirke ich oft auch da dämlich, wo ich eigentlich versucht hatte, klug zu wirken. Vielleicht sogar genau dort.

Flaschensammeln

OK, jetzt isses passiert. Tabu gebrochen, noch eine Stufe weiter abgerutscht. Ich habe angefangen mit dem Sammeln von Pfandflaschen und heute habe ich einen Rabattcoupon mitgenommen. Die junge Frau vor mir hat irgendetwas Teures von Armani gekauft und ihren Kassenzettel mit einem Rabattcoupon über 84 Cent liegen lassen. So viel Geld!! *schwups* Dafür kaufe ich mir beim nächsten Besuch eine Tafel Schokolade. :-)

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